FC-Profi Rafael Czichos im Interview„Jetzt ist alles wieder auf null“

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Rafael Czichos.

  • Für FC-Verteidiger Rafael Czichos geht der Traum Bundesliga mit 29 Jahren in Erfüllung.
  • Der 29-Jährige spricht über den Trainerwechsel und den Unterschied zwischen erster und zweiter Bundesliga.
  • Wir haben nachgefragt, wie er Reus, Lewandowski und Co. stoppen will.

Köln – Als junger Spieler träumte er von der Bundesliga, verlor dieses Ziel aber aus den Augen. Mit nun schon 29 Jahren erfüllt sich Rafael Czichos diesen Traum und sprach darüber mit Joachim Schmidt.

Herr Czichos, wie ist die Gefühlslage?

Ich bin voller Vorfreude, habe den Urlaub genossen, mich aber auch intensiv auf die neue Saison vorbereitet in den letzten Wochen. Ich kann es kaum erwarten, bis der erste Spieltag kommt.

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Wie war das Vorbereitungsprogramm?

Es war sehr umfangreich. So hatten wir schon eine gute Grundlage, bevor wir in Köln angefangen haben. Neben den Läufen gab es auch noch einen Plan für Krafttraining. Dazu haben manche mit Privattrainern gearbeitet…

Dann war die Fitness ja bereits vorhanden.

Die Werte bei den Leistungstests waren nicht so schlecht, glaube ich (lacht).

Vorauf stellt man sich als Innenverteidiger vor dem Bundesligadebüt ein?

Auf die höhere individuelle Qualität der Gegner. Der Unterschied zwischen Dritter und Zweiter Liga ist nicht so groß wie zwischen Zweiter und Erster. Das Tempo ist höher, die individuelle Qualität der Spieler, ebenso das taktische Niveau. Darauf muss man sich schnell einstellen, um sich daran zu gewöhnen und gute Leistungen abzurufen.

Worauf kommt es an, wenn man auf Weltklassestürmer wie Lewandowski oder Reus trifft?

Das sind Spieler, die ich bisher nur vom Fernseher kannte. Die sind unglaublich abgezockt vor dem Tor. Wenn man Lewandowski nachts um drei Uhr wecken würde, wüsste er auch dann ganz genau, wo das Tor steht. Da muss man neunzig Minuten lang hellwach sein. Ansonsten wird jeder Fehler mit großer Wahrscheinlichkeit bestraft.

Wie ist es, wenn man erst mit 29 Jahren in diese Kategorie vorstößt?

Das ist ungewöhnlich, das ist nicht mehr der Weg, der heute als normal beschrieben wird. Ich bin froh – und Drex (Dominick Drexler/Anm. der Red.), der im gleichen Alter ist, sieht das genauso. Wir haben uns das über Jahre hinweg erarbeitet. Jetzt wollen wir es genießen, nutzen und zeigen, dass wir es uns verdient haben, in der Bundesliga zu spielen.

War die Bundesliga immer ein Ziel?

Der Traum von jedem jungen Fußballer ist es, einmal in der Bundesliga zu spielen. Aber es gab schon Phasen, während denen ich nicht mehr darüber nachgedacht habe. Da war die Zweite Liga ein Ziel, das realistisch war – und  das ich dann auch erreicht habe. Für mich persönlich war das schon richtig gut. Und dann entwickelt man sich weiter. Der Ehrgeiz wuchs, die Bundesliga doch noch zu erreichen. Deshalb auch der Vereinswechsel von Kiel nach Köln. Zum Glück ist dieser Plan aufgegangen.

Was ist für Sie der besondere Reiz an der Bundesliga?

Die Stadien, die Stimmung, das ganze Drumherum. Es fängt schon zu Hause bei der Familie an, die unheimlich stolz auf mich ist. Es geht um die Gegenspieler, die einen vor neue Herausforderungen stellen und bei denen man sehen wird, ob man es kann oder nicht. Das ist ein riesiges Projekt.

Sie kamen mit Markus Anfang als dessen Kapitän aus Kiel. Der Trainer ist jetzt weg, wie empfinden Sie die Entwicklung?

Ich habe im Vorjahr einen Vierjahresvertrag beim FC unterschrieben. Wenn ich davon ausgegangen wäre, dass Markus Anfang während der ganzen vier Jahre mein Trainer wäre, wäre es ein bisschen an der Realität vorbeigedacht gewesen. Der Fußball ist ein schnelllebiges Geschäft. Dass der Tag kommen könnte, an dem man getrennte Wege geht, war vorher schon klar. Dass es gleich im ersten Jahr passierte, war für alle nicht schön. Wenn ein Trainer gehen muss, ist die Mannschaft auch immer ein Stück weit mitverantwortlich. Achim Beierlorzer ist ein anderer Trainertyp, der etwas anderes von uns fordert. Für mich ist das gut. Es gilt, sich wieder neu zu beweisen, sich wieder anzubieten und weiterzuentwickeln.

Sprach Achim Beierlorzer mit Ihnen darüber, was er von Ihnen erwartet?

Wir haben uns schon unterhalten, aber nicht explizit über meine Rolle. Mehr über das neue System, das wir bei ihm spielen. Wir spielen aktiver gegen den Ball. Von uns Abwehrspielern in der letzten Kette erwartet er, dass wir konsequent zur Sache gehen. Das ist für mich neu – da heißt es schnell lernen.

Es wird noch ein Innenverteidiger gesucht.

Das war im Hinblick auf die Bundesliga zu erwarten. Wir brauchen Konkurrenz, damit jeder jeden Tag Gas gibt und sich nicht zurücklehnt.

War das in der Vorsaison anders?

Nein, das glaube ich nicht. Aber es pendelte sich so ein, dass Jorge Meré und ich hauptsächlich gespielt haben. Jetzt ist alles wieder auf null. Das ändert natürlich nichts an der Tatsache, dass ich weiterhin Gas gebe und spiele möchte.

Besitzen Sie Respekt vor dem Auftaktprogramm?

Für mich ist die Bundesliga Neuland, aber ich freue mich darauf. Und wir müssen ohnehin gegen Mannschaften wie Borussia Dortmund, Bayern München oder Borussia Mönchengladbach spielen. Ob nun am Anfang, in der Mitte oder am Ende der Halbserie, das ist doch egal. Jedes Spiel wird richtig schwer – unsere Punkte müssen wir unabhängig davon holen.

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