InterviewFC- Neuzugang Rafael „Rafa“ Czichos über seine ungewöhnlich Karriere

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Rafael Czichos

Rafael Czichos

Köln – Der sportliche Aufstieg von Neuzugang Rafael „Rafa“ Czichos ist ungewöhnlich. Als Profi des 1. FC Köln möchte der 28-Jährige nun auf seiner persönlichen Karriereleiter den Schritt in die Bundesliga vollziehen. Joachim Schmidt sprach mit ihm.

Herr Czichos, Ihr Werdegang ist eher ungewöhnlich. Sie sind über unterklassige Clubs vom Amateurspieler zum VfL Wolfsburg II in der Regionalliga, RW Erfurt in der 3. Liga und Holstein Kiel in der 2. Liga jetzt mit 28 Jahren zum 1. FC Köln gekommen.

Ab dem nächsten Jahr hoffe ich auf die Erste Liga. Da wollen wir alle hin. Wenn wir das annehmen, was der Trainer uns vermittelt, haben wir eine gute Chance.

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War Ihr Berufswunsch als talentierter Jugendspieler nie der des Profi-Fußballers?

Ich bin in die Sache bei Wolfsburg reingerutscht. Zuvor spielte ich als Abiturient in der Oberliga Bremen und habe auch einmal bei Borussia Mönchengladbach vorgespielt. Nach dem erfolgreichen Probetraining bei Rot-Weiss Erfurt habe ich mir dann vorgenommen, es ernsthaft zu verfolgen. Es wurde von Jahr zu Jahr besser. Irgendwann möchte ich meinem kleinen Sohn Ben sagen können: Dein Papa hat in der Bundesliga gespielt.

Ist die Erste Liga für Sie wie ein Märchen aus Tausendundeinernacht?

Sie spielen auf meine Geburtsstadt Dschidda in Saudi-Arabien an. Meine Eltern lebten dort, weil mein Vater fünf Jahre lang da gearbeitet hat. Als ich drei Jahre alt war, sind wir zurück nach Deutschland gezogen. Leider weiß ich nichts mehr von damals. Ich hätte auch einen saudischen Pass bekommen können. Dann hätte ich vielleicht jetzt bei der WM mitgespielt (lacht). Aber die saudische Staatsangehörigkeit wäre mit Dingen verknüpft gewesen, die meine Eltern nicht eingehen wollten.

Sie waren Linksverteidiger, wurden in Kiel dann umgeschult.

Ja, von Carsten Neitzel aus der Not heraus, weil die Innenverteidiger verletzt waren. Wenn ich heute nach meiner Lieblingsposition gefragt werde, sage ich: Innenverteidiger oder Stürmer.

Stürmer?

Ich bin der Meinung, ich habe eine unfassbar gute Nase, also einen Torriecher. Aber das sieht kein anderer (lacht).

Ihre zeitweilige Torquote spricht jedoch dafür.

Ja, in Erfurt und im ersten Jahr in Kiel habe ich als Abwehrspieler jeweils sieben Tore erzielt.

Markus Anfang kam als neuer Trainer zum FC, dann Sie als Spieler. Gibt es einen Zusammenhang?

Nein! Der Trainer hat sich höchst professionell verhalten. Ich habe erst kurz vor dem Relegationsspiel mit ihm darüber gesprochen. Da war nichts abgesprochen. Ich weiß auch nicht, ob der Trainer in meine Verpflichtung eingebunden war. Aber sein Wechsel sprach für meine Entscheidung. Denn ich schätze seine Arbeit sehr.

Holen sich Mitspieler Rat bei Ihnen wegen des neuen Spielsystems, das sie kennen?

Es kommt des Öfteren vor. Auch auf dem Platz werden Details besprochen. Aber ich will nicht wie ein Co-Trainer wirken. Die Jungs sollen ihre eigenen Erfahrungen machen. Falls Hilfe gebraucht wird, bin ich da. Aber Fehler müssen manchmal für die eigene Erfahrung gemacht werden.

Sie haben als 28-Jähriger einen Vierjahresvertrag erhalten.

Solch eine Laufzeit ist heute normal bei Transfers. Dennoch hat es mich gefreut, weil ich den 1. FC Köln als einen der größten Clubs in Deutschland ansehe. Deshalb war die Unterschrift für mich eine Ehre. Das Vertrauen muss ich mit Leistung zurückzahlen.

Was verbinden Sie mit dem FC und Köln?

Die Fans, die Stimmung und die Tradition des Vereins. Das macht ihn besonders.

War Werder eine Alternative?

Ich muss keinen Hehl daraus machen, dass ich und meine ganze Familie grün-weiß sind. Ich bin früher auch im Weserstadion in die Kurve gegangen. Es war auch immer ein Traum, für Werder zu spielen. Aber im Laufe der Zeit ist das Fan-sein weniger geworden. Fußballspielen ist mein Beruf.

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