Trennung von Veh und BeierlorzerWie es beim 1. FC Köln jetzt weitergehen soll

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Achim Beierlorzer (l), Armin Veh kommen im Mai zusammen zu einer Pressekonferenz.

Köln – Nach der achten Niederlage im elften Saisonspiel haben die Verantwortlichen beim 1. FC Köln die Reißleine gezogen. Erst wurde der Vertrag mit Sportchef Armin Veh aufgelöst, dann trennte man sich von Trainer Achim Beierlorzer. Wie kam es dazu, und wie soll es nun weitergehen?

Veh einigt sich mit Vorstand

Nachdem Armin Veh dem Vorstand vor drei Wochen mitgeteilt hatte, seinen zum Saisonende auslaufenden Vertrag nicht zu verlängern, einigte er sich am Donnerstagabend mit dem Gremium auf eine sofortige Auflösung seines Kontrakts. Das Kuriose: Bekanntgeben wollte man den Beschluss erst mit dem Abpfiff der Freitagabend-Begegnung des FC gegen die TSG Hoffenheim.

So versuchte man „Unruhe von der Mannschaft fernzuhalten“, wie Lizenzspieler-Chef Frank Aehlig begründete. Deshalb erfuhr Achim Beierlorzer nach dem 1:2 von Journalisten, dass sein Sportchef weg war. Armin Veh verabschiedete sich in der Kabine von der Mannschaft und soll auf einen Teil seines ihm noch zustehenden Gehalts verzichtet haben.

Beierlorzer ohne Argumente

14 Stunden nach der Bekanntgabe der Trennung vom Sportchef wurde die Trainerentlassung vollzogen. Zuvor hatte es Gespräche mit Kapitän Jonas Hector sowie den Co-Trainern André Pawlak und Manfred Schmid gegeben. Dann waren Geschäftsführer Alexander Wehrle und Frank Aehlig zum Haus von Achim Beierlorzer gefahren und hatten ihm die Nachricht überbrachte. Damit wurden zum dritten Mal innerhalb von nur siebeneinhalb Jahren beim FC die beiden wichtigsten Verantwortlichen für den sportlichen Bereich nacheinander entlassen.

Im Frühjahr 2012 hatte der jetzige Präsident Werner Wolf als Interims-Chef erst Manager Volker Finke, dann Trainer Stale Solbakken vor die Tür gesetzt. Im Herbst 2017 hatte man sich von Jörg Schmadtke und wenige Wochen später von Peter Stöger getrennt. Für Achim Beierlorzer, im Sommer für 700.000 Euro aus Regensburg geholt, war die Entlassung absehbar.

Man habe als Trainer keine Argumente, wenn die Ergebnisse nicht stimmen, hatte der 51-Jährige bereits vor dem 1:2 gegen Hoffenheim festgestellt. Nach der achten Niederlage im elften Bundesligaspiel besaß er keine Argumente mehr für eine Weiterbeschäftigung.

Statthalter für unbestimmte Zeit

Da weder ein Sportchef noch ein Trainer zur Verfügung stehen, kümmert sich Frank Aehlig (51) als Leiter der Lizenzspieler-Abteilung um die sportlichen Belange, und die Co-Trainer André Pawlak und Manfred Schmid trainieren die Mannschaft. Das werden sie sogar einschließlich des Auswärtsspiels am Samstag der nächsten Woche in Leipzig tun, wenn bis dahin die Cheftrainer-Position nicht neu besetzt ist. „Die Interimslösung soll uns Zeit verschaffen“, erklärte Frank Aehlig, dessen Vertrag im Sommer bis Juni 2021 verlängert wurde, nachdem er von RB Leipzig umworben worden war.

Sportchef vordringlich gesucht

Obwohl Armin Veh dem Vorstand bereits vor drei Wochen mitgeteilt hatte, seinen im nächsten Juni auslaufenden Vertrag nicht zu verlängern, wurde in der Zwischenzeit noch kein Nachfolger gefunden. Das hängt auch damit zusammen, dass ein Personalberater eine Vorauswahl an Kandidaten zusammenstellt. Grundlage dafür war ein Anforderungsprofil, das der Vorstand zusammen mit seinen Beratern für den sportlichen Bereich, Jörg Jakobs und Erich Rutemöller, festlegte.

Ein interessanter Kandidat ist sicherlich Erik Stoffelshaus. Der 48-Jährige, gebürtig in Mülheim an der Ruhr, war drei Jahre lang Teammanager bei Schalke 04, bevor ihn Präsident Ilja Gerkus Anfang 2017 zu Lok Moskau holte. Dort war er als Sportdirektor am Gewinn von Pokal und Meisterschaft beteiligt.

Weil der Präsident Ende 2018 abtrat, beendete auch Stoffelshaus ein halbes Jahr vor Vertragsende seine Arbeit. Mit ihm zusammen arbeitete Willi Kronhardt, seit Mai Chefscout der Kölner. Was die zeitliche Abfolge der Doppel-Suche anbelangt, so sei „die Idealvorstellung, dass man erst einen Sportvorstand einstellt, der dann in die Trainersuche eingebunden ist“, erklärte Frank Aehlig.

Erster Trainer sagte schon ab

Bei der Suche eines Nachfolgers für Achim Beierlorzer sind natürlich diejenigen Trainer im Gespräch, die derzeit nach Entlassung oder ausgelaufenem Vertrag auf dem Markt sind. Eine erste Absage handelten sich die Kölner bei Bruno Labbadia ein, der in Wolfsburg nicht verlängert hatte. „Wir haben bei ihm wegen eines Gesprächs angefragt. Aber er hat uns gesagt, dass er nicht zur Verfügung steht“, verriet Frank Aehlig.

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Das galt am Sonntag auch noch für Ralph Hasenhüttl, könnte sich aber schnell ändern. Denn dem Österreicher, zuvor bei RB Leipzig erfolgreich, steht beim FC Southampton nach der sechsten Niederlage in den letzten sieben sieglosen Spielen und angesichts des vorletzten Tabellenplatzes vor dem Rauswurf.

Sportliche Probleme offenkundig

Damals wie heute zeigt sich bei den Kölnern, dass sie ein Offensivproblem besitzen. Zum einen werden zu wenige Chancen kreiert, zum anderen werden zu viele vergeben. Mit zehn Treffern ist man im Vergleich der Angriffsreihen Liga-Schlusslicht. Das andere Problem trat gegen Hoffenheim deutlich zu Tage, als manche Spieler nach einer lauf- und kampfintensiven ersten Halbzeit ab der 65 Minute konditionelle Defizite zeigten. Dafür, um diesbezüglich eine Besserung zu erreichen, ist die aktuelle Länderspielpause jedoch zu kurz.

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