Viele Feiern, wenig PersonalEventlocations in Rhein-Sieg sind so gut wie ausgebucht

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Verena Nordhorn von Burg Niederpleis. 

Rhein-Sieg-Kreis. – „Abstand halten“ lautete die Devise in den vergangenen zwei Jahren, an Feste und Feiern war kaum zu denken. Dass nun Hochzeiten, Ehejubiläen und runde Geburtstage nachgefeiert werden, bringt viele Gastronomen ganz schön ins Schwitzen.

Villa Waldesruh in Siegburg

„An manchen Wochenenden haben wir fünf Hochzeiten“, berichtet Sandór Krönert, einer der beiden Geschäftsführer der Villa Waldesruh in Siegburg. Das denkmalgeschützte Gemäuer in Seligenthal mit seinen elegant eingerichteten Räumen und Gästezimmern ist für Gesellschaftsfeiern gefragt – und zwar so sehr, dass Krönert und sein Geschäftspartner Timo Müller immer wieder absagen müssen: „Wir freuen uns total über zahlreiche Buchungen, an manchen Wochenenden könnten wir fünfmal so viele Veranstaltungen machen.“

Die beiden Geschäftsmänner können den Gästen dann manchmal Alternativen anbieten: Sie betreiben das Bonner Tanzhaus, den Traubenwirt in Sankt Augustin und das Haus der Nachbarschaft. „Aber es kommt schon vor, dass Gäste ausschließlich in die Villa wollen“, so Krönert. Die muss er nun auf Herbst und Winter vertrösten: „Da würde auch in diesem Jahr noch was gehen“.

Nur wenig Personal habe man glücklicherweise durch den Lockdown verloren, der Krönert und Müller traf, kurz nachdem sie die Villa Waldesruh im November 2019 übernommen hatten. „Wir mussten aufstocken bei Barkeepern, das war gar nicht so leicht, alle suchen jetzt nach Restaurantfachleuten und Köchen. Da sind wir aber gut aufgestellt.“ 

Burg Niederpleis in Sankt Augustin

Auf Burg Niederpleis ist schon seit Wochen die beliebte Terrasse geschlossen. „Uns fehlen die Bedienungen“, berichtet Verena Nordhorn. Die Mitarbeiter würden zurzeit im Festsaal eingesetzt, der an den Wochenenden schon bis Silvester ausgebucht sei. Eine Spätfolge des Lockdowns, so die Wirtin. Sogar Improvisation sei nicht mehr möglich.

„Wir haben versucht, die Terrasse auf Selbstbedienung umzustellen“, so die 37-Jährige. Die Gäste hätten kein Problem damit gehabt, es fehle aber an Mitarbeitern in der Ausgabe und an der Kasse. Ein guter Kellner könne Arbeitsspitzen ausgleichen, das sei die Herausforderung. Diese Fachkräfte seien jedoch zurzeit nicht zu finden. „Wenn es so weiter geht, dann bekommen wir auch Probleme im Festsaal“, so Nordhorn.

Begonnen hätte es im im März 2020 mit dem Lockdown. „Hochzeiten, Geburtstage und andere Feiern durften nicht mehr stattfinden“, so Nordhorn. Die Mitarbeiter wurden an anderer Stelle eingesetzt. Die Nachfrage im Hofladen stieg zum Beispiel an. „Die Menschen kochten wieder mehr, weil die Restaurants geschlossen waren.“

Auch der zweite Lockdown 2021 konnte so überstanden werden. Allerdings mussten wieder Feiern abgesagt werden, Mitarbeiter wurden in Kurzarbeit geschickt. Als dieses Jahr alle Beschränkungen gefallen waren, „kamen nicht alle aus der Kurzarbeit zurück“, so Nordhorn.

Personenfähre Rheinschwan fährt von Niederkassel nach Wesseling

Kapazitäten für Feiern gibt es nur in geringem Umfang auf der Personenfähre Rheinschwan, die normalerweise Fußgänger und Radfahrer von Niederkassel-Lülsdorf nach Wesseling und zurück bringt. Außerhalb der Fahrplanzeiten kann das knapp 27 Meter lange Schiff der Wesselinger Weisbarth Fahrgastschiff GmbH für Familienfeiern, Betriebsausflüge und andere Events gemietet werden.

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„Es gibt freitags ab etwa 19.30 Uhr sowie samstags und sonntags ab etwa 18.30 Uhr noch Kapazitäten“, sagt Firmenchefin Herlind Weisbarth. Wer mit dem Rheinschwan über den Rhein schippern und dabei feiern möchte, muss allerdings selbst für Catering und Service sorgen. Auch wegen der Probleme, geeignetes Service-Personal zu finden.

Über Personalprobleme klagt Weisbarth auch bei den Schiffsführern. Mitarbeiter zu finden, die die Schiffe der Flotte steuern sei mittlerweile ausgesprochen schwierig. Man sei deshalb in großem Maß auf Schiffsführer im Ruhestand angewiesen, die sich aus Spaß an der Tätigkeit zumindest stundenweise hinter das Steuer setzen, berichtet die Reederin. Schiffstouren im Rahmen von Feiern seien vor diesem Hintergrund in großem Stil kaum möglich.

Katholisch Soziales Institut in Siegburg

Alle Hände voll zu tun hat auch die Belegschaft des Katholisch Sozialen Instituts auf dem Siegburger Michaelsberg. Der Terminkalender ist voll, berichtet die stellvertretende Geschäftsführerin Sandra Bratschke; allein etwa ein Dutzend wegen der Pandemie verschobene Hochzeiten werde in den kommenden Monaten nachgeholt. Und auch für runde Geburtstage oder Ehejubiläen kommen Gesellschaften auf den Berg, die darauf zwei Jahre lang verzichten mussten.

„Das stellt uns vor große Herausforderungen“, sagt Bratschke: Weil die Personalsituation schwierig ist wie überall in der Gastronomie. Für große Festlichkeiten greifen die Verantwortlichen auf Personaldienstleister zurück – „und da ist die Lage ja nicht anders.“ Noch ist es Bratschke und ihren Mitarbeitenden dennoch gelungen, alle Veranstaltungen auch zu realisieren. Kurzfristige Anfragen müssten eher abgelehnt werden, weil die Räumlichkeiten ausgelastet sind. Die Vermietung müsse mit dem Tagungsgeschäft abgestimmt sein.

Wer dennoch auf dem Michaelsberg feiern möchte, braucht ein wenig Geduld: „Wir haben schon sehr viele Anfragen und feste Buchungen für 2023“, gibt Sandra Bratschke Auskunft. Und wer gar heiraten möchte, den muss sie eher schon auf das Jahr 2024 vertrösten. 

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