Wesseling, Weilerswist und ErftstadtRazzia nach brutalen Überfällen auf Senioren

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Razzia in Wesseling

Durchsuchung einer Autowerkstatt in Wesseling 

Köln – Der Fall hat Stoff für einen spannenden Krimi  zur besten Sendezeit: Es geht um Drogen in einem Pferdetransporter und einer möglichen Spur zu Mafia, monatelange verdeckte Ermittlungen, traumatisierte Opfer und einen Zugriff von Spezialkräften kurz vor einem Überfall. Bei guten Krimis wird der Fall am Ende aufgeklärt und  so soll es auch in dem echten Verfahren sein, dass die Kölner Polizei am Dienstagmorgen live und in Farbe vorstellte.

Nach Raubüberfällen auf reiche Senioren in Nordrhein-Westfalen hat die Polizei  Uhr zwei Männer im Alter von 38 und 39 Jahren verhaftet. Der Jüngere lag in einer Autowerkstatt in Wesseling noch im Bett, als die Fahnder ihn weckten und festnahmen. Beamte durchsuchten bei der Razzia die Wohnungen der Verdächtigen in Weilerswist und Erftstadt, sowie weitere Räume in Zülpich, Hattingen und Solingen.  Die beiden Männer sollen zwischen 2016 und 2019 mit sechs anderen Beschuldigten in  vier Überfälle in Köln, Bochum, Brühl und Frechen begangen haben.

Opfer gefesselt und bedroht

Die Opfer wurden dabei gefesselt und bedroht, damit sie Tresore öffneten oder Zugangscodes verrieten. Einige wurden auch verletzt.  „Die Täter gingen ausgesprochen brutal vor. Kaum waren die Männer in den Wohnungen wurden die Opfer traktiert“, sagte ein Polizist, der mit dem Fall betraut.  Die wohlhabenden Senioren wurden vor den Taten  von Mitgliedern der Bande regelrecht observiert und der Tagesablauf der Bürger dokumentiert. Zudem machen die Ermittler die Männer für einen versuchten Einbruch in einem Supermarkt und einen Wohnungseinbruch verantwortlich. Bei ihren Taten sollen sie Geld und Schmuck im Wert von mehreren Hunderttausend Euro erbeutet haben. Nach Rundschau-Informationen liegt die Summe bei annähernd 900.000 Euro.

Seniorin in Lindenthal überfallen

Die Ermittlungen in dem spektakulären Fall gehen bis ins Jahr 2017 zurück. Damals wurde am 8. November eine Seniorin in ihrer Wohnung in Lindenthal von zwei als Paketboten getarnten Tätern überfallen. Die Männer klingelten bei der Frau und stürmten in die Räume. Zwei Jahre ermittelte die Polizei intensiv in dem Fall; doch sie kam nicht weiter. Dann der Durchbruch: In einem Verfahren um bandenmäßigen Kokain-Handel vor dem Kölner Landgericht ergaben sich Hinweise auf den Überfall auf die Seniorin in Lindenthal. Dieses Drogen-Verfahren war ebenso spektakulär. Drei Männer und zwei Frauen soll 100 Kilo Kokain in einem Pferdetransporter von den Niederlanden nach Großbritannien geschmuggelt haben. Als Drahtzieher wurde die Mafia vermutet.

Weitere Straftat verhindert

Doch damit nicht genug an heißen Spuren für die Kriminalpolizei. Es gab Hinweise, dass es einen neuen Überfall auf Senioren geben sollte – aber der konnte von Spezialkräften in Brühl gestoppt und die Täter „abgefischt“ werden. Der 38-Jährige und 39-Jährige wurden bei dem Zugriff festgenommen. In den Autos der Beschuldigten fanden Fahnder neben einer Schusswaffe Arbeitsanzüge, Sturmhauben, Perücken, Handschuhe, Funkgeräte, GPS Tracker, einen Elektroschocker sowie Wechselkleidung, die einer der Festgenommenen offenbar bei früheren Überfällen getragen hatte.

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Bei der Razzia am Dienstag stellten die Fahnder umfangreiche Tatbekleidung, eine Schreckschusswaffe mit Munition, eine Armbrust, Schlagringe und Mobiltelefone sicher, darunter zwei besonders kleine Mobiltelefone sicher, die die  Beschuldigten für „geheime“ Absprachen genutzt haben sollen.  Mit diesen  kleinen Handys, ohne jegliche moderne  Technik, sollte es den Ermittlern schwer gemacht werden die Anrufe abzuhören oder die Spuren der Täter nachzuverfolgen.  Aber die Fahnder gaben trotz aller Probleme nicht auf und so klickten schließlich doch die Handschellen wieder.

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