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Wanderweg in TroisdorfVon Burg Wissem in die Wahner Heide

Lesezeit 4 Minuten
Unterhalb des Fliegenbergs zieht sich ein sandiger Heidestreifen mit vielen Pfaden und tollen Ausblicken.

Unterhalb des Fliegenbergs zieht sich ein sandiger Heidestreifen mit vielen Pfaden und tollen Ausblicken.

Troisdorf – „Was hast du denn zu Weihnachten bekommen?“ „Ne Wampe!“ Wer dem zustimmen kann, sollte sich flugs in Bewegung setzen und Pfunde abtrainieren. Eine sanfte Variante bieten wir mit unserer 6,5 Kilometer langen Wanderung ins neue Jahr.

Die Runde startet an der Burg Wissem. Dort gibt es Parkplätze, sie ist aber auch mit öffentlichen Verkehrsmitteln gut zu erreichen. Schon der Auftakt präsentiert ein Bündel an Aktionsmöglichkeiten.

Mit „Quattro Passi“ lockt ein exzellenter Italiener, schräg gegenüber gibt es im „Café dell’Arte“ nicht minder leckeren Kaffee und Kuchen. Im Herrenhaus hat das einzigartige Bilderbuchmuseum seinen Sitz, das „Musit“, das Museum für Stadt- und Industriegeschichte Troisdorfs , auf der anderen Seite des Hofes ist zugleich Portal in die Wahner Heide. Aber erst gilt es Kalorien zu verbrennen.

Eichelhäher und Hirsch

Wir verlassen das Burggelände in Richtung Hirschpark, vorbei am Denkmal für den Grünhelm-Gründer Rupert Neudeck. Nach rechts geht es auf den Wilhelm-Stricker-Weg durch die gepflegte Anlage. Ein Eichelhäher schwebt ins Geäst, Rotwild äst auf der freien Fläche. Bald sehen wir die Kapelle am Friedhof vor uns und gehen an der Heerstraße nach links, bis wir an einer Querungshilfe in den Wald abbiegen können. Wir folgen dem Brunnenkellerweg für eine ganze Weile, ein Schild rechter Hand fordert dazu auf, wegen Wildschäden das Tor zum Friedhof geschlossen zu halten.

Es ist eine unwirkliche Szenerie so nahe der Stadt. Die Bäume fast ohne Blätter ragen in den Himmel, links knorrig und alt, rechts in Reih und Glied, noch ziemlich jung. Sanft geht es auf und ab, ein Schild an einem Stamm weist daraufhin, dass es hier für Läufer in der Winterserie lang geht. Bald erreichen wir den Brunnenkeller. Mitte des 19. Jahrhunderts hatte ihn Baron von Loё errichten lassen. Das Wasser des Heimbachs wurde aufgestaut, um die Milch der auf den nahen Wiesen weidenden Kühe in Kannen kühl zu halten. Wald gab es damals auf den Broicherwiesen noch nicht. Nur ein paar Mauerreste erinnern an die Kühlung vergangener Zeiten.

Libellenreicher Teich

Nicht weit davon passieren wir den Leyenweiher, ein künstliches Gewässer. Er entstand schon 1845, um die Hochwasser des Leyenbachs besser kontrollieren zu können. Heute ist er einer der libellenreichsten Teiche der Wahner Heide, der Fischbestand ist naturnah. Vor allem aber ist er ein wunderschönes Fleckchen Natur, blauer Himmel und Wolken spiegeln sich darin, manchmal auch ein am nahen Flughafen gestarteter Jet.

Wir umrunden den Leyenweiher und folgen dem roten Logo der Erlebniswege des Natursteigs Sieg. Alternativ gibt es die Abenteuervariante über die kleinen Pfade auf der gegenüberliegenden Seite. Sie führen uns nach einigem Wurzelwerk in den offenen Heidestreifen unterhalb des Fliegenbergs, wo wir auch wieder auf den Heideweg treffen. Die Strecke hält sich am Waldrand, aber es empfiehlt sich durchaus, über die Sandhügel mit Wacholder- und Erikasträuchern zu stromern. Wer genau hinschaut, sieht an den sonnenbeschienenen kleinen Hängen Einfluglöcher solitär lebender Wildbienen. Wer den höchsten Punkt ansteuert, wird mit einem fantastischen Blick zur Siegburger Abtei und bis zum Siebengebirge belohnt.

Ein bisschen Vorsicht ist an der Altenrather Straße geboten, die wir überqueren müssen. Hier herrscht je nach Tageszeit reger Verkehr. Über den Parkplatz erreichen wird den Stellweg, dem wir aber nur eine kleine Strecke folgen. Schon den ersten Weg nach links nehmen wir. Nicht schlimm, wer ihn verpasst, selbst der zweite und dritte Abzweig führt letztlich zum Ziel. Wie überhaupt gerade an dieser Stelle die Wanderung beliebig ergänzt und verlängert werden kann. Wir bleiben auf dem eingeschlagenen Weg, der unterhalb des Ravensbergs zum Mauspfad verläuft.

Quarzit findet sich hier im Boden, das haben schon die Menschen der Steinzeit gewusst und sich hier niedergelassen, jungsteinzeitliche Funde belegen das. Eine große Platte findet sich unweit des Ringelsteinwegs, der nach ihr benannt ist. Vor etwa 15 Millionen Jahren entstanden und damit genau so alt wie der Spicher Hohlstein, war er Fundament und Fußboden für das Wohnhaus der 1670 erbauten Franziskaner-Klause, der Eremitage, die bis 1808 bestand. Es ist ein magischer Ort, umstanden von alten Eichen. Ein mächtiges Exemplar, innen ausgehöhlt, ist quer über den Pfad gestürzt.

Eine kleine Umleitung führt hinunter zum Mauspfad, den wir, ebenfalls mit der geboten Vorsicht, überqueren. Vorbei am Schützenhaus der Sebastianus-Bruderschaft gelangen wir bald zum China-Restaurant „Kaiser Garten“ und zurück in den Hirschpark, vorbei am stattlichen Rotwild, in den Innenhof der Burg Wissem. Jetzt können wir uns laben, an Köstlichkeiten ebenso wie an Kultur.

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