RückblickTina Golemjewski erinnert sich

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Tina Golemjewski will an einem Frühsommerabend 1987 von Köln-Bonn zurück nach München fliegen. Die Fotografin, die seit 1993 mit Nachnamen Niedecken heißt, erinnert sich:

"Ich stand in der Schlange beim Sicherheits-Check, als ich vor mir einige nicht mehr ganz nüchterne, aber dafür ausgesprochen gut gelaunte Herren bemerkte, die nicht aussahen wie Bankangestellte. Wie sich später herausstellte, waren das Wolfgang und die Musiker seines ersten Soloalbums, die 'Complizen'. Erkannt habe ich Wolfgang nicht, denn BAP sagte mir kaum etwas, obwohl natürlich auch in Bayern "Verdamp lang her" im Radio rauf und runter lief. Aber irgendwie war das nicht meine Musik, ich stand mehr auf Tanzbares.

Jedenfalls waren diese Typen dabei, einen Kuhschädel immer wieder durch das Durchleuchtungsgerät zu schieben. Sogar das Flughafenpersonal hatte seinen Spaß, und einer aus der Band schoss Unmengen von Polaroid-Fotos von dem geröntgten Kuhschädel. Im Flugzeug bemerkte ich dann, dass Wolfgang verzweifelt versuchte, mit mir Blickkontakt aufzunehmen. Ich weiß noch, dass er auch nach der Landung nicht locker ließ und sich unbedingt mit mir treffen wollte. Ich habe ihm schließlich vorgeschlagen, er könne ja abends ins 'Nachtcafé' am Maximiliansplatz kommen.

Ehrlich gesagt war ich an diesem Abend einigermaßen erstaunt, dass da auf einmal ein Typ vor mir saß, der völlig ohne blöde Sprüche auskam, der von sich erzählte, ohne in irgendeiner Form auf großartig zu machen. Das hat mir imponiert.

Ein paar Monate später hat mich Wolfgang gefragt, ob ich mit nach New York kommen wolle, wo er mit Joe Cocker Promo-Fotos für eine gemeinsame Open-Air-Tour machen sollte. 'Okay', dachte ich, 'warum nicht', und in New York hat es dann endgültig zwischen uns beiden gefunkt. Ab da war nichts mehr wie vorher." (jan)

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