Wegen Corona-KriseKleine Hofläden in Rhein-Sieg erfahren Kundenzulauf

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Die Leute kaufen bewusster, hat Siegfried Pelz  in seinem Hofladen in Neunkirchen-Seelscheid festgestellt.

  • Die Corona-Krise hat die Wirtschaft schwer getroffen.Viele kleine Unternehmen verzeichneten einen Umsatzeinbruch.
  • Nicht jedoch die kleinen Hofläden im Rhein-Sieg-Kreis.
  • Wie diese mit dem plötzlichen Kundenzulauf umgegangen sind und welche Regeln sie dabei beachten mussten.

Rhein-Sieg-Kreis – Jeden Tag Wochenende – was klingt wie wahrer Luxus, bedeuteten für Susanne Hüsgen stressige Wochen. Denn ihr Bioladen in Hennef-Süchterscheid war in der Zeit des Corona-Lockdowns täglich so voll wie sonst nur an Wochenenden. Ein ähnliches Bild bot sich in anderen Hofläden im Rhein-Sieg-Kreis . Die kleinen Geschäfte mit den frischen und lokalen Produkten im Sortiment haben regen Zulauf erfahren.

„Mitunter stand ich zwölf Stunden im Laden“, sagt Hüsgen, die ihren Umsatz gegenüber einem normalen Frühjahr verdoppelt hat. Bereits um 9 Uhr sei der Parkplatz vor ihrer „Hofkiste“ voll gewesen, und das jeden Tag. „Das waren nicht nur Stammkunden. Da waren auch Menschen dabei, die aus Angst vor einer Infektion im Supermarkt lieber in einem kleinen Laden in der Nähe einkaufen wollten. Das haben wir auch vermittelt bekommen: »Ich fühle mich wohl, und ich fühle mich sicher.«“

Rundkurs im Laden

Um die Hygieneregeln einzuhalten, hat Hüsgen einen Rundkurs in ihrem Lädchen eingerichtet. Die Kunden passieren das Gemüseregal und betreten einen weiteren Raum mit Regalen, um die sie herumlaufen müssen, um an die Kasse zu gelangen. Sie verlassen das Geschäft über einen Seitenausgang. Besonders begehrt waren frisches Gemüse, Nudeln und Mehl. „Hamsterkäufe gab es auch bei mir.

Ein Kunde wollte sogar etliche Mengen Weißkohl mitnehmen. Da bin ich aber eingeschritten und habe gefragt, was er mit so viel Weißkohl will – das schmeckt nach ein paar Tagen doch gar nicht mehr.“ Zur „Hofkiste“ gehört auch eine Gärtnerei. Seit Mitte März verkauft Hüsgen in ihrem Laden Setzlinge von Tomaten, Gurken, Kürbissen und Kräutern.

Setzlinge waren ausverkauft

„An einem Wochenende waren die ausverkauft.“ Auch der Bedarf an Gemüse war groß. „Ich denke, die Leute kaufen frische Zutaten, weil sie jetzt die Zeit zum Kochen haben – sie arbeiten von zu Hause, die Kantinen auf der Arbeit und in der Schule haben noch zu.“ Der große Ansturm blieb bei Siegfried Pelz aus, versteckt, wie sein Hofladen in Neunkirchen-Seelscheid liegt. „Ich öffne ihn eh nur noch freitags und samstags“, sagt der 68-jährige.

Tomaten, Gurken, Kartoffeln, all das baut er selbst an, auch Eier kommen frisch vom Hof. Mehr Kundschaft hat ihm der Lockdown nicht beschwert, aber etwas ist ihm aufgefallen: „Die Leute kaufen bewusster ein und achten nicht so auf den Preis.“ Jede Krise habe etwas für sich: „Die Leute steigen vom Pkw aufs Rad um und kaufen im Hofladen statt im Supermarkt ein. Das ändert sich aber alles wieder zum Alten hin, der Mensch ist ein Gewohnheitstier.“

Hochbetrieb in Sankt Augustin

Hochbetrieb herrschte in den vergangenen Wochen im Hofladen der Burg Niederpleis in Sankt Augustin. „Seit Pfingsten lässt der Andrang wieder ein wenig nach. Zuvor standen die Leute teilweise eine Stunde lang in der Schlange vor dem Laden“, berichtet Betreiberin Verena Nordhorn. Auch der selbst angebaute Spargel lockte die Kundschaft an, zudem die freie Zeit. „Die Leute hatten mehr Muße“, glaubt Nordhorn. „Die meisten konnten im Homeoffice arbeiten und waren schneller fertig. Die Restaurants hatten zu, und niemand fuhr über die Feiertage weg. Da waren viele Leute in der Stimmung: Wir kochen uns was Gutes.“

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Günstig an einer Radstrecke gelegen, kehrten viele Kunden zufällig ein. „Es hatte durchaus etwas Angenehmes, dass nur drei Kunden gleichzeitig im Laden sein durften. Umgekehrt wirkten die Leute etwas gestresst, weil draußen so viele Menschen warteten – die Zeit für das Schwätzchen fehlte.“ Zwischen Mitte April und Mitte Juni richtete Nordhorn einen Lieferdienst ein, der gut angenommen wurde. Ob ihr die Kunden erhalten blieben? Nordhorn: „Das sehen wir im nächsten Jahr.“

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