Zeitungsaktion bringt 4,5 Millionen EuroWie Flutopfern mit Ihrer Spende geholfen wird

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Natalie Luetjens (v.l.) und Maike Schnelle von der ADRA und Volker Haas vom Kinderschutzbund Bad Münstereifel.

Natalie Luetjens (v.l.) und Maike Schnelle von der ADRA und Volker Haas vom Kinderschutzbund Bad Münstereifel.

  • 4,5 Millionen Euro hat die Spendenaktion von Kölnischer Rundschau, Kölner Stadt-Anzeiger und Express in Kooperation mit der Kreissparkasse Köln und der Sparkasse KölnBonn für die Flutopfer bisher erbracht.
  • Was mit dem Geld geschieht, darüber sprach Sarah Brasack mit Birte Steiger, der Sprecherin der „Aktion Deutschland Hilft“

Guten Tag Frau Steiger. Viele Leserinnen und Leser möchten wissen, ob ihre Spenden auch direkt bei den Betroffenen etwa in Rhein-Erft, Euskirchen oder an der Ahr angekommen sind?

Selbstverständlich kommen die Spenden auch bei den direkt Betroffenen an. Im Moment konzentrieren sich unsere Bündnis-Organisationen sogar in hohem Maß auf die Auszahlung von Soforthilfen. Darüber haben viele Haushalte jeweils um die 2500 Euro bekommen. Das war für viele immens wichtig, um sich mit so alltäglichen Dingen wie Kleidung ausstatten zu können. Insbesondere die Arbeiterwohlfahrt war auf dem Feld sehr aktiv. Die sind mit einem kleinen Bus in die schwer betroffenen Gebiete rausgefahren und haben über Facebook-Gruppen bekanntgemacht, wo sie stehen. Da konnten und können die Menschen dann einen Antrag stellen.

Wie schließen Sie aus, dass es zu Betrugsfällen kommt?

Helfen Sie mit

Die Spendenaktion für Opfer der Flutkatastrophe geht weiter. Die Kölnische Rundschau sammelt gemeinsam mit dem Kölner Stadt-Anzeiger, dem Express sowie der Kreissparkasse Köln und der Sparkasse KölnBonn unter dem Dach der Organisation „Deutschland hilft“ . Bitte überweisen Sie Ihre Spende auf das Konto der „Aktion Deutschland Hilft“ bei der Bank für Sozialwirtschaft, das Stichwort lautet: Rundschau-Fluthilfe, IBAN: DE62 3702 0500 0000 102030

Unsere Partnerorganisationen müssen natürlich in jedem Einzelfall eine einfache Bedürftigkeitsprüfung vornehmen, damit es nicht zu Betrugsfällen kommt. Täglich erreichen die Organisationen eine Vielzahl von Anträgen. Uns ist es sehr wichtig, das Geld bedarfsgerecht auszugeben. Wir wollen nicht, dass jemand, der eine gute Versicherung und etliche Rücklagen hatte, am Ende mehr Hilfe bekommt als etwa einkommensschwache Menschen ohne Versicherung. Sozial Benachteiligte stehen bei der AWO besonders im Fokus.

Welche Form der Hilfen leisten Sie noch, die direkt den Betroffenen zugutekommt?

Neben Bargeldüberweisungen haben wir zahlreiche Sachleistungen erbracht. Dazu zählen ganz profan neue Waschmaschinen, aber auch die Beschaffung von Bautrocknern, Notstromaggregaten oder Werkzeug. Unsere Organisationen haben diese Baugeräte über Netzwerke an die Betroffenen verteilt oder geliehen. Es wurde aber auch ganz viel Hilfe geleistet für die Helfer. action medeor, das ist das Medikamenten-Hilfswerk im Bündnis, hat Tetanusspritzen und Verbandsmaterial für Helfer und Betroffene gestellt, die sich im Schlamm verletzt haben.

Was benötigen die Menschen derzeit am dringendsten?

Aufgrund der unterschiedlichen Ausmaße der Katastrophe in den Regionen sind die Bedarfe der Menschen nicht gleich: In einigen Regionen muss noch Soforthilfe in Form von Sachgütern und finanziellen Hilfen für den ersten Alltagsbedarf geleistet werden. Für Aufräum- und Wiederaufbauarbeiten werden weiterhin Notstromaggregate, Bautrockner oder Hochdruckreiniger sowie Werkzeuge zur Verfügung gestellt. Viele Menschen benötigen psychosoziale Betreuung. Und schließlich brauchen viele Menschen, die alles verloren haben, Hilfsgüter und Unterstützung, um in der kalten Jahreszeit eine trockene und warme Unterkunft zu haben.

