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Steigende GaspreiseErste Saunen in Region um Köln werden abgeschaltet – ein Überblick

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Die Gaskrise betrifft auch die Freizeitbranche. Manche Bäder schließen ihre Saunen. (Symbolbild)

Rheinland – Die Energiekrise wird immer deutlicher spürbar. Anbieter kündigen Preiserhöhungen an, die Angst, dass das Gas knapp und die Wohnung im Winter kalt wird, steigt. Wenn es finanziell beim Heizen einer Wohnung eng wird, kann man sich ausmalen, vor welchem Problem die Betreiber von Saunen und Thermalbädern aktuell stehen. In München etwa haben die Stadtwerke die Saunen in allen kommunalen Schwimmbädern seit August geschlossen und die Wassertemperatur gesenkt, um Energie zu sparen. Und wenn die Preise überall steigen, reicht das Geld für einen Besuch in der Sauna? Wir haben uns bei den Betreibern rund um Köln umgehört, wie sie mit der Situation umgehen. 

Mediterana in Bergisch Gladbach

Für Oliver Mathée vom Mediterana in Bergisch Gladbach ist klar, dass höhere Kosten auf die Saunalandschaft zukommen werden. Doch das große Problem liege nicht bei den steigenden Preisen, sondern in der Frage, ob das Gas auch weiterhin noch geliefert wird.

Ohne Gas könnten im Mediterana nach eigenen Angaben bis auf drei Saunen alle weiter betrieben werden, da der Großteil mit Strom funktioniere. Allerdings könne die Temperatur im Wasser nicht gehalten werden, weil die Bäder über Wärme statt mit Strom geheizt werden. Um dieses Szenario im Winter möglichst zu vermeiden, habe das Mediterana ihren Gasverbrauch reduziert. „Um unseren Beitrag zu leisten, haben wir uns dazu entschieden unser Blockheizkraftwerk, das mit Gas betrieben wird, abzustellen“, sagt Mathée. Dadurch würde das Mediterana 57 Prozent ihres Gasverbrauchs einsparen. Stattdessen würde man den Strom, den das Blockheizkraftwerk eigentlich produziere, einkaufen. 

Saunapark Siebengebirge

Auf den Saunapark Siebengebirge in Königswinter mit rund 20.000 Quadratmeter an Pools, Saunen und Spa haben die ansteigenden Gas- und Strompreise ebenfalls Auswirkungen. „Wir beschäftigen uns derzeit damit, wie wir die Anlage energetisch umstellen können“, sagt der Geschäftsführer Frank Rösgen.

Der Saunapark werde mit einem Blockheizkraftwerk betrieben, das mit Gas Wärme und Strom produziere. Damit könnten 50 Prozent des benötigten Stroms selbst hergestellt werden. Das bedeute aber auch: Wenn weniger Wärme benötigt werde, werde auch weniger Strom produziert. Deshalb sei es schwierig, die Temperaturen in einzelnen Bereichen herunterzufahren. Auch die Saunen würden aktuell wie gewohnt betrieben. „Wir halten das Angebot so lange aufrecht, wie wir auch Gas bekommen“, betont Rösgen. Allerdings müsse man auch die Nachfrage in den Blick nehmen. Es sei durchaus zu befürchten, dass durch Preissteigerungen weniger Menschen den Saunapark besuchen könnten. Bislang habe die Nachfrage der Kunden jedoch noch nicht nachgelassen.

Erste Konsequenzen hat Rösgen bereits gezogen: Seit August wurden die Preise für eine Tageskarte um einen Euro auf 30 Euro erhöht. Der Tarif für die Zuzahlungen für 30 Minuten steigt von einem Euro auf 1,50 Euro. Trotz aller Schwierigkeiten zeigt sich Rösgen kämpferisch: „Wir sind nach zwei Jahren Pandemie krisenerprobt – auch diese Situation werden wir durchstehen.“

Panorama Sauna Holzweiler

In der Panorama Sauna Holzweiler werden die Saunen nicht geschlossen und die Wassertemperaturen nicht gesenkt, das gehöre zum Gesamtpaket und zum Erlebnis eines Besuchs, sagt Geschäftsführer Ralf Schmidt. Bei steigenden Gaspreisen würde es zwangsläufig darauf hinauslaufen, die Eintrittspreise anzupassen. Dies könnte bedeuten, dass eine Zehnerkarte von 200 Euro auf 240 Euro und eine Tageskarte von 24 Euro auf 27 Euro ansteigt. „Wir versuchen aber so lange wie möglich, die Preise stabil zu halten“, sagt Schmidt.

Allerdings befürchtet er, dass die gesamte Branche auf Grund der Energieintensität nur mit drastischen Preiserhöhungen überleben könne, was wiederum die Nachfrage negativ beeinflussen würde. Sollte es dadurch zu Schließungen kommen, sollten diese seiner Meinung nach wie in der Corona-Pandemie angeordnet werden, damit durch staatliche Unterstützung und Kurzarbeit die Betriebe und Arbeitsplätze abgesichert wären.

