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Sturmtiefs im RheinlandErste Züge rollen wieder – Bahn-Evakuierung bei Köln

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Köln Hbf Ausfall Sturm

Chaos am Kölner Hauptbahnhof: Die Deutsche Bahn hatte den Fernverkehr am Donnerstagmorgen in NRW eingestellt.

Düsseldorf  – Das Sturmtief „Hendrik“ hat am frühen Donnerstagmorgen seinen Zug über Deutschland begonnen. Der kräftige Herbststurm brachte vielerorts heftige Böen mit sich, teils auch Gewitter und Regen. Im Laufe des Donnerstags rechnete der Deutsche Wetterdienst (DWD) in einem Streifen über die Mitte bis in den Osten und Nordosten Deutschlands mit schweren Sturmböen und teilweise orkanartigen Böen von bis zu 105 Kilometern pro Stunde.

Im Bergland könne es sogar Orkanböen mit bis zu 120 Stundenkilometern geben. Der Deutsche Wetterdienst (DWD) hatte auch für Nordrhein-Westfalen landesweit eine Sturmwarnung herausgeben. Im Laufe des Donnerstagsnachmittags soll der Sturm nachlassen.

Sturmschäden: Erste Züge rollen seit Mittag wieder

Nachdem der Fernverkehr wegen Sturmschäden in Nordrhein-Westfalen am Donnerstagmorgen komplett eingestellt worden war, rollen seit dem Mittag auf einigen Strecken wieder erste Fernzüge. Wie die Deutsche Bahn am Mittag mitteilte, werde der Zugverkehr auf ersten Strecken nach und nach wieder aufgenommen.

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„Hendrik“ oder „Ignatz“ – Welcher Sturm fegt über das Land?

Namen der Sturmtiefs führen zu Verwirrung – Erklärung

Das erste Sturmtief des Herbstes heißt „Hendrik“ - und sorgte damit für einige Verwirrung. Denn neben „Hendrik“ war auch Tief „Ignatz“ wetterbestimmend, zumindest bis Mittwoch, erklärte der Deutsche Wetterdienst (DWD) in Offenbach. Nachts habe sich dann ein Teiltief mit Namen „Hendrik II“ hervorgetan - und sei letztlich für den Sturm am Donnerstag verantwortlich gewesen. Der genaue Hergang müsse noch geklärt werden, heißt es beim DWD.

Die Namensgebung bei wetterbestimmenden Tief- und Hochdruckgebieten erfolgt nach einer alphabetischen Liste durch das Institut für Meteorologie der Freien Universität Berlin. Dazu werden für einen dreistelligen Betrag Patenschaften vergeben. Als nächstes folgt demnach „Jascha“. (dpa) 

Es komme jedoch weiter zu Ausfällen und Verspätungen in weiten Teilen Deutschlands. Wie lange die Behinderungen andauerten, sei noch nicht abzusehen.

So dauern die Aufräumarbeiten auf der Strecke Düsseldorf und Köln weiter an, auch sei die ICE-Strecke nach Wuppertal noch nicht befahrbar, sagte ein Sprecher. Der Sturm hatte seit der Nacht Äste und Bäume auf Gleise oder in Oberleitungen geweht. In Thüringen, Sachsen und Sachsen-Anhalt wurde der Bahnverkehr nach Bahn-Angaben bis auf Weiteres eingestellt.

Die Zugausfälle führen teilweise zu sehr langen Verspätungen: Auf der Strecke zwischen Köln und Düsseldorf steckten rund vier Stunden Menschen in einem EC fest. Es heißt, die Passagiere mussten ohne Heizung, Nahrung und Strom ausharren. Der Zug wurde mittlerweile wohl evakuiert.

Die Bahn riet, sich vor Fahrtantritt zu informieren. Wer seine für diesen Donnerstag geplante Reise verschieben wolle, könne bereits gebuchte Fernverkehrstickets eine Woche bis nach Störungsende flexibel nutzen. 

Sturmeinsätze in NRW: KVB stark beeinträchtigt

In NRW sind am Donnerstagmorgen vereinzelte kleine Einsätze wegen umgestürzter Bäume gemeldet worden. In Köln hieß es bei der Polizei zunächst: „Bei uns nichts Größeres.“ Doch im Laufe des Morgens zeigte sich vor allem die KVB stark beeinträchtigt. Es kommt zu massiven Verspätungen aufgrund mehrerer Fahrleitungsschäden.

