Salafisten-Razzia in Köln, Bonn und Pulheim20.000 Korane in NRW sichergestellt

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Polizisten sichern am 15.11.2016 in Pulheim ein Gelände, auf dem sich ein Lager der "Lies! Verlag Gesellschaft" befindet. 

Düsseldorf – Bei der Razzia am Dienstagmorgen wurden in Nordrhein-Westfalen bei Durchsuchungen über 20 000 Korane sichergestellt. Außerdem beschlagnahmten die Ermittler 20 000 CDs. „Es wird geprüft, ob die CDs einen radikalen Inhalt haben“, sagte ein Polizeisprecher der Rundschau. Bei der Großrazzia gegen mutmaßliche Unterstützer der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) haben Polizisten in NRW mehr als 30 Wohnungen und Geschäftsräume durchsucht.

Ein Schwerpunkt ist Pulheim (Rhein-Erft-Kreis), wo das Zentrallager der radikal-salafistischen Vereinigung „Die wahre Religion“ vermutet wird, wie die Deutsche Presse-Agentur aus Sicherheitskreisen erfuhr.

Ein weiterer Schwerpunkt ist Bonn, wo sich der Hassprediger und Initiator der Verteilaktion „Lies!“, Ibrahim Abou-Nagie, zuletzt aufgehalten haben soll.

In Köln wurden Ermittler in vier Objekten vorstellig, unter anderem im Stadtteil Widdersdorf und im Stadtteil Ehrenfeld. In Ehrenfeld stellten die Fahnder einer Privatperson im Zusammenhang mit dem islamistischen Verein eine Verbotsverfügung zu.

Razzia in insgesamt zehn Bundesländern

Weitere Durchsuchungen gab es neben Bonn und Pulheim in Herford, Eschweiler, Aachen, Hasewinkel, Niederzier, Bochum, Essen, Münster, Recklinghausen, Hagen, Menden, Wetter, Wuppertal, Gelsenkirchen, Dortmund und Neuss. Im Kreis Steinfurt stellten die Ermittler ebenfalls einer Privatperson eine Verbotsverfügung zu. 

Polizisten hatten am Dienstagmorgen in insgesamt zehn Bundesländern eine Großrazzia gestartet. Dabei sollen Verbotsverfügungen überstellt und Beweise gesichert werden. 

Missbrauch des Islam verbieten

Nach dpa-Informationen hat Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) die Vereinigung „Die wahre Religion“ („DWR“) und die von ihr unter dem Titel „Lies!“ organisierten Koran-Verteilaktionen in Fußgängerzonen verboten.

Das Verbot der salafistischen Vereinigung ziele nicht auf die Verbreitung des islamischen Glaubens oder die Verteilung von Koranen oder deren Übersetzungen. Verboten werden solle lediglich der Missbrauch des Islam durch Aktivisten, die extremistische Ideologien propagierten oder Terrororganisationen unterstützten.

140  Islamisten nach „Lies!“-Aktionen ausgereist

Nach einer Radikalisierung durch die jetzt verbotenen „Lies!“-Koranverteilaktionen sind bislang rund 140 junge Islamisten aus Deutschland in die Kampfgebiete der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) gereist.

Das teilte Innenminister Thomas de Maizière (CDU) am Dienstag in Berlin mit und ergänzte: „Das mussten wir unterbinden.“ Die Ausgereisten seien im Zusammenhang mit der scheinbar harmlosen Verteilung von Koranen in Fußgängerzonen oder auf Plätzen radikalisiert worden. (dpa, ta) 

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