Die FC-KolumneWarum ich mir künftig Prognosen besser verkneife

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Rundschau-Autor Jens Meifert

Köln – Die Geschichte der Menschheit ist durchsetzt von Irrungen und Unwissenheit. Kolumbus wähnte sich in Indien, als er Amerika entdeckte, Norbert Blüm glaubte, die Rente sei sicher, und Erich Honecker versprach der Mauer noch 1989 eine große Zukunft. All das ist nichts gegen die Falschprognosen, die bis vor Kurzem über das Abschneiden des 1.FC Köln kursierten.

Das allseits verkündete Untergangsszenario ging meist einher mit depressiven Gedankengängen, nicht weit entfernt von Amokläufen oder Selbstverstümmelung. Lange vorbei. Erstaunlich viele Kollegen halten Markus Gisdol nun für die zwangsläufig richtige Besetzung auf der Trainerbank. Und dass Sportchef Horst Heldt mit Mark Uth ein glückliches Händchen hatte und auch ansonsten genau der richtige Mann für den FC ist? Auch wir haben das schon immer gewusst. Gut, dass der FC es auch noch gemerkt hat.

Im Ernst: Irren ist männlich, aber das elegante Verlassen des Holzwegs eine Kunstform für sich. Dinge ungeschehen zu machen, ist fraglos eine rheinische Paradedisziplin – besonders nach Aschermittwoch. Ein anderes Beispiel: Beim sogenannten Wunder von der Grotenburg 1986 gewann Bayer Uerdingen 7:3 gegen Dynamo Dresden. Das Spiel gilt vielen noch heute als das wahnsinnigste aller Zeiten. Zur Halbzeit stand es aber 1:3, und viele Zuschauer sind frustriert nach Hause gefahren. Im Nachhinein berichteten deutlich mehr Menschen als das Stadion fassen konnte (22.000), den Siegesrausch vor Ort miterlebt zu haben. Ein Kölner hätte sich zudem erinnert, das Ergebnis genauso vorausgesagt zu haben.

So ähnlich verhält es sich auch vor dem schweren Auswärtsspiel in Dortmund. Diese Offensivkraft der Borussia ist wahrlich furchterregend. Die glorreiche Siegesserie des FC dürfte dieses Mal wirklich reißen. Aber wenn nicht, werden wir es genau gewusst haben.

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