Pleite im 123. rheinischen Derby1. FC Köln unterliegt Mönchengladbach mit 0:1

Lesezeit 5 Minuten
derby 140919_1

Matthias Ginter (hinten) und Mönchengladbach hatten den Kölner Sturm um Anthony Modeste in der ersten Halbzeit fest im Griff.

Köln – Zwischen Vorfreude und tatsächlicher Freude können Welten liegen. Das 123. rheinische Derby zwischen dem 1. FC Köln und Borussia Mönchengladbach hatte im Vorfeld mal wieder die Gemüter erregt und die Gazetten beschäftigt. Herauskam am Ende ein relativ normales und durchschnittliches Fußballspiel mit einem verdienten Erfolg des Favoriten beim Aufsteiger. Die Gladbacher besiegten das Team von Trainer Achim Beierlorzer durch ein frühes Tor von Alassane Plea mit 1:0 (1:0) und machten ihre mehr als 5000 mitgereisten Fans froh. Die ernüchterten Kölner hingegen müssen sich nach einer vor allem in der ersten Hälfte schwachen Vorstellung und vor dem Auftritt am nächsten Samstag bei Bayern München auf einen längeren Aufenthalt im Tabellenkeller der Fußball-Bundesliga einstellen.

Das Wichtigste an diesem langen Tag zwischen Mönchengladbach und Köln war die Tatsache, dass am Ende fast nur über Fußball gesprochen wurde. Bis auf ein bisschen Pyrotechnik im Gladbacher Block vor dem Anpfiff und einem schlimmen Böllerwurf aus der Kölner Südkurve in die Fotografenschar hinter dem Gladbacher Tor in der Schlussphase blieb es vor uns während des Derbys in und rund um das Rheinenergiestadion ruhig. Die starke Präsenz der Sicherheitskräfte hatte Wirkung gezeigt und erzielt.

Gladbach übernahm das Kommando

Wirkung erzielte von Beginn an auch die Gladbacher Präsenz auf die Kölner. Nach zehn Minuten Abtasten und einer ersten Chance für Anthony Modeste (4.) übernahmen die Gäste das Kommando. Coach Marco Rose schickte erstmals in dieser Saison Weltmeister Christoph Kramer und Neuzugang Rami Bensebaini auf den Platz. Vor allem aber zahlte sich Roses Maßnahme aus Bree Embolo auf die Zehn zu beordern. Der Neuzugang, der auf Schalke noch den klassischen Stoßstürmer gab, riss das Spiel mit einer Mischung aus Körperlichkeit, Tempo und feiner Technik an sich. Sein Landsmann Denis Zakaria flankierte den Schweizer gemeinsam mit Florian Neuhaus und sorgte für den ersten Aha-Moment, als er den Ball aus 25 Metern volley an den Querbalken jagte (11.).

Alles zum Thema FC Bayern München

Drei Minuten später leitete Embolo die Führung ein. Er setzte sich gegen Ellyes Skhiri durch, zog an den Strafraum und wollte nach links rausspielen, traf dabei aber Kölns Rechtsverteidiger Kingsley Ehizibue. Von dem Niederländer sprang das Spielgerät unglücklich zu Alassane Plea, der aus zentraler Position FC-Keeper Timo Horn keine Chance ließ (14.).

Zu wenig für ein Derby

Die Kölner inszenierten danach zwar ihren einzigen schönen Angriff über Loius Schaub und Ehizibue, den Jhon Cordoba zu hoch abschloss (17), boten insgesamt aber viel zu wenig für ein Derby an. Emotional bewegte sich die Partie auf überschaubarem Niveau. Die Gladbacher hatten immer genügend Zeit und Raum, um ihr gepflegtes Passspiel aufzuziehen. Der FC dagegen lief zu wenig und fand keine Räume. „Wir haben defensiv und offensiv zu viele Zweikämpfe verloren. Das hat es uns schwer gemacht. Und unsere wenigen Umschaltmomente haben wir nicht gut gespielt“, kritisierte Achim Beierlorzer.

