Wie eine ErlösungJhon Cordoba genießt sein erstes Punktspiel-Tor für den FC

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Trikot aus und Zunge raus: Jhon Cordoba feiert seinen ersten Ligaspiel-Treffer für den FC.

Köln – Auf der Suche nach den lichten Momenten bei der vogelwilden 3:5-Heimniederlage des 1. FC Köln gegen Zweitliga-Aufsteiger SC Paderborn bleibt unter dem Strich nur Jhon Cordoba als Fundstück zurück. Jener Stürmer aus Kolumbien, der im Sommer 2017 für sage und schreibe 17 Millionen Euro Ablöse vom FSV Mainz 05 ans Geißbockheim kam, um die Rufe nach Anthony Modeste nicht allzu laut werden zu lassen. Nun hat der 25-Jährige am Sonntag gegen Paderborn endlich zum ersten Mal in einem Ligaspiel für den 1. FC Köln getroffen. Was für eine Erlösung im 21. Punktspiel, nachdem Cordoba zuvor 1109 lange Minuten auf diesen Moment hatte warten müssen.

Es war sicher kein Zufall, dass die FC-Verantwortlichen am Dienstag nach dem Vormittagstraining Cordoba in die Mixed Zone am Geißbockheim beorderten. Über die haarsträubenden Fehler in der Rückwärtsbewegung war ja zwei Tage lang ausführlich diskutiert worden. Es ging darum, nach vorne zu blicken und ein positives Signal für das nächste Zweitligaspiel am Freitag (18.30 Uhr) beim Tabellenvorletzten SV Sandhausen zu setzen.

1109 Minuten ohne Ligaspiel-Treffer

Cordoba war die Idealbesetzung für diesen Job. Als er sich am Sonntag nach seinem herrlichen Treffer zum 3:3 in der 84. Minute enthusiastisch das Trikot vom Leib gerissen hatte, die Hose halb runterzog und mit rausgestreckter Zunge zum Tanz mit der Eckfahne lief, bekam jeder der 50000 Zuschauer im Rheinenergiestadion einen Eindruck davon, was dieses Tor für den Kolumbianer bedeutet: „Ich hatte ein schwieriges Jahr und habe schlechte Erfahrungen gemacht, die ich so nicht kannte. Dieser Treffer war fundamental wichtig für mich. Ich konnte mich endlich belohnen und arbeite jetzt weiter hart dafür, dass weitere dazu kommen.“

Cordoba hatte als Modeste-Nachfolger einen schweren Stand. Zwar traf er im Pokal bei der Leher TS und dann unvergessen am 14. September 2017 zum 1:0 im ersten Europapokalspiel des FC nach 25 Jahren im Emirates Stadium gegen den FC Arsenal, doch das war es. Er verletzte sich, fiel lange aus und sein Team bewegte sich unaufhörlich in eine schwere sportliche Krise.

367 Tage lagen zwischen Cordobas Tor in London und dem Treffer gegen Paderborn. Dazwischen liegen nicht nur zeitlich Fußballwelten. Es passt zu Cordobas Vita in Köln, dass dieses 3:3 am Ende ein Tor ohne Wert für die Mannschaft war. Ob es ihm persönlich hilft, bleibt abzuwarten. Nach einer guten Vorbereitung unter Neu-Trainer Markus Anfang war Cordoba als Sturmspitze gesetzt. Beim VfL Bochum (2:0) und gegen Union Berlin (1:1) blieb er ohne Erfolgserlebnis. Als dann Simon Terodde im Pokal viermal gegen Dynamo Berlin einnetzte und danach auch in der Liga einen Lauf mit sieben Toren in Folge hinlegte, fand sich Jhon Cordoba auf der Ersatzbank wieder.

„In solchen Spielen wie gegen Paderborn kann ich meine Qualität zeigen, wenn ich eingewechselt werde“, schaut der bullige Stürmer nach vorne und hofft auf weitere Einsätze. Die 17 Millionen Euro verfolgen ihn aber nach wie vor. Entsprechend genervt reagierte er am Dienstag auf Fragen in diese Richtung: „Es ist doch normal, dass bei dieser Summe Erwartungen aufgebaut werden. Was soll ich machen? Ich arbeite hart im Training und gebe mein Bestes, um mich zu verbessern.“

Immerhin durfte Jhon Cordoba am Sonntag zum ersten Mal vor der Südkurve mit den FC-Fans feiern. Das wird ihm Rückenwind geben. Jubelgesänge hören sich nun mal deutlich angenehmer an, als die vielen Pfiffe, die es im Rheinenergiestadion schon gegen den Kolumbianer gab.

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