Schredderanlage im Industriepark„Wir wollen das Ding hier nicht“

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Hier soll eine Schredderanlage entstehen - doch Widerstand formiert sich. (Bild: Schwarz)

Hier soll eine Schredderanlage entstehen - doch Widerstand formiert sich. (Bild: Schwarz)

GROSSBÜLLESHEIM – Beim Blick aus dem Fenster ist den Mitarbeitern der Firma „Ratioparts“ seit einigen Tagen nicht mehr ganz so wohl. Dass direkt gegenüber an der Barentstraße im Industriepark am Silberberg (IPAS) gebaut wird, stößt auch ihrem Chef Hermann Gerardts bitter auf: „Wir wollen das Ding hier nicht.“

„Das Ding “ ist in diesem Falle das Vorhaben der Firma Innovative Metal Recycling (IMR): der Bau einer Schredderanlage für Eisen- und Nichteisenmetalle. Das Genehmigungsverfahren liegt derzeit beim Kreis, doch mit dem Bau der Büroräume hat IMR bereits begonnen - auf eigenes Risiko, wie Euskirchens Bürgermeister Dr. Uwe Friedl betonte: „Sollte die Anlage nicht genehmigt werden, wäre das Unternehmen für den Rückbau verantwortlich.“

Nicht nur Gerardts ist höchst alarmiert. Bereits am Sonntag trafen sich rund 80 Bürger im Pfarrheim, am Montag nochmals rund 50 in den Räumen von Ratioparts. Der Widerstand gegen die Schredderanlage formiert sich.

Bei der für morgen geplanten Bürgerversammlung der CDU zu diesem Thema ab 19 Uhr in Großbüllesheim dürfte einiges los sein. Geplant ist diese Versammlung, zu der auch Bürgermeister Dr. Uwe Friedl erwartet wird, im Pfarrheim.

Doch eine Gegnerin der Anlage erklärte am Montag: „Der Pastor hat gesagt, dass wir notfalls auch in die Kirche gegen könnten.“

Ob Klaus Koch vom Umweltnetz Hamburg, der von den Grünen eingeladen wurde, kommen wird, stand gestern noch nicht 100-prozentig fest. Die Anwohner haben Angst - Angst vor Lärm, Angst vor mehr Lkw-Verkehr auf den Straßen und - vor allem - Angst vor eventuellen Feinstaubbelastungen. Dass IMR der Stadt im Kaufvertrag für das 50 000 Quadratmeter große Grundstück zugesagt hat, die zulässigen Grenzwerte des Bundesimmissionsschutzgesetzes um mindestens zehn Prozent zu unterschreiten, kann die besorgten Bürger nicht beruhigen.

Das gelte vielleicht für den Regelbetrieb, so der Großbüllesheimer Michael Keller: „Was aber passiert außerhalb des Regelfalls!“ Störfälle könne schließlich niemand ausschließen - und was diese im Ernstfall bedeuten könnten, hat Keller bei der Recherche im Internet erfahren: Verpuffungen und Brände. Auch eine PCB-Belastung habe es in ähnlichen Anlagen schon gegeben, wie Keller anhand von Bildern erklärte.

Aber auch die befürchtete dauerhafte Belastung macht den Bürgern Sorgen: „Das heißt ja nicht, dass man dann ganz schnell Krebs bekommt“, so Ratioparts-Chef Gerardts, aber im Laufe der Jahre und Jahrzehnte könnten die gesundheitlichen Folgen schwerwiegend sein. Auch darum wolle er dem Widerstand mit Rat und Tat - und auch - mit Geld zur Seite stehen, so der Unternehmer.

Flyer sollen gedruckt, Infoveranstaltungen organisiert und Anwälte eingeschaltet werden: So sei man auch mit jenem Advokaten im Gespräch, der bereits in Monheim den Kampf der besorgten Bürger gegen eine IMR-Anlage juristisch geführt hat. Dort hat die Politik, die zunächst das Gebiet an IMR verkauft hat, eine Kehrtwende vorgenommen. Doch auch dort ist noch nichts entschieden.

Zu den Bürgern gesellen sich offenbar auch immer mehr Firmenleitungen: „Ich habe schon mit einigen gesprochen“, so Gerardts, „die sehen das durchweg ähnlich wie wir.“ Denn ausgerechnet Windelproduzenten und Hautcreme-Herstellern dürften eventuelle Luft-Belastungen wenig schmecken, hieß es in der Versammlung am Montag. Gerardts schließt nicht aus, bei Realisierung der Anlage Teile seines Unternehmens auszulagern.

Derzeit liegen die Pläne für das Vorhaben noch bis zum 7. Dezember beim Kreis aus, Bürger können bis zum 21. Dezember ihre Einwände einreichen.

Kreis: IMR hat

gute Chancen

Es bedarf keiner allzu großen Fantasie, dass sie davon auch Gebrauch machen werden. Dabei wollen Keller und seine Mitstreiter sachlich argumentieren: „Recycling ist im Grunde eine begrüßenswerte Sache“, so Keller.

Allerdings solle es an geeigneten Orten vorgenommen werden - und der geplante Standort am Silberberg sei ungeeignet, meint Keller. Ob das beim Kreis genauso gesehen wird, ist eher fraglich: „Ohne den endgültigen Bewertungen vorgreifen zu können, räumen wir dem Verfahren gute Chancen ein“, erklärt der zuständige Sachbearbeiter Werner Crommen.

Auch IMR-Geschäftsführer Steffen Adam sagt: „Ich kann nur auf das Genehmigungsverfahren verweisen.“ Die Grenzwerte des Immissionsschutzgesetzes würden weit unterschritten.

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