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Weihnachten im Corona-JahrSo feiern Menschen im Rhein-Sieg-Kreis 2020

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Rhein-Sieg – Die ganze Familie beim Weihnachtsessen versammelt, Treffen mit Freunden oder die Arbeit an den Feiertagen – in diesem Jahr ist vieles anders, denn die Corona-Pandemie setzt Grenzen. Fünf Beispiele.

Die Kinderheimleiterin

„Eher im kleineren Rahmen“ verbringt Sonja Boddenberg, Leiterin des Kinderheims Pauline von Mallinckrodt in Siegburg, ohnehin den Heiligabend. Mit Kindern – neun und 15 Jahre alt – und Boddenbergs Eltern geht es ruhiger zu. Fragen hat die 45-Jährige dennoch: „Mir ist es wichtig, Weihnachten auch in der Kirche zu feiern“ – und wie das aussehen kann, habe sie weder für sich noch für das Kinderheim beantworten können.

Ein größeres Treffen gehört für Sonja Boddenberg zum ersten Feiertag, wenn die Brüder mit Familien die Gesamtzahl der Feiernden – immer reihum bei einem der drei Geschwister – auf 13 erhöhen. „Wir haben vorgestern gesagt, wir warten ab.“ Sonja Boddenberg kann sich aber auch „vorstellen, dass es kleiner wird“. Denn selbst wenn die Regierung zehn erwachsene Personen gestatte „halte ich das nicht unbedingt für einen klugen Schachzug.“ Zumal sie schon wegen ihres Berufs keine Quarantäne halten könne. Aber „dann feiern wir eben im nächsten Jahr wieder“. (dk)

Der neue Ruheständler

Weihnachten mit der Familie und den drei Enkelinnen, darauf hatte sich Siegburgs Ex-Bürgermeister Franz Huhn besonders gefreut, als er Ende Oktober aus dem Amt schied. Das ändert sich trotz Corona nicht: An Heiligband geht es zum jüngeren Sohn mit Familie, wo fünf Erwachsene und ein Kind zusammenkommen, auch am Ersten Weihnachtstag beim älteren Sohn werden die Grenzen eingehalten.

Am Zweiten Weihnachtstag kommen alle zu den Großeltern nach Kaldauen. Der 69-Jährige wird mehr Ruhe haben: Die Besuche als Bürgermeister bei Feuerwehr, Polizei oder Don-Bosco-Haus entfallen. „Jetzt kann ich beim Baumschmücken und in der Küche mithelfen.“

Huhn erinnert sich gern an seine Jahre als Messdiener in Niederpleis. „»Frohe Weihnachten« durfte erst nach der Christmette gewünscht werden, die um Mitternacht begann“, habe ihnen der Pastor eingeschärft. Später schlossen sich Partys der älteren Messdiener an. „Das waren tolle Nächte.“ (ah)

Der neue Bürgermeister

„Wir haben Heiligabend immer zusammen mit der Familie gefeiert“, erinnert sich der neue Bürgermeister von Hennef, Mario Dahm (SPD).

In einem Dorf im Hanftal groß geworden, begeht der 31-Jährige das Fest traditionell. „Meine Eltern sind dabei, die Oma, mein Bruder und ich.“ Ein klassisches Traditionsessen gibt es nicht. „Wir haben immer vorher beraten, was gekocht wird.“ Wildbraten gehöre schon mal auf die Speisekarte. An den anderen Feiertagen standen in der Vergangenheit immer Verwandtschaftsbesuche an.

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„Ich verhalte mich zurückhaltend“, sagt Dahm, „nicht alles, was erlaubt ist, ist auch zwingend notwendig“. Zwar kämen nicht so viele Menschen zusammen, dass die Regeln gebrochen würden. Aber wahrscheinlich werde er nicht jeden Besuch mitmachen. Zu groß seien die Herausforderungen, als das er es sich leisten könne, krank zu werden. (rvg)

Der Patchworkfamilienvater

„Das wird ein völlig anderes Weihnachten.“ Das Heim von Michael und Iris Klement ist seit 15 Jahren der zentrale Treffpunkt der Patchwork-Familie. Eine Schwester kam mit Kindern aus Zürich, zudem weitere Geschwister des Paares. Die jeweils eigenen Kinder reisten aus Berlin, Hildesheim und Köln an. Und dann kam die 76 Jahre alte Mutter mit der Cousine. Michael Klement kommt auf 25 Personen, erinnert sich an lange Gespräche und Diskussionen bei dem einen oder anderen Glas Rotwein. „Das klassische Familienweihnachten.“ In diesem Jahr bewegt die Klements weniger die Frage, was erlaubt ist.

Maßstab ist die Sicherheit. Die Mutter soll auf keinen Fall gefährdet werden. „Wir werden wahrscheinlich nur zu viert sein. Aber wir freuen uns schon auf ein Wiedersehen im großen Kreis – irgendwann.“ (sp)

Die Chefin des Hilfsvereins

„Sicher wird es irgendwie anders“, sagt Monika Bähr, die Vorstandsvorsitzende des SKM – Katholischer Verein für Soziale Dienste im Rhein-Sieg-Kreis. „Aber das muss ja nichts Negatives sein.“

So findet sie das Angebot des ökumenischen Freiluftgottesdienstes am Heiligabend auf dem Marktplatz ihres Wohnorts Sieglar reizvoll, das übliche Familientreffen am ersten Weihnachtsfeiertag bleibt mit einer Teilnehmerzahl von acht Personen – Bährs Sohn, Geschwister und deren Familien – unter dem Schwellenwert. „Ich gehe davon aus, dass auch die anderen ja sagen“, sagt Bähr, „bis jetzt war es ja unklar“. Groß ist ihr Bedauern über die erzwungene Absage der Weihnachtsfeiern, die der SKM für Obdachlose oder psychisch Kranke ausrichtet.

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Die Feier zu Heiligabend in der Notschlafstelle Don-Bosco-Haus, für Bähr ein fester Termin seit 25 Jahren, soll es geben, wenn auch ohne Besuch von außen. Denn, so die 63-Jährige: „Heiligabend ist auch da Heiligabend.“ (dk)

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