Die Sturmböen haben in Düsseldorf ebenfalls mehrere Einsätze der Feuerwehr ausgelöst. Seit der Nacht zu Donnerstag seien die Kräfte zu 47 Gefahrenstellen ausgerückt, meistens wegen loser Äste, umgekippter Bäume oder Absperrungen an Baustellen, teilte die Feuerwehr mit.

Sturm im Rhein-Sieg-Kreis: Feuerwehr suchte nach Jogger

Im Rhein-Sieg-Kreis war der Betrieb der Stadtbahn-Linie 66 zwischen Siegburg und Bad Honnef am Morgen durch den Sturm beeinträchtigt. Nach Angaben der Bonner Stadtwerke (SWB) stürzte am Morgen bei Spitzenbach ein Baum auf die Gleise. Der Bahnverkehr war deshalb zwischen Rhöndorf und Bad Honnef für mehrere Stunden unterbrochen. Die SWB setzte zwischenzeitlich Ersatzbusse ein. Die Feuerwehr räumte die Strecke.

Im Rhein-Sieg-Kreis hat der Sturm noch weitere Auswirkungen. Auf dem Markt in Siegburg sind zahlreiche Blumenkübel trotz ihrer Größe und Schwere umgekippt. Auch Stühle sind wegen des Sturms herumgewirbelt. In Niederkassel wurde die Feuerwehr am späten Vormittag alarmiert, weil ein Jogger im Rheidter Werthchen als vermisst gemeldet wurde. Die Feuerwehr suchte das Gebiet ab und setzte auch eine Drohne ein. Es wurde aber niemand gefunden. Die Suche wurde eingestellt, weil keine weitere Vermisstenmeldung vorliegt.

Es gilt im Rhein-Sieg-Kreis, sowie auch in Euskirchen, die Warnung vor orkanartigen Böen bis in den Vormittag. Im Kreis Euskirchen hatte die Feuerwehr bisher 15 Einsätze wegen des Sturms. Verletzt wurde niemand.

Oberberg: Sturmtief Ignatz sorgt bereits am Morgen für 50 Einsätze

Der Oberbergische Kreis meldet am Vormittag, dass es aufgrund des Sturms im Kreisgebiet bereits über 300 Einsätze gegeben hat. Laut Kreisbrandmeister Wilfried Fischer würden aus allen Gebieten im Kreis meist umgestürzte Bäume gemeldet. Ein solcher war vermutlich auch verantwortlich für einen Kurzschluss in einer Stromleitung bei Reichshof-Denklingen. 

In Engelskirchen-Büchlerhausen lag ein Baum auf den Gleisen der Regionalbahn: Einzelne Zugfahrten nach Köln fielen bereits aus, mit weiteren Störungen im Bahnverkehr ist zu rechnen. In Hückeswagen ist laut Fischer ein Baum auf ein Haus gestürzt. Überall in Oberberg sorgt nasses Laub für rutschige Straßen.

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Die Kreisleitstelle wurde personell verstärkt, um die vermehrt auflaufenden Notrufe abarbeiten zu können, sagte Kreisbrandmeister Wilfried Fischer auf Nachfrage unserer Zeitung. Alle Feuerwehren in den Kommunen hätten ihre Unwetter-Meldeköpfe besetzt, um die von der Leitstelle weitergeleiteten Alarmierungen eigenständig abarbeiten zu können. Die Feuerwehren von Gummersbach, Lindlar und Hückeswagen haben laut Fischer vorsorglich alle Einheiten alarmiert, um schnell reagieren zu können. 

Auch im Rhein-Erft-Kreis kam es wegen des Sturms zu zahlreichen Einsätzen. So musste die Feuerwehr etwa umgeknickte Bäume wegräumen.

Wind soll im Laufe des Tages nachlassen

Im Laufe des Nachmittags lässt der Wind den DWD-Angaben zufolge von Westen her wieder nach. Es wird insgesamt kühler. Am Donnerstag liegen die Temperaturen zwischen 15 und 18 Grad, im Westen und Norden zwischen 12 und 15 Grad. (ksta, dpa, ag, pf)

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