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Selbst Wildschweine wurden schon gesichtet

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BORNHEIM-MERTEN. Die Idylle ist fast wie im Märchenbuch: Ein großes Lagerfeuer knistert mitten auf dem Hof. Drumherum sitzen viele Kinder mit ihren Eltern und wärmen sich die Hände an den Flammen. Männer mit roten Zipfelmützen sind damit beschäftigt, Weihnachtsbäume zu schneiden und transportfähig zu verpacken.

Es duftet nach Glühwein, frisch geschnittenem Tannenholz und feuchter Erde - trotz der nasskalten Witterung wird's einem ganz warm ums Herz. Im Forsthaus Londorf, tief im Mertener Vorgebirgswald, herrscht in den Tagen vor Weihnachten hektisches Treiben, denn wer möchte, kann sich seinen Baum - einfache Fichten, edle Tannen oder Kiefern - selber aussuchen und absägen.

„Wir haben dem Christkind geholfen“, erzählt der dreijährige Christopher am Lagerfeuer sitzend und deutet auf seinen Papa, Gerd Gille. Der nickt zustimmend. Denn schließlich könne auch das Christkind nicht alle Weihnachtsbäume in die vielen Wohnzimmer schaffen.

Nachhaltige Forstwirtschaft heißt das Geheimrezept, mit dem schon die Großeltern des Gutsherrn Hubertus von Groote seit 1936 für Weihnachtsbäume in Hülle und Fülle sorgten. Für den 35-Jährigen ist jeder seiner Bäume der Schönste, denn viele dieser stattlichen Prachtexemplare hat er selber in die Erde gesetzt und ihnen beim Großwerden geholfen.

Bis zu zehn Jahre brauche ein Tannenbaum, um die geeignete Wohnzimmergröße zu erreichen. Einfache Fichten würden schneller wachsen, echte Tannen langsamer, sagt von Groote. Für ihn selber falle immer ein Bäumchen ab, da ist er sich ganz sicher. „Und für mich ist dieser dann der Allerschönste“, schwärmt er mit leuchtenden Augen.

Über die Weihnachtsbaumsuche in seinen Kulturen kann von Groote viele Geschichten erzählen. Einmal habe er nicht gut aufgepasst und da habe man ihm doch glatt einen seiner damals noch jungen Mammutbäumen gefällt. Seither klafft eine Lücke in seiner Mammutbaumallee. Auch handfeste Auseinandersetzungen zwischen Ehepartnern habe es bei der Weihnachtsbaumsuche schon gegeben. Und einmal sei gar ein Rudel Wildschweine vom Lärm der Baumsucher aufgescheucht aus den Büschen gesprungen. Doch in der Regel verliefe die Suche friedlich. So auch bei Familie Steinbüchel. Stolz wie die Könige tragen Philipp und Florian ihren Tannenbaum durch den Wald zum Auto.

Nur noch am kommenden Wochenende lässt der Gutsherr die Besucher in die Kulturen: Samstag / Sonntag, 21. und 22. Dezember, jeweils von 8.30 bis 16. 30 Uhr.

Anfahrt: Über die L 183 bis Merten (Bonn-Brühler-Straße). An der Ampel am Ortsende rechts den Berg hinauf Richtung Rösberg. Auf der Rösberger Höhe am Wasserturm wieder rechts und über die befestigten Wirtschaftswege der Ausschilderung nach bis zum Forsthaus Londorf.

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