Wie viel haben Sie insgesamt für Flutopfer an Spenden eingenommen?

Rund 250 Millionen Euro. Das ist wahnsinnig viel Geld. Wir sehen vor dem Hintergrund der großen Betroffenheit aber auch, dass das Geld dringend benötigt wird. Es werden langfristig für Einzelpersonen und Einrichtungen Lücken bleiben, die geschlossen werden müssen. Diese Hilfe wird Jahre dauern. Die Soforthilfe ist im Grunde nur das schnelle Pflaster.

Wie viel von dem gesammelten Geld ist bereits ausgegeben worden?

Die Bündnisorganisationen von „Aktion Deutschland Hilft“ haben bereits rund 65 Millionen Euro Spendengelder für Hilfsmaßnahmen eingesetzt. Täglich erreichen das Bündnis weitere Projektanträge für den Abruf von Spenden.

Halten Sie auch einige Spenden bewusst für spätere Phasen der Hilfe vor?

Einige der vor Ort tätigen Hilfsorganisationen rechnen damit, dass angesichts der Schäden bis zu zwei Drittel der Spendengelder für die langfristige Hilfe und den damit verbundenen Wiederaufbau aufgewendet werden müssen. Die Aufteilung der Spenden in den unterschiedlichen Phasen orientieren die Hilfsorganisationen an dem jeweiligen Bedarf.

Garantieren Sie, dass Spenden mit dem Zweck Hochwasser auch nur für Projekte in Flutgebieten eingesetzt werden?

Wir gehen mit den Spenden, die „Aktion Deutschland Hilft“ mit dem Spendenzweck der Flutkatastrophe erreichen, sehr verantwortungsvoll um. Alle Spenden werden ausschließlich für diese Zwecke eingesetzt, dazu sind wir auch gesetzlich verpflichtet. Über die Verwendung der Spendengelder berichten wir transparent: Zum Beispiel im jährlichen Geschäftsbericht, in dem der Finanzfluss von einem unabhängigen Wirtschaftsprüfer geprüft wird. Ebenso verfahren auch die dem Bündnis angeschlossenen Organisationen.

Wo helfen Sie ausdrücklich nicht?

Wir bauen keine Infrastruktur wie Brücken oder Straßen wieder auf. Wir schließen die Lücke, die der Staat und Versicherung hinterlassen. Der Staat hat zugesagt, Hilfen bis zu 80 Prozent zu leisten. Wir haben zum Beispiel eine Familie, die bekommt für den Wiederaufbau ihres Hauses eine halbe Million, und damit 80 Prozent der benötigten Summe. Weil sie keine Versicherung hat, wird ein Eigenanteil übrigbleiben und genau da können Hilfsorganisationen nach ihrem Zweck unterstützen. Bei einem anderen Fall gab es eigentlich eine Elementarversicherung gegen Hochwasser, aber eben nicht gegen Starkregen, wie die Versicherung dann argumentiert. Das ist für Betroffene schwer auszuhalten. Unsere Bündnisorganisationen haben sehr unterschiedliche Schwerpunkte.

Wohin können sich Betroffene wenden, wenn sie Hilfe benötigen?

Im Aktionsbüro von „Aktion Deutschland Hilft“ können direkt keine Hilfen beantragt werden. Wir haben aber eine Internetseite mit Informationen für Betroffene eingerichtet, die ständig aktualisiert wird. Zudem sind die lokalen und regionalen Büros der Wohlfahrtsorganisationen vor Ort in den Hochwasserregionen ansprechbar. Diese gründen teilweise sogar neue Büros: In Dernau im Kreis Ahrweiler gibt es etwa bereits ein Flutbüro der Johanniter. Johanniter, AWO und Malteser planen die Einrichtung weiterer Flutbüros in den betroffenen Gebieten.

Übersicht über Hilfsangebote unter www.aktion-deutschland-hilft.de/de/hilfseinsaetze/hochwasser-2013/hochwasserdeutschland-informationen-fuer-betroffene/ Kontakt: info@aktion-deutschland-hilft.de

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