Interview mit Dominic Maroh„Der FC wird gerade auf eine harte Probe gestellt“

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Dominic Maroh

Dominic Maroh beim Spiel gegen Werder Bremen

Köln – Zusammen mit Kapitän Matthias Lehmann ist Dominic Maroh dienstältester Profi beim 1. FC Köln. Seit 2012 spielt der slowenische Nationalspieler für den FC. Mit seiner Erfahrung ist der 30-Jährige Abwehrchef eine tragende Säule in der aktuellen Krise. Vor dem Spiel in Mainz sprach Martin Sauerborn mit ihm.

Herr Maroh, am Dienstag war die Mannschaft bei der Beerdigung von FC-Legende Hans Schäfer. Wie haben Sie die diese Momente auf dem Südfriedhof erlebt?

Es war bewegend zu sehen, wie viele Menschen Anteil am Tod von Hans Schäfer genommen haben. Das zeigt, was er für diese Stadt und diesen Club bedeutet. Für uns als Mannschaft war es wichtig und ein Zeichen, dass wir uns am Grab von ihm verabschiedet haben.

Welches Gefühl haben Sie mitgenommen?

Hans Schäfer hat solange für den FC gespielt, das ist heutzutage für einen Spieler fast unvorstellbar. In den Gesichtern von Wolfgang Overath, Wolfgang Weber oder den anderen deutschen Fußballgrößen konnte man sehen, wie viele Menschen ihn gemocht haben. Rolf Herings, Uwe Fecht und jetzt Hans Schäfer. Der FC wird gerade auf eine harte Probe gestellt.

In einer Situation, in der es sportlich nicht läuft.

Es sind viele Dinge, die zusammen kommen. Wir kriegen zu leichte Tore und schaffen es nicht, selbst welche zu schießen. Mit vier Toren nach elf Spielen stehen wir zurecht da unten. Dazu hatten wir zu Saisonbeginn Pech mit den Videoentscheidungen. Und auch, wenn es uns vergangene Saison gelungen ist, auf Dauer kann ein Club wie der FC nicht so viele verletzte Stammspieler ersetzen.

In den vergangenen Jahren hat der FC immer von einem guten Saisonstart gelebt.

Dieses Jahr haben uns die positiven Erlebnisse zu Beginn gefehlt. Als wir uns nach fünf Spielen angeschaut haben, mussten wir feststellen, dass alles sehr schnell gegangen ist. Wir sind in einen Strudel geraten. Es sind viele Dinge gegen uns gelaufen, zu denen wir auch unseren Teil beigetragen haben, weil wir keine Lösungen gefunden haben.

Gab es in der Vorbereitung Momente, die einen Negativstrudel hätten erahnen lassen?

Wir haben nicht viel anders gemacht. Wir haben den gleichen Trainer, die gleichen Trainingsformen, die gleiche Spielidee und nahezu die gleichen Spieler.

Müssen Sie denn in dieser Situation etwas ändern?

Wenn uns jemand sagt, wie wir garantiert da unten raus kommen, würden wir es machen. Wir trainieren extrem akribisch und kennen die Idee des Trainers. Peter Stöger gibt uns zudem ausreichend Freiraum für unser individuelles Spiel.

Woanders wäre Peter Stöger schon entlassen worden?

Wenn der Verein gemerkt hätte, dass es nicht mehr passt, hätte er reagiert. Im Club gibt es ein riesiges Vertrauen in diesen Trainer. Wir Spieler merken das, wenn wir durch die Geschäftsstelle gehen. Im Team ist das Vertrauen in Herrn Stöger vom ersten Tag an bis heute ungebrochen. Auch und gerade, wenn es wie momentan schlecht läuft. Wir Spieler stehen in der Pflicht.

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Wie groß ist der Glaube, dass der FC nicht absteigt?

Die Pause hat uns gut getan. Wir haben unsere taktischen Basics aufgefrischt. Das war wichtig für das Vertrauen ins Anlaufen und Verschieben. Alles, was jetzt zählt, sind Punkte. Aus den Spielen in Mainz und gegen Berlin wollen wir die maximale Ausbeute holen. Wenn wir es schaffen, diese Situation gemeinsam zu meistern, ist das besonders und wird Jeden in seiner Karriere weiter bringen.

Sie waren zu Beginn der Saison nur Ersatz, haben erst fünfmal gespielt. Das haben Sie sich sicher anders vorgestellt?

Mein Ziel war es vor der Saison, wieder zu spielen. Das tue ich jetzt. Ich fand es okay, dass der Trainer Freddy Sörensen und Dominique Heintz vertraut hat, denn die beiden haben es vergangene Saison sehr gut gemacht. Die Kommunikation mit Peter Stöger war zudem immer gut.

Mit Ihnen hat die Defensive aber an Stabilität gewonnen.

Danke, das hört jeder gerne. Als erfahrener Spieler kann ich dem Team Rückhalt geben. Ich bin hinten laut, regle Dinge und die anderen hören auf mich. Es ist meine Pflicht, Verantwortung zu übernehmen und es macht mir Spaß.

Sie sind der Abwehrchef?

Ich würde mich selbst nicht so benennen, aber wenn das andere über mich sagen, habe ich kein Problem damit (lacht).

Ihr Vertrag läuft aus. Matthias Lehmann und Konstantin Rausch haben gerade verlängert. Gab es schon Gespräche mit Ihnen?

Es ist der gleiche Stand wie im Sommer. Irgendwann, und zwar nicht zu spät, werden wir uns zusammensetzen.

Sie wollen aber bleiben?

Persönliche Belange habe ich noch nie in den Vordergrund gestellt, aber man wünscht sich eine natürlich gewisse Planungssicherheit. Ich fühle mich wohl hier und bin schon immer lange bei meinen Clubs geblieben. Hier spiele ich meine sechste Saison. Jetzt will ich erst mal helfen, den Karren aus dem Dreck zu ziehen. Alles andere ist gerade nicht so wichtig.

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