1. FC Köln vor LeverkusenGisdol will sich „mit allem wehren, was wir haben“

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Horst Heldt Markus Gisdol DPA 121219

Horst Heldt und Markus Gisdol (v.l.)

Köln – Horst Heldt kommt aus Königswinter. Ein waschechter Rheinländer, dem die Frohnatur quasi per Geburtsurkunde ausgestellt wurde. Als Markus Gisdol am Donnerstag nach personellen Konsequenzen für das Derby am Samstag (15.30 Uhr, Rheinenergiestadion) gegen Bayer 04 Leverkusen gefragt wurde, sprang der Sportchef des 1. FC Köln seinem Trainer also scherzhaft zur Seite. „Bei Leverkusen heißt es Rotation, bei uns personelle Konsequenzen. Im Grunde ist es nichts anderes“, versuchte es Heldt mit Ironie. Der 50-Jährige erntete aber nur Verwunderung.

Die Möglichkeiten des Kaders eines Champions League-Teilnehmers, mit denen des auf Platz 18 der Fußball-Bundesliga abgerutschten Aufsteigers aus Köln zu vergleichen, hatte etwas von der Ähnlichkeit zwischen Äpfeln und Birnen. Unterm Bayer-Kreuz geht es um viele gute Optionen, am Geißbockheim darum, eine wettkampffähige Mannschaft zu ermitteln.

Heldt hatte nach dem deprimierenden 0:2 bei Union Berlin und der Übernahme der Roten Laterne seine Frohnatur ins Regal gelegt und höchstpersönlich die Frage nach personellen Konsequenzen provoziert: „Wir können auf keinen warten. Wenn wir das Gefühl haben, dass nicht jeder bereit ist alles dafür zu tun, werden wir versuchen die zu finden, die uns dieses Gefühl geben“, kündigte der Geschäftsführer Sport eine härtere Welle an. Drei Tage später legte er den Weichspülgang ein: „Es war nie die Rede davon jemanden rauszuschmeißen“, stellte Heldt klar und machte Andeutungen: „Wir haben Veränderungen angekündigt und auch schon zwei, drei Entscheidungen getroffen.“

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Horst Heldt über mögliche Winter-Transfers beim 1. FC Köln

Möglich seien personelle Konsequenzen ohnehin erst in der Wintertransferperiode: „Wir wollen bis dahin möglichst viele Punkte holen, in unseren Erkenntnissen breit aufgestellt und auf mögliche Transfers vorbereitet sein.“

Die Veränderungen beschränkten sich in dieser Woche auf strukturelle Dinge. Den trainingsfreien Tag ersetzte die sportliche Führung durch eine 35minütige Laufeinheit und am Mittwoch gab es zwei interne Testspiele gegen die Regionalliga-Reserve über je zweimal 25 Minuten. „Wir haben uns in Berlin nach 30 Minuten vom Weg abbringen lassen. Die Erkenntnisse müssen wir sauber verarbeiten“, erklärte Markus Gisdol. Der FC-Trainer gab auch Einblicke in seine Analyse: „Wir haben sicher Nachhohlbedarf darin, uns über 90 Minuten mit allem zu wehren, was wir haben.“

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Um diese Forderung umzusetzen, müsse „der ein oder andere seine Art zu spielen umstellen“. Wer in Gisdols Vergangenheit als Bundesliga-Trainer schaut, erinnert sich bei diesen Worten sofort an den 3. Februar 2017. An diesem Tag rang Gisdols Hamburger SV Bayer Leverkusen mit Mitteln am Rande der Legalität 1:0 nieder. „Wenn es fußballerisch nicht läuft, geht es mehr um körperliche Komponente“, forderte der Coach. Horst Heldt drückte es so aus: „Wir müssen etwas verändern, um in die Erfolgsspur zu kommen.“ Natürlich ist so befürchten, dass die Kölner am Samstag die dritte Westderby-Niederlage der Hinrunde kassieren.

Bayer Leverkusen ist die laufstärkste Mannschaft der Bundesliga

Bayer 04 stellt mit durchschnittlich 120,3 Kilometern die laufstärkste Mannschaft der Liga, verfügt auf den Außen über enormes Tempo (Diaby, Bellarabi, Bailey) und hat bei den jüngsten 2:1-Siegen gegen Bayern und Schalke bewiesen, dass auch die Defensivarbeit unter Trainer Peter Bosz große Fortschritte gemacht hat. Der FC bildet dagegen mit 111,7 Kilometern auch in der Laufleistung das Schlusslicht und steht in der Anzahl der Sprints auf Rang 16. Bleibt die Frage nach personellen Konsequenzen, also kurzfristigen Änderungen der Startelf für das Derby. „Dass sich die Aufstellung mal verändert, ist normal. Das würde ich nicht zu hoch hängen“, sagte Markus Gisdol.

Ihm stehen die in Berlin gesperrten Jonas Hector und Rafael Czichos wieder zur Verfügung. Zudem dürfte der 50-Jährige gegen die sehr breit spielenden Leverkusener eine Dreierkette in Erwägung ziehen. Und auch wenn der Trainer die Leistung einzelner Spieler nicht öffentlich bewerten will („Ich stelle niemanden öffentlich an den Pranger“), ist davon auszugehen, dass Marco Höger am Samstag auf der Bank Platz nehmen muss und Ellyes Skhiri auf der Sechs eine Chance erhält.

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