Gewalt in der KreisligaHetzjagd auf Schiedsrichter in Lindenthal

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Schiedsrichter

Symbolfoto

  • Bei einem Spiel der Kreisliga D zwischen Germania Ossendorf und Blau-Weiß Köln haben Spieler den Schiedsrichter gewalttätig angegriffen.
  • Der Fall kommt vor das Sportgericht und auch die Polizei ermittelt.
  • Der betroffene Verein hat sich bisher dazu nicht öffentlich äußern wollen.

Köln – Nach dem Fußball-Kreisligaspiel ermittelt die Polizei gegen zwei Spieler des Clubs Germania Ossendorf wegen des Verdachts der versuchten Körperverletzung. Als die Partie der Kreisliga D, Staffel 1, zwischen Blau-Weiß Köln V und Ossendorf auf der Platzanlage nahe des Decksteiner Weihers in Lindenthal abgepfiffen worden war, entwickelte sich plötzlich eine Hetzjagd auf den Schiedsrichter.

Ein Zuschauer hielt die Szene mit seiner Handykamera fest, der Schiedsrichter wurde verletzt und konnte nach Angaben des Fußballkreises Köln drei Tage nicht arbeiten.

Das Video mit einer Dauer von 1:14 Minuten dokumentiert mehrere Straftaten, zwei Spieler versuchen dem Schiedsrichter im vollen Lauf die Beine wegzutreten, ein Spieler wirft eine Trinkflasche nach dem Unparteiischen, ein anderer schleudert einen Ball in dessen Richtung.

Kommenden Freitag steht die Sportgerichtsverhandlung an. „In den vergangenen beiden Jahren nehmen solche Fälle zu, die Angriffe auf Schiedsrichter lassen sich auch nicht auf einzelne Vereine beschränken“, sagt Kabil Azizi, stellvertretender Vorsitzender des Kreisschiedsrichterausschusses.

Verein blockt ab

Der betroffene Verein blockt jegliche Anfragen unwirsch ab. Die Vorsitzende sagt, sie wolle sich „nicht äußern“, ein Vorstandskollege beendete einen Anruf dieser Zeitung mit den Worten: „Lassen Sie mich damit in Ruhe“.

Und: Der Club will nach Angaben der Vorsitzenden Strafanzeige erstatten. Allerdings nicht gegen die eigenen Spieler, sondern gegen den Zuschauer, der mit der Handy-Aufnahme gegen die Persönlichkeitsrechte der gefilmten Spieler verstoßen habe. Beim Fußballkreis stößt das Verhalten des Clubs auf Unverständis. „Es ist traurig, dass sich der Verein so unglücklich äußert“, meint Azizi.

Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) hat für interne Zwecke alle Amateurspiele ausgewertet – immerhin 80.000 Spiele finden jedes Wochenende statt. „Der Spielbetrieb in Deutschland läuft weitgehend störungsfrei“, bilanzierte unlängst der Ex-Präsident Rainer Koch.

Lediglich 0,05 Prozent der Spiele seien abgebrochen worden, bei 0,48 Prozent der Spiele seien Störungen durch Gewalthandlungen oder Diskriminierungen gemeldet worden. „Wir haben in Köln sämtliche Zwischenfälle dokumentiert, wir kommen hier auf höhere Zahlen“, sagt Azizi.

Mannschaftskameraden schützen den Schiedsrichter

Auf dem Video sind auch diverse Beschimpfungen durch Ossendorfer Spieler zu hören. Doch nicht nur Spieler des Gegners versuchen den Unparteiischen zu schützen, auch Akteure aus Ossendorf zeigen für die Gewaltausbrüche der Mitspieler kein Verständnis und begleiten den Schiedsrichter vom Platz, auch der Trainer geht gegen einen gewalttätigen Spieler vor.

Blau-Weiß überlegt nun, die Fünfte Mannschaft zurückzuziehen. Erst vor einigen Wochen waren Spieler von Gegnern verprügelt worden. Aus Angst habe der Schiedsrichter dies nicht im Spielbericht vermerkt. Der Frust ist groß.  

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