„Das geht mir auf den Keks“Armin Veh will von zu großem Druck nichts mehr hören

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Kölns Sportchef Armin Veh.

  • Trainer Markus Anfang gab sich nach dem vierten Spiel in Folge ohne Sieg ratlos: Es sei „ein bisschen schwer zu erklären“, woran es gelegen habe
  • Sportchef Armin Veh fand deutliche Worte zum Spiel gegen den HSV – es sei ein miserables Spiel gewesen
  • Rafael Czichos hingegen sprach davon, dass den Spielern schon nach einer Viertelstunde der Mut komplett abhanden gekommen sei

Köln – Nach Siegen tun sich die Beteiligten im Allgemeinen deutlich leichter, Gründe für die Situation zu nennen, als im Fall von Niederlagen. Ganz schwierig wird es, wenn eine sieglose Serie anhält, sinnführende Aussagen zu erhalten. Das vierte Meisterschaftsspiel des 1. FC Köln in Folge ohne Dreier sorgte nach dem 0:1 in Hamburg für solch im Kern unbeantwortet gebliebene Fragen.

Es sei „ein bisschen schwer zu erklären“, woran es gelegen habe, dass nach 15-minütiger Anfangsdominanz seine Mannschaft den Faden verloren habe, gab sich Markus Anfang ratlos.

Veh schimpft über Leistung der Spieler

Die Gründe für die schwache Vorstellung, die aufgrund des späten Gegentreffers dennoch den Kölnern fast einen Punkt beim Gegner beschert hätte, könne er nicht schnell analysieren, gab sich Armin Veh in diesem Fall ebenfalls verschlossen, um anzufügen: „Das ist auch nicht meine Aufgabe. Ich kann nur sagen, dass man so nicht spielen kann. Wenn man aufsteigen will, muss man etwas ändern.“

Gedrückte Stimmung

Frederik Sörensen (re.) wird von den 96ern heftig umworben.

Einmal in Fahrt, legte der Sportchef des 1. FC Köln dann aber noch kräftig nach: „Es war ein miserables Spiel von uns, grottenschlecht. Ich will nicht mehr hören, dass der Druck zu groß ist. Das geht mir auf den Keks. Trotz Drucks kann man eine andere Leistung bringen. Das war eine Nicht-Leistung. Das missfällt mir.“

Einen Hinweis, in welche Richtung die Gespräche mit den Spielern zwecks Ursachenforschung in diesen Tagen gehen sollten, gab Rafael Czichos. Mit der ersten HSV-Chance nach einer Viertelstunde sei „bei uns komplett der Mut abhandengekommen“.

Spieler bekamen einfachste Kombinationen nicht mehr hin

Eine mentale, psychologische Angelegenheit also. Wie sonst ist es auch zu erklären, dass Fußballspieler, die ihre Erstligatauglichkeit nachgewiesen haben und fünf Tage zuvor den Champions-League-Teilnehmer Schalke 04 am Rande der Pokalniederlage hatten, selbst einfachste Kombinationen nicht mehr zustande brachten?

Auch der Trainer sprach die Probleme an. Einmal mehr individuelle Fehler habe es gegeben. Der Ball sei dem Mitspieler in den Rücken gespielt worden, man habe nach gewonnenen Zweikämpfen den Ball nicht behauptet. Das war allerdings in Spielen, die dennoch gewonnen wurden, auch bereits der Fall. Aber da waren es die Fehler in einem Sturmlauf, bei dem Torchancen im Dutzend kreiert wurden. Diesmal war es diesbezüglich Fehlanzeige. Außer einem Schuss von Marco Höger nach einer Ecke (58.), bei dem Khaled Narey mit seinem rechten Knie auf der Torlinie klärte, gab es keine einzige gefährliche Einschussmöglichkeit.

Terodde kaum noch gefährlich – zu wenig angespielt

Bereits seit Wochen hat die zunächst von den Gegnern gefürchtete FC-Offensive all ihre furchteinflößende Gefahr verloren. Simon Terodde steht sinnbildlich dafür. Von dem einstigen Strafraumschrecken, der in elf Einsätzen 13 Treffer erzielte, geht keine Gefahr mehr aus. In Hamburg kam er zu einem harmlosen Torschussversuch und 17 Ballkontakten. Doch es liegt am wenigsten an ihm selbst. Was ihm fehlt, sind die Zuspiele der Kollegen.

Und ein anderer Faktor ist auffällig, ja alarmierend: Die Gegentreffer in den Schlussphasen. Diesmal verlor man in der 86. Minute, zuvor gegen Schalke nahm man in der 89. das 1:1 hin, in Kiel ebenfalls den Ausgleich in der 88. Minute. Beim 1:2 gegen Duisburg gelang den Gästen der Siegtreffer in der 73. Minute, danach kam der FC nicht mehr zurück. Und auch beim 3:1 in Bielefeld fing man sich einen späten Gegentreffer (85. zum 1:2) ein. Das deutet alles darauf hin – auch wenn es die Verantwortlichen nicht hören wollen –, dass die Mannschaft konditionelle Probleme besitzt.

Dazu würde auch ein Statistikwert passen, der beim Spiel in Hamburg auffällig war. Während die HSV-Spieler 123,5 Kilometer liefen, kamen die FC-Profis lediglich auf 115,1 Kilometer, fast achteinhalb Kilometer weniger. Zu einer diesbezüglichen Analyse würde mehr gehören als nur die reine Kilometerzahl, schränkte Armin Veh ein. Allerdings, gestand er ein, habe das FC-Spiel durchaus so ausgesehen, als sei weniger gelaufen worden. Letztlich sei die Gesamtleistung „für mich eindeutig zu wenig gewesen“.

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