Um im Winter etwas unabhängiger vom allgemeinen Markt zu sein, sei die Sauna aktuell dabei, das Blockkraftheizwerk auf Flüssiggas umzustellen. Damit werde 52 Prozent des benötigten Stroms selber hergestellt. 

Familienbad De Bütt in Hürth

Schon in den Sommerferien hat das Familienbad De Bütt in Hürth energiesparende Maßnahmen ergriffen und führt diese nun weiter. Die Wassertemperaturen wurden je nach Becken um ein bis vier Grad abgesenkt. Die Sauna bleibt geschlossen.

Mit der Temperaturabsenkung setzt der Bäderbetrieb eine Empfehlung der Deutschen Gesellschaft für das Badewesen um. Dort geht man davon aus, dass die Energieversorgung im Zusammenhang mit dem Krieg in der Ukraine reguliert wird, weil weniger Gas aus Russland durch die Pipeline fließt. Als nicht systemrelevanten Betrieben könnten den Bädern dann Einschränkungen bis hin zur Schließung drohen. Dem will der Verband durch Maßnahmen zur Energieeinsparung vorbeugen.

Zwar werde das Familienbad mit Fernwärme beheizt, die auch aus Abwärme der Orion-Rußfabrik stamme. Doch dort wird in der Produktion Gas eingesetzt, so Bäderdezernent Jens Menzel. Eine Pflicht, die Temperatur herunterzuregeln, gebe es aktuell nicht. Menzel betont aber: „Wir stehen in der gesellschaftlichen Verantwortung, Energie einzusparen.“ So könnten Reserven für den Winter gebildet werden.

Aquarena in Pulheim

Auch die Sauna in der Aquarena in Pulheim ist seit Wochen geschlossen, um Energie zu sparen. Und sie wird es mindestens noch bis Ende August bleiben.

„Für den Betrieb werden täglich rund 1100 Kilowattstunden Strom benötigt“, teilte Stadtsprecherin Ruth Henn mit. Darüber hinaus werde die Wassertemperatur im Hallenbad gesenkt: „Im Schwimmerbecken wird die Wassertemperatur dann 26 Grad statt 28 Grad betragen, im Kursbecken wird sie auf 28 Grad gesenkt.“

Badewelt Euskirchen

Die Badewelt Euskirchen gibt an, man müsse sich bei ihnen vorerst keine Sorgen machen: Luft- und Wassertemperatur werden dort mit erneuerbaren Energien geheizt. Also kein Bedarf am ungeliebten Gas oder an Kohle, weshalb man dort auch keinerlei Einschränkungen in Sachen Öffnungszeiten oder Temperaturen erwartet, wie Kommunikationsleiterin Kerstin Huth-Neises mitteilt.

Eifeltherme Zikkurat

Die Eifeltherme Zikkurat hingegen hat bereits jetzt die Wassertemperatur um zwei Grad gesenkt. „Damit folgen wir dem Aufruf von Bundeswirtschaftsminister Habeck aufgrund der stockenden Gasversorgung da, wo es geht, Energie einzusparen“, heißt es auf der Website der Badeanstalt.

Wellness-Park Siegburg, Monte Mare Betriebe

Viele Betreiber wollen die Entwicklungen im September noch abwarten und dann Konzepte entwickeln, so etwa Jürgen Hoffmann vom Wellness-Park in Siegburg.

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Auch Jörg Zimmer, Marketingleiter für die Monte Mare Betriebe, hält es aktuell für verfrüht, mögliche Folgen der steigenden Energiepreise für die Saunen in Rheinbach zu kommunizieren. „Das würde nur die Mitarbeitenden und die Gäste verunsichern, das wäre wie über ungelegte Eier sprechen. Wir freuen uns über jeden, der aktuell kommt.“ Intern würde allerdings einiges vorbereitet werden, um sich auf verschiedene Szenarien vorzubereiten. Konkrete Informationen würden die Monte Mare Betriebe aber erst zu gegebener Zeit an ihre Besucher und die Öffentlichkeit weitergeben.

Gummersbacher Badeland und Walter-Leo-Schmitz-Bad in Wipperfürth

Die Stadtwerke Gummersbach haben Mitte Juli entschieden das Saunaland im Gummersbacher Badeland (Gumbala) bis Ende August zu schließen, um einen Beitrag zum Energiesparen zu leisten.

Die Sauna im Walter-Leo-Schmitz-Bad in Wipperfürth bleibt nach Angaben der Stadtverwaltung ebenfalls ab Montag, 15. August, bis auf Weiteres geschlossen. Bereits seit Mitte Juni habe man die Wassertemperatur in den Schwimmbecken gesenkt. (red)

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