Übung in Sankt AugustinBrenzlig wie ein echter Brand

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Regelrecht im Feuer standen die Teilnehmer bei der „Wärmegewöhnungsübung“ im Container.

Regelrecht im Feuer standen die Teilnehmer bei der „Wärmegewöhnungsübung“ im Container.

Sankt Augustin – Braungelber Rauch quillt aus den Ritzen der Stahltür, die plötzlich aufschwingt. Eine Flammenwalze rollt über die Feuerwehrleute hinweg, die an der Frischluft auseinanderreißt. Die Hitzewelle ist für die Beobachter draußen spürbar, um wie viel heißer muss es in dem Container sein?

Die Freiwillige Feuerwehr hatte die Firma „Feuercon“ eingeladen, auf dem Hof des Gerätehauses Menden an der Siegstraße zwei Sattelauflieger aufzustellen, in denen eine 50-Quadratmeter-Wohnung nachgebildet ist: mit Küche, Werkstatt, Flur und Wohnzimmer sowie mehreren Zwischentüren. Doch damit daraus eine sogenannte Realbrandausbildung werden kann, ist eine Brennkammer eingebaut, in der Holzpaletten, Bretter und Spanplatten verbrannt werden. Dabei bilden sich Rauchgase, die je nach Sauerstoffzufuhr und Temperatur durchzünden können, der berühmte „flash-over“.

Um ihre Wehrleute für den Einsatz fit zu machen, gönnt die Stadt ihnen zwei Ausbildungen jährlich in derartigen „Wärmegewöhnungsanlagen“. Zwei Varianten gibt es, die gasbetriebene und die mit Festbrennstoffen, wie jetzt in Menden. Sie ist noch näher dran an der Wirklichkeit, denn während das Gas einfach abgedreht werden kann, muss das Feuer mit Holz richtig gelöscht werden. Deshalb sind bei diesen Übungen neben den Teilnehmern in Schutzkleidung und mit Atemschutz immer auch vier Trainer mit im Container. Die können eingreifen, wenn es brenzlig wird.

Vorbereitet werden diese Trainingstage von der Projektgruppe Innenangriff, von jedem der sechs Standorte sind zwei Feuerwehrleute darin Mitglied. Sie treffen sich zweimal im Monat. Leiter Andreas Groß beschreibt ihre Aufgaben: „Unser Kernthema ist Feuer löschen. Dafür entwickeln wir Aus- und Weiterbildungen. Wir diskutieren Einsatztaktiken und testen Helme, Handschuhe und Kleidung. Unsere Vorschläge gehen dann an die Wehrleitung.“

In dem Container geht es darum, zu erleben, was die Einsatzkleidung leistet, Angst abzubauen, eine Durchzündung im geschützten Rahmen zu erleben und nicht im Ernstfall wie gelähmt zu sein, wenn es passiert. Denn an der Decke kann es bis zu 1200 Grad Celsius heiß werden, in Kopfhöhe sind es immer noch um die 400 Grad. Irgendwann hält das die beste Jacke, der beste Helm nicht aus. Bei der jetzigen Ausbildung sind zwei Jacken durchgeschlagen, ein Helm und eine Taschenlampe haben Blasen geschlagen. Es ist eine Übung am Limit.

Kleidung durchschütteln

„Es ist sehr wichtig, das einmal miterlebt zu haben“, sagt Victoria Brief, die in der Löschtruppe an der Hochschule mitmacht. „Bisher habe ich noch wenig Erfahrung mit Realeinsätzen, ich fühle mich auf jeden Fall sicherer nach einer solchen Ausbildung.“ Stefan Vester hingegen ist schon ein alter Hase, der oft als Teil des ersten Angriffstrupps ins Feuer geht. „Wie immer war es sehr gut, seit 2007 mache ich jede Fortbildung mit“, erklärt der gestandene Feuerwehrmann, immerhin im 26. Jahr aktiv dabei. Er versucht immer, beide Termine wahrzunehmen.

Sein Kamerad André Fey hat sich schon darauf gefreut, aber: „Es war heiß, das war schon hart. Aber es ist so wichtig zu lernen, wie wir eine Brandausbreitung verhindern können und wie eine Tür geöffnet werden kann, hinter der es brennt.“ Die Übung ist keine Pflicht im Rahmen der Qualifizierung, wie Pressesprecher Sascha Lienesch betont. Trotz klammer Kassen aber gönnt die Stadt ihren Freiwilligen die wohnortnahe Ausbildung. Früher sind sie zu einem Anbieter nach Düsseldorf gefahren, die mobile Anlage hat sich indes bewährt, um möglichst viele Wehrleute erreichen zu können.

In der Nachbesprechung erläutern Markus Faak und Stefan Panitzsch noch einmal, wie wichtig es ist, die Kleidung immer wieder durchzuschütteln, um ein Luftpolster zwischen Haut und Stoff zu bekommen. Die Entstehung der Rauchgase, ihr Weg in einem geschlossenen Raum, der Unterschied zwischen Stahl- und Holztüren – all das wurde noch einmal vertieft. „Macht euch lang, damit sich die Wärme über den ganzen Körper verteilt und nicht punktuell etwa auf die Knie schlägt.“ Und den vielleicht wichtigsten Tipp gab es am Ende: „Behaltet das Brandobjekt immer im Auge und sichert euren Rückzugsweg.“

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