SpielberichtBayern ließen dem FC zum Wiesn-Auftakt keine Chance

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Jhon Cordoba von Köln reagiert nach einer vergebenen Torchance.

München – Bertram Beierlorzer wusste, was auf seinen Bruder zukommen würde. „Ich wünsche mir, das die Kölner hier etwas holen können, aber es wird schwer“, drückte der 62-Jährige die Daumen. „Sehr schwer“ hätte der Ex-Profi des FC Bayern München vor dem Auftritt des 1. FC Köln am Samstagnachmittag in der Allianz-Arena auch sagen können.

Zum Auftakt des Oktoberfestes ließ der Deutsche Meister dem Team von Bertrams elf Jahre jüngeren Bruder Achim Beierlorzer nämlich keine Chance und schickte die Geißböcke mit einer 0:4 (0:1)-Klatsche zu ihrem abendlichen Team-Event im Marsteinfestzelt auf den Wiesn. Die Stimmung im Kölner Lager dürfte gedämpft gewesen sein, denn neben der klaren Niederlage und dem Abrutschen auf Relegationsplatz 16 verlor der FC auch noch Kingsley Ehizibue durch Platzverweis.

Achim Beierlorzer dokumentierte seinen Wunsch nach Balance zwischen aggressivem nach vorne Verteidigen und kompakter Defensive mit drei Veränderungen in der Startaufstellung, die er im 4-2-3-1 auf den Rasen der Allianz-Arena schickte. Marco Höger ersetzte erwartungsgemäß den am Meniskus operierten Birger Verstraete auf der Sechs. Für die schnellen Umschaltmomente brachte der FC-Coach Kingsley Schindler und Florian Kainz, die beim 0:1 gegen Gladbach nur auf der Bank saßen. Weichen mussten dafür Louis Schaub und auch Anthony Modeste. Dominick Drexler gab hinter Jhon Cordoba die hängende Spitze.

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Kölner mussten sich erst sortieren

So ein Aufstellungs-Plan muss reifen, in den Überlegungen vor dem Spiel und dann auch noch in der Umsetzung auf dem Platz. Es braucht eben ein paar Minuten, bis sich alles sortiert hat. Bei den Bayern nicht, da greifen die Rädchen sofort ineinander. Ein erster Warnschuss von Benjamin Pavard (2.) und schon stand es 1:0. Drexler grätschte in der Münchner Hälfte zunächst ins Leere.

Dann riss Rafael Czichos die Lücke mit auf, weil der FC-Innenverteidiger nach vorne verteidigen wollte, gegen die Körper und Balltäuschung von Philippe Coutinho aber zu spät kam. So tat sich vor Joshua Kimmich der ganze Raum auf. Der Nationalspieler setzte den startenden Robert Lewandowski ein, dessen Abschluss von Sebastiaan Bornauw so unglücklich abgefälscht wurde, dass er über den etwas voreilig herausstürzenden Timo Horn nach 2:17 Minuten unhaltbar ins Netz flog.

Während die Zuschauer auf der Tribüne schon über die Höhe des erhofften Wiesn-Sieges der Bayern diskutierten, versuchten sich die Kölner zu schütteln und weiter zu sortieren. Obwohl es vor allem rechts von Kingsley Ehizibue Fehler hagelte, überstand der FC diese gefährliche Phase. Zum einen, weil der brandgefährliche Serge Gnabry keinen Abschluss fand. Zum anderen, weil Coutinhos Kunst-Freistoß nur am linken Pfosten landete (14.). Nachdem Kainz so etwas wie die erste FC-Torchance verzeichnete (16.), waren die Gäste im Spiel.

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Je lässiger und gemächlicher es die Münchner angehen ließen, desto mutiger agierten die Geißböcke. „Wir wollten mutig spielen und haben es in dieser Phase auch sehr gut gemacht“, lobte Coach Beierlorzer. Jhon Cordoba hätte von rechts aber zweimal genauer zielen müssen (37./44.), damit auch etwas Zählbares hätte herauskommen können. Die kleine Hoffnung auf mehr ging aber mit in die Pause, weil Lewandowski in der Nachspielzeit der ersten Hälfte das 2:0 verpasste.

Nach Wiederanpfiff brauchte der Weltklassestürmer aber wieder nur drei Minuten, um das Versäumte nachzuholen. Nach einer Kimmich-Ecke sprang der Pole eine Etage höher als Czichos und nickte gekonnt zum 2:0 ins linke Eck ein (48.). Die individuelle Klasse der Bayern gab einfach den Ausschlag. „Das Standardtor hat uns richtig weh getan“, räumte Achim Beierlorzer ein. Es war im fünften Saisonspiel das neunte Saisontor Lewandowskis. Das sind mehr als doppelt so viele wie der gesamte FC bislang in dieser Saison erzielt hat. Es kam aber noch viel schlimmer für die Gäste. Der überforderte Ehizibue schubste den durchgebrochenen Coutinho in Timo Horn hinein und sah für seine Notbremse Rot (59.).

Am Ende ging es nur noch um Schadensbegrenzung

„Elfmeter und Platzverweis fand ich in dieser Szene überzogen“, wunderte sich Achim Beierlorzer. FC-Sportchef Armin Veh wurde noch deutlicher in Richtung Schiedsrichter Patrick Ittrich. „Wenn er ein rotes Trikot getragen hätte, hätte er gewusst für wen er spielt.“ Coutinho war es egal, er verwandelte den Strafstoß zum 3:0 und seinem ersten Treffer im Münchner Trikot. Sogar zweimal, denn der Brasilianer musste wiederholen, weil beim ersten Versuch zu viele Spieler zu früh in den Strafraum gelaufen waren.

Beierlorzer wechselte Jorge Meré für Kainz ein, denn jetzt ging es in Unterzahl 30 Minuten lang um Schadensbegrenzung. Zumal die Bayern Lust auf mehr hatten. Kimmich traf zunächst aber nur den Pfosten (65.). Nachdem Lewandowski unter dem Jubel der Zuschauer als „Spieler des Spiels“ vom Platz ging (71.), erhöhte Ivan Perisic dann aber mit einem trockenen Linksschuss auf 4:0 (73.).

Den bedauernswerten Kölnern blieb auch der Ehrentreffer versagt, weil Nationaltorwart Manuel Neuer etwas dagegen hatte und den Versuch von Czichos aus dem Eck fischte (90.). „Wir haben es eigentlich ganz gut gemacht und mutig gespielt. Aber die Tore fallen zu einfach und unter dem Strich steht eben ein 0:4 und das ist nicht gut“, sagte Marco Höger zum Abschluss. 

Bayern München: Neuer; Pavard, Sülde, Boateng (59. Martinez), Hernandez; Kimmich /1. Cuisance), Tolisso, Gnabry, Coutinho, Lewandowski 871. Müller). – 1. FC Köln: Horn; Ehizibue, Bornauw, Czichos, Hector; Höger (79. Bader), Skhiri; Schindler, Drexler, Kainz (64. Meré),; Cordoba (71. Terodde). – SR.: Ittrich (Hamburg). – Zuschauer: 75.000 (ausverkauft). – Tore: 1:0 Lewandowski (3.), 2:0 Lewandowski (48.), 3:0 Coutinho (61./Foulelfmeter), 4:0 Perisic (73.). – Rote Karte: Ehizibue (59.). - Gelbe Karten: Boateng, Hernandez, Cuisance. 

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