Tödlicher Schuss aus PfefferpistoleFremdenfeindliche Motive werden geprüft

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Der Tatort in der Hüttenstraße in Bergisch Gladbach. Hier fielen am 27. März die verhängnisvollen Schüsse aus der Pfefferpistole, an deren Folgen ein 30-jähriger Mann wenige Tage später starb. Der 24-jährige Schütze sitzt seither in Untersuchungshaft.

Der Tatort in der Hüttenstraße in Bergisch Gladbach. Hier fielen am 27. März die verhängnisvollen Schüsse aus der Pfefferpistole, an deren Folgen ein 30-jähriger Mann wenige Tage später starb. Der 24-jährige Schütze sitzt seither in Untersuchungshaft.

Bergisch Gladbach – Rund zwei Monate nach dem tödlichen Schuss mit einer Pfefferpistole auf einen 30-Jährigen in Bergisch Gladbach, untersuchen die Ermittlungsbehörden, ob die Tat einen fremdenfeindlichen Hintergrund haben könnte. Die Aufarbeitung des tragischen Falls ist bei der Kölner Staatsanwaltschaft von der Abteilung für die Bearbeitung von Kapitalverbrechen zu der für politische Straftaten gewechselt. „Wir gehen Hinweisen auf eine mögliche fremdenfeindliche Motivation nach“, sagte Oberstaatsanwalt Ulf Willuhn der Rundschau. Weitere Angaben machte der Ankläger dazu nicht.

Hakenkreuz in Lack geritzt

Wie die Rundschau dennoch erfuhr, sind bei der Auswertung des Mobiltelefons des 24-jährigen Tatverdächtigen entsprechende Inhalte entdeckt worden. Diese Auswertung hatte die gegründete Mordkommission im Kölner Polizeipräsidium vorgenommen. In einer ersten Vernehmung bestritt der mutmaßliche Schützen einen Vorsatz, war aus Polizeikreisen zu erfahren. Es ist geplant, von dem Tatverdächtigen ein psychiatrisches Gutachten in Auftrag zu geben. Einen genauen Zeitpunkt für die Erstellung der Expertise gibt es noch nicht. Nach Angaben von Oberstaatsanwalt Willuhn wird es auch ein waffenrechtliches Gutachten geben. „Es soll geklärt werden, welche Energie beim Gebrauch der Pfefferpistole freigesetzt wird“, sagte der Ankläger weiter. Hinweise, dass die Waffe manipuliert wurde, gebe es nicht. Der mutmaßliche Schütze sitzt weiter wegen des Vorwurfs des Totschlags in Untersuchungshaft.

Der Bluttat ist offenbar ein Streit unter den Nachbarn vorausgegangen. In den Tagen vor den Schüssen, hatte ein Unbekannter im Bereich der Hüttenstraße die Reifen von rund 20 Autos zerstochen. Außerdem wurden der Lack an Fahrzeugen zerkratzt und in einem Fall ein Hakenkreuz eingeritzt. Als sich am Tag des tödlichen Schusses, dem 27. März 2018, der mutmaßliche Schütze und das spätere Opfer auf der Straße trafen, kam es erst zu einer verbalen Auseinandersetzung. Der 24-Jährige vermutete, dass der 30 Jahre alter Mann mit marokkanischen Wurzeln die Autoreifen zerstochen hatte. Wie die Polizei weiter ermittelte, gab der Angreifer zunächst mit der Pfefferpistole einen Strahl des Chili-Reizstoffs gegen den Oberkörper des Mannes ab. Mit dem zweiten Schuss traf der Schütze das Auge des Opfers, das an den Folgen der dabei erlittenen schweren Kopfverletzungen fünf Tage später starb. „Der genaue Tatablauf und die Hintergründe müssen noch weiter im Detail ermittelt werden“, betonte Willuhn.

Bei der Tatwaffe handelte es sich um eine freiverkäufliche Pfefferpistole vom Typ Jet Protector JPX, die laut Hersteller ohne Waffenschein und Altersbeschränkung zur Tierabwehr erhältlich ist. Entwickelt wurde sie als nicht-tödliches Abwehrgerät für Polizei und Spezialeinheiten. Wieso die Schussabgabe im konkreten Fall tödlich gewesen ist, müssen die Ermittlungen zeigen.

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