Die Folge waren Fehlpässe in Serie, ob von Jonas Hector, Birger Verstraete und selbst dem in Freiburg so starken Skhiri und eine erdrückende Gladbacher Dominanz im Mittelfeld. Die beste Nachricht für die Gastgeber zur Pause war also, das es nur 0:1 stand. Marcus Thuram (30.), Plea (36.) oder Florian Neuhaus (39.) hätten erhöhen können. „Wir hätten 3:0 führen können, wenn nicht sogar müssen“, tadelte Borussen-Coach Marco Rose. Die im Verlauf der ersten Hälfte nahezu verstummten Kölner Anhänger schickten ihre verunsicherten Lieblinge mit einigen Pfiffen in die Kabine.

Modeste scheitert an Sommer

Aus FC-Sicht konnte es nur aufwärts gehen. Tat es, wenn auch nur langsam. Dominick Drexler hätte von links etwas höher oder flacher zielen müssen, dann wäre Borussen-Torwart Yann Sommer zwar genauso schön, aber vergeblich ins lange Eck geflogen (52.). Verstraete brauchte einen Moment zu lange und wurde geblockt (53.). Und der sich recht glücklos in Kopfballduellen aufreibende Anthony Modeste scheiterte an Sommer (62.). Die Fohlen merkten, dass ein Tor Vorsprung zu wenig sein könnte und zogen offensiv wieder an. Thuram hätte das 2:0 machen müssen (64.), zielte aus sechs Metern aber zu hoch.

Die Beierlorzer-Elf blieb also halbwegs im Spiel, obwohl ihr in fast allen Aktionen die nötigen Selbstverständlichkeit fehlte. Vor allem die bislang so überzeugenden Neuzugänge Skhiri, Verstraete und Ehizibue verbreiteten anstelle von Stabilität fast nur Unsicherheit.

Beierlorzer bringt zwei Derbyhelden

Achim Beierlorzer griff dann in die mentale Trickkiste und wechselte zwei Derbyhelden ein (74.). Simon Terodde und Marcel Risse hießen immerhin die Siegtorschützen bei den beiden jüngsten Erfolgen der Kölner gegen Mönchengladbach. Erst einmal aber musste Ehizibue in höchster Not einen Plea-Schuss von der Linie kratzen (75.). Nach einem Terodde-Kopfball (80.) kamen die Kölner erst in der Schlussphase zu hochkarätigen Chancen. Cordoba fand aus 15 Metern aber ebenso seinen Meister in Yann Sommer wie Terodde nach toller Ballan- und mitnahme aus sechs Metern (beide 88.).

Danach passierte nichts mehr. Und laut war es an diesem Derby-Nachmittag nur noch in der Nordkurve bei den feiernden Borussen-Fans. „Wir können nicht zufrieden sein, auch, weil es ein wichtiges Spiel für die Fans ist und wir ihnen keinen Sieg schenken konnte. In der zweiten Halbzeit hatten wir aber unsere Momenten. Mit der Art und Weise, wie wir uns dagegengestemmt haben, bin ich zufrieden. Wir werden uns von dieser Niederlage nicht umwerfen lassen“, resümierte FC-Coach Achim Beierlorzer.

1. FC Köln: Horn; Ehizibue, Bornauw, Czichos, Hector; Verstraete (6. Kainz), Skhiri, Schaub (74. Risse), Drexler; Cordoba, Modeste (74. Terodde). – M`gladbach: Sommer; Lainer, Ginter, Elvedi, Bensebaini; Kramer (83. Strobl), Neuhaus, Zakaria, Embolo; Thuram (78. Benes), Plea (87. Herrmann). – SR.: Aytekin (Oberasbach). – Zuschauer: 50.000 (ausverkauft). – Tor: 0:1 Plea (14.), . – Gelbe Karten: Hector, Risse; Kramer.

Rundschau abonnieren