Sorge um WeltkulturerbestatusInvestoren wollen Hotel auf Loreley-Plateau bauen

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Zum Ensemble gehören neben dem Hotelgebäude auch zehn  freistehende zwei- bis viergeschossige Hotelvillen. In Workshops wurde  eine landschaftsverträgliche Gestaltung angestrebt.

Zum Ensemble gehören neben dem Hotelgebäude auch zehn  freistehende zwei- bis viergeschossige Hotelvillen. In Workshops wurde  eine landschaftsverträgliche Gestaltung angestrebt.

St. Goarshausen – Wer kennt nicht das traurig-schöne Lied von Heinrich Heine über die Schönheit der Loreley. Der Schiffer schaut nicht die Felsenriffe, sondern nur in die Höhe zur schönsten Jungfrau, die dort singend ihre Haare kämmt, und wird mit seinem Kahn von den Wellen des Rheins verschlungen, heißt es da.

Betörend ist für norddeutsche Investoren auch die Aussicht auf ein repräsentatives Hotelprojekt auf dem weltberühmten Loreley-Plateau. Kritiker fürchten hingegen um den Weltkulturerbestatus der Loreley. Bis 2024 sollen auf dem Plateau rund 320 Zimmer und Suiten in mehreren Gebäuden für bis zu 700 Wellness- und Tagungsgäste gebaut werden. Zurückgesetzt von der Felsenspitze sollen sich die verschiedenen Bauten mit begrünten Dächern, Holzfassaden sowie Erdeinfassungen aus Schiefer und Grauwacke in die Landschaft des Welterbes Oberes Mittelrheintal hineinschmiegen, teilt die Planet Gruppe in Kiel mit. Die freie Sicht bleibe.

Adresse für Besucher der Bundesgartenschau 2029

„Mit den Unesco-Vorgaben ist ein Sichtachsenkonzept entwickelt worden, sodass man das Hotel von bestimmten Punkten unten nicht sieht“, sagte Unternehmenssprecherin Sybill Kolander. Vorstand Dr. Andreas Böckmann ist vom Konzept und Standort überzeugt. „Wir werden hier sowohl für Urlauber und Genießer, als auch für Unternehmen aus den Ballungszentren Köln/Bonn und Mainz/Wiesbaden ganzjährig eine interessante Erholungs- und Tagungsstätte schaffen.“ Und auch für Besucher der Bundesgartenschau 2029 im Welterbe Oberes Mittelrheintal will das Hotel eine erste Adresse sein.

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Welterbe seit 2002

Die Loreley ist Bestandteil des Oberen Mittelrheintals, das seit Juni 2002 als erste deutsche Kulturlandschaft in die Welterbe-Liste der Unesco aufgenommen wurde. Es erstreckt sich von Bingen/Rüdesheim über 67 Kilometer bis nach Koblenz.

welterbe-mittelrheintal.de

Doppelzimmer ab 99 Euro

320

Zimmer und Suiten sind in dem Hotelkomplex „Slow Down Loreley“ geplant. Investitionsvolumen: 90 Millionen Euro.

Baubeginn: Frühjahr 2021 – Fertigstellung: 2023/2024

Doppelzimmer soll es ab 99 Euro an geben. Wanderer, Familien, Wellness-Touristen und Tagungsgäste seien die erwartete Zielgruppe. Ein Referenzobjekt des Tagungs- und Wellnesshotels, das „Slow Down Travemünde“ mit 110 Zimmern, wurde erst im Mai dieses Jahres eröffnet.

Im Frühling nächsten Jahres ist laut Kolander der Baubeginn für das Projekt mit einem fünfstöckigen Hauptgebäude, zehn zwei- bis vierstöckigen „Hotelvillen“ sowie „40 Superior-Zimmern in Weinbergterrassen“ geplant. 2024 soll das Hotel unter dem Namen „Slow Down Loreley“ hoch über dem Rhein eröffnen. Die drei Partner Planet Gruppe, Nidag und Aye Media planen der Sprecherin zufolge eine Investition von 90 Millionen Euro. Nidag sei bereits seit 2016 Eigentümer der benötigten Grundstücke auf der Loreley. Der Planungsverband Loreley, in dem die örtlichen Kommunen zusammengeschlossen sind, hat die Pläne nach fünf Gestaltungsworkshops abgesegnet, aber noch hat der Rhein-Lahn-Kreis keine Baugenehmigung erteilt.

Kritik von den Grünen

Kritik an den Plänen kommt von den Grünen im Rhein-Lahn-Kreis. Sprecher Christoph Weyrath sagte, mit einem wie früher einmal geplanten 300-Betten-Hotel könne er noch leben. Das neue Projekt sei aber überdimensioniert und werde ein Naturdenkmal noch mehr versiegeln: „Sie brauchen auch Parkplätze und Zuwege.“ Die kurvenreiche Zufahrtsstraße vom Rhein zwischen Felsen hoch zur Loreley sei zu schmal für so viele Hotelgäste.

Auch der Rheinische Verein für Denkmalpflege und Landschaftsschutz (RVDL) fürchtet um den Weltkulturerbestatus, auch wenn er die Bemühungen der Investoren um eine landschaftsverträgliche Hotelarchitektur auf dem Loreley-Plateau anerkennt“, heißt es seiner Stellungnahme. Der RVDL fordert sowohl das Land Rheinland-Pfalz, die Verbandsgemeinde Loreley, die Stadt St. Goarshausen, die Ortsgemeinde Bornich, die Kreisverwaltung des Rhein-Lahnkreises als auch den Investor dringend dazu auf, eine einvernehmliche Lösung zu finden, um das Bauvolumen der geplanten Hotelanlage zu reduzieren und auf einen Großparkplatz in unmittelbarer Hotelnähe zu verzichten, damit die Unesco Welterbelandschaft Oberes Mittelrheintal auch auf dem Hochplateau des Loreleyfelsens in ihrer Besonderheit sichtbar und erlebbar bleibe.

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Kritikpunkte die Investor Andreas Böckmann inzwischen als erledigt betrachtet. Einerseits soll nun unter dem Hotel eine Tiefgarage mit 120 Stellplätzen gebaut werden. 180 weitere Parkplätze sollen an Stellen auf dem Gelände geschaffen werden, an denen ursprünglich noch fünf weitere Hotelvillen geplant waren. Nichts liegt uns ferner, als den Weltkulturerbestatus zu gefährden, so Dr. Böckmann.

Dessen ungeachtet hat RVDL-Vorsitzender Prof. Dr. Christoph Zöpel appelliert, die Landschafts- und Denkmalverträglichkeit durch den Internationalen Rat für Denkmalpflege (ICOMOS) überprüfen zu lassen. In die gleiche Kerbe schlägt auch die in Bonn ansässige Deutsche Unesco-Kommission. „Wir raten dringend dazu, eine frühzeitige Abstimmung mit dem Unesco-Welterbezentrum in Paris und seinen Beratungsgremien herbeizuführen“, so Referentin Sabine Luft. Die fachliche Bewertung, ob eine Stätte gefährdet ist, obliege dem jährlich zusammenkommenden Unesco-Welterbekomitee, so die Referentin. Nächste Sitzung des Gremiums ist erst im Sommer 2021 in Fuzhou, China.

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