Romanische Kirchen KölnEine starke Frau blickt zurück auf die Vereinsgründung

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Gelöste Stimmung bei Joseph Kardinal Höffner (l.), Stadtkonservatorin Hiltrud Kier (2.v.l.) und Oberbürgermeister Norbert Burger (r.) nach der Gründung des Fördervereins Romanische Kirchen am 18. Dezember 1981 im Hansasaal des historischen Rathauses.

Köln – Aus der Festschrift zum 40-jährigen Bestehen des Fördervereins Romanische Kirchen Köln veröffentlichen wir ausgewählte Beiträge in gekürzter Fassung. Den Auftakt macht die Kunsthistorikerin und langjährige Kölner  Stadtkonservatorin Hiltrud Kier (84), die aus der Gründungszeit des Vereins berichtet.

Von Hiltrud Kier

„Wen außer Sie interessieren diese Kirchen eigentlich?“– die natürlich ironisch gemeinte Aussage des Generalvikars Norbert Feldhoff, den ich im Januar 1981 aufsuchte, um die von Erzdiözesanbaumeister Wilhelm Schlombs befürchtete Reduzierung der Kirchensteuermittel für die weitere Restaurierung der romanischen Kirchen in Köln abzuwenden, brachte mich so in Rage, dass ich beschloss, diese Frage öffentlich zu stellen.

Dies geschah dann umgehend im März 1981 in der Dombau-Kommission, in welch elitäres Gremium mich Dombaumeister Wolff eingeladen hatte, um dort Kardinal Höffner und Minister Christoph Zöpel mit dieser Frage zu konfrontieren – was zumindest in Köln schmunzelndes Vergnügen erzeugte, weil die Zeitungen zu berichten wussten, dass ich dem Kardinal mehr Gottvertrauen empfohlen hätte, als er über die enormen Kosten sprach. Ich hatte aber nur darauf verwiesen, dass in der Diskussion 1946/47 die Frage nach dem Geld nicht aufkam und man mit Gottvertrauen an den Aufbau ging.

Alles zum Thema Norbert Feldhoff

„St. Gereon, wo liegt das eigentlich?“

Die nächste Gelegenheit, diese Frage nach dem Interesse an dem Schatz der Kölner romanischen Kirchen zu stellen, erfolgte in den Fraktionssitzungen von CDU und SPD. Wie sehr diese einmaligen Bauten aus dem Bewusstsein verschwunden waren, zeigte in der CDU die Frage „St. Gereon, wo liegt das eigentlich?“ und in der SPD die dort wohl nicht anders zu erwartende Frage, was sie denn mit Kirchen zu tun habe. Überraschenderweise aber meldete sich da Jupp Jansen, kölsches SPD-Urgestein und als Verkehrsexperte bis dahin keineswegs als Verfechter denkmalpflegerischer Anliegen verdächtig, und erklärte den Genossen die Bedeutung dieser Bauten, die ihm sein Vater als Kind im noch unzerstörten Zustand gezeigt hatte.

Wie dann die Gründung des Fördervereins mit Oberbürgermeister und Erzbischof als Ehrenvorsitzende zustande kam und welche Menschen von Sigurd Greven über Gisela Heidecke sowie die Verleger Heinrich Heinen und Dieter Schütte bis zum Vorsitzenden Günter Heidecke daran aktiv beteiligt waren, habe ich in „Colonia Romanica“ 1997 ausführlich beschrieben. Wie in so vielen anderen Fällen, war ich auch bei dieser Gelegenheit die einzige Frau in der Runde. #Metoo war noch nicht erfunden. Zwar ging mir keiner an die Wäsche, aber so manche Kommentare von damals könnten sich die Herren heute nicht mehr leisten.  

Vorurteile gegen arbeitende Frauen

So, wenn etwa Sparkassendirektor Fritz Hermanns süffisant bemerkte, dass ich wohl Glück hätte, dass mein Mann mich einfach arbeiten ließe, oder bei anderer Gelegenheit quasi anerkennend feststellte, ich hätte einen männlichen Verstand. Die zahllosen sonstigen Anzüglichkeiten und mehr oder minder stillen Vorwürfe als Mutter von vier Kindern musste frau damals einfach beiseiteschieben oder überhören, sonst wäre ein erfolgreiches Arbeiten nicht möglich gewesen.

Die Gründung des Vereins im Hansasaal am 18. Dezember 1981 war dann der Beginn einer sofortigen und beispiellosen Wiederkehr der Kölner Bevölkerung in ihre romanischen Kirchen. Bereits bei der Einladung nach St. Kunibert am 5. Februar 1982 als erste Mitgliederversammlung des Fördervereins war die Kirche überfüllt und Pfarrer Franz Schneider überwältigt, denn so voll hatte er seine Kirche noch nie gesehen. Wir hatten bewusst St. Kunibert als Auftakt gewählt, denn es ging insbesondere um den Wiederaufbau des noch ruinösen Westquerschiffs.

St. Pantaleon

957 begann der Bau von St. Pantaleon als Benediktinerabteikirche. Im 12. Jahrhundert wurde sie um Seitenschiffe erweitert. Mittelschiff und Westwerk gelten als einzigartige Zeugnisse ottonischer Baukunst in Köln. Der Kölner Erzbischof Bruno,  Bruder Kaiser Ottos  des Großen, hatte den Bau durch eine Stiftung ermöglicht.  Kaiserin Theophanu wurde im Jahr 991   in St. Pantaleon bestattet, ihr Sarkophag steht heute in der Seitenkapelle des Westbaus.

Das Prunkstück im Innern der Pantaleonskirche ist der spätgotische Lettner von 1502/03 – eine steinerne raumhohe Schranke mit reichem Figurenschmuck, darunter Darstellungen Marias und der Heiligen Pantaleon und Benedikt. (fu)

Erster Zyklus von Führungen 1982

Im ersten Zyklus von Führungen, die ich 1982/83 machte, kamen jeweils bis zu 1000 Menschen. Insbesondere bei den Führungen auf den Baustellen im Chor von St. Maria im Kapitol, im Dekagon von St. Gereon oder in Groß St. Martin strömten die Menschen, um diese lang entbehrten architektonischen Meisterwerke zu sehen.

Aber auch in St. Pantaleon war die Kirche so voll, dass Pfarrer Karl Heinz Bergmann meinte, dass das die Lautsprecheranlage nicht schaffe: „Da müssen Sie auf die Kanzel“. Offen gestanden, mir schlottern noch heute die Knie, wenn ich daran denke. Aber es klappte, nachdem ich seinen Rat befolgt hatte, langsam und nicht in meinen eigenen Nachhall zu sprechen.

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Der Beitrag von Hiltrud Kier stammt aus dem Buch „Romanik und Porträt. 40 Jahre Förderverein Romanische Kirchen Köln“. Es ist im Handel nicht erhältlich. Fördermitglieder erhalten es kostenlos. 

www.romanische-kirchen-koeln.de

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