„Und dann habe ich ihn spielen sehen“Wie ein FC-Scout Jan Thielmann entdeckte

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Jan Thielmann

Jan Thielmann beim U19-Derby gegen Borussia Mönchengladbach. (Archivbild)

  • Der FC schickte Heinz Hornig am 19. September 2015 zum Scouting nach Koblenz.
  • Bei dem U13-Spiel gegen Eintracht Trier war für den 1. FC Köln nichts dabei und Hornig war schon fast auf dem Heimweg.
  • Dann bemerkte er auf einem Sportplatz nebenan einen Jungen, dessen Profi-Debut in die Geschichtsbücher der Bundesliga eingehen würde.

Köln – Manchmal kommt zusammen, was zusammengehört. Und wenn der Zufall etwas nachhelfen muss. Wie in der Beziehung, die Jan Thielmann und der 1. FC Köln seit dem 1. Juli 2017 miteinander führen und die Heinz Hornig eingefädelt hat. Der mittlerweile 82-jährige Ex-Spieler des FC hat nämlich als Scout den ersten Bundesliga-Profi des Jahrgangs 2002 entdeckt – und zwar ganz nebenbei.

Hornig, der von 1962 bis 1970 das Trikot mit dem Geißbock trug und Teil des Meisterteams von 1964 war, erinnert sich an den ersten Kontakt, als wenn es gestern gewesen wäre. Der FC hatte ihn am 19. September 2015 zum Scouting bei einem U13-Spiel von Eintracht Trier nach Koblenz geschickt. „Da war aber nichts für uns dabei und ich schon wieder auf dem Weg zum Parkplatz“, berichtet Hornig.

FC-Scout war sofort überzeugt von Jan Thielmann

Eine Partie des älteren Trierer Jahrgangs auf dem zweiten Platz der Anlage hielt den FC-Scout fest. „Ich bin einfach mal geblieben und dann habe ich Jan spielen sehen. Er hat als Sturmspitze drei Tore in den ersten zehn Minuten gemacht“, erzählt Hornig, der sofort in den Wettkampfmodus wechselte: „Es war auch jemand aus Schalke da. Zuerst haben wir uns als alte Bekannte noch freundlich unterhalten, aber dann war es still und wir Konkurrenten, weil Thielmann gespielt hat.“

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Am nächsten Tag stand Hornig im Büro bei Frank Schäfer, dem damaligen Leiter der FC-Nachwuchsabteilung, und Scout Martin Bülles: „Ich habe einen gefunden, da müsst ihr sofort rangehen. Er ist ist beweglich, schlau und gut im Abschluss“, drückte er seine Begeisterung aus. Schäfer und Bülles hörten gut zu und schickten U15-Coach Carsten Cullmann am 8. November 2015 noch einmal nach Trier. Seit dem 1. Juli 2017 steht Thielmann beim FC unter Vertrag und feierte mit der U17 2019 den deutschen Meistertitel.

Thielmann war bei großen deutschen Clubs bekannt

Thielmann entdeckt zu haben war das eine, ihn zum FC zu lotsen das andere. 31 Tore in einer Saison für Trier und der Ruf ins U15-Nationalteam waren der Konkurrenz nicht verborgen geblieben. Die Bayern, der BVB und Eintracht Frankfurt hatten den Stürmer in ihren Notizbücher stehen. RB Leipzig bot Thielmanns Eltern sogar an, den in Föhren bei Trier lebenden Sohnemann falls nötig mit einem Privatflieger zum Training zu fliegen. „Wir haben eine Bahncard 100 geboten. Es war nicht einfach. Letztlich hat uns geholfen, dass sein Vater glühender FC-Fan ist. Jan konnte gar nicht woanders hin“, erklärt Heinz Hornig schmunzelnd.

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Jan Thielmann wird die Entscheidung nicht bereut haben. Sein Traum ist wahr geworden und er ist nicht allein. Sein älterer Bruder Peter studiert an der Sporthochschule Köln und lebt als „wohnender Pädagoge“ und FC-Fan im Sportinternat. Dort ist Noah Katterbach untergebracht, der nächste Shootingstar des FC. Der Linksverteidiger war über ein Offenes Probetraining, zu dem ihm seine Eltern „just for fun“ angemeldet hatten, zum FC gekommen. Seit der U8 kickt er für die Geißböcke. Dritter im Bunde ist Ismail Jakobs. Der FC hat „Iso“ bei einem U13-Turnier in Zollstock entdeckt und ihn vom BC Bliesheim in die eigene U14 geholt.

Das Youngster-Trio steht für die aktuell extrem erfolgreiche Nachwuchsarbeit des FC. U19, U17 und U16 sind Tabellenführer der höchsten Spielklassen und wimmeln nur so vor Talenten wie Florian Wirtz oder Philipp Wydra. Entscheidend ist bei all der guten Ausbildung, dass der FC diese Saison die Jugend auch bei den Profis ranlässt. Ex-Coach Achim Beierlorzer hat mit Katterbachs und Jakobs Debüt die Türen geöffnet und Markus Gisdol setzt diesen Weg als Trainer konsequent fort. „Das Leistungsprinzip steht über allem und das ist altersunabhängig“, erklärte Horst Heldt nach dem 4:2 in Frankfurt mit Thielmann, Katterbach und Torschütze Jakobs. Der Sportchef, der selbst aus dem FC-Nachwuchs hervorging und Nationalspieler wurde, wird einem wie Jan Thielmann sicher ein Profiangebot machen. Wie zu hören ist, wird der 17-Jährige es auch annehmen. Denn zusammen bleibt, was auch zusammengehört. 

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