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„Gewinnen und weiterentwickeln“Haie Coach Mike Stewart im Interview

Lesezeit 4 Minuten
Maik Stewart

Mike Stewart war zuletzt Trainer bei den Augsburger Panthern.

  • Der Austro-Kanadier Mike Stewart ist neuer Coach bei den Kölner Haien
  • Im Interview mit unserem Autor redet er über die neue Herausforderung, neue Spieler und seine Vorbereitung auf den Job

Mike Stewart ist noch in Kanada. In Calgary lädt der Coach der Kölner Haie bei Familie und Freunden seinen Akku auf. Den 47-Jährigen kribbelt es aber auch schon, wenn er an die Herausforderung KEC denkt. Das hat er Martin Sauerborn im Interview mit seinem charmanten kanadisch-österreichischen Akzent verraten.

Herr Stewart, genießen Sie die eishockeyfreie Zeit in Ihrer Heimat?

Ja, denn meine ganze Familie lebt hier in Calgary. Das Einzige, was mir während der langen Zeit in Europa fehlt, ist die Familie. Es tut sehr gut, Zeit mit allen zu verbringen.

Haben Sie nur ausgespannt?

Nein, wir waren ja auf Spielersuche. Mark Mahon und ich haben viel telefoniert, um die richtigen Spieler für die Haie zu finden. Ich war aber auch auf unserer Ranch und unserer Hütte am See. Und ich habe im Garten gearbeitet. Ich bin gerne draußen, denn ich verbringe neun Monate im Jahr in der Eishalle oder bin unterwegs – mit viel Stress und Druck. Ich arbeite in der Saison 70 bis 100 Stunden pro Woche. Die Zeit weg von der Halle ist deshalb sehr wichtig für mich.

Sie denken trotzdem viel an Eishockey und die Haie, oder?

Köln ist eine Herausforderung. Ich spüre, wie sehr ich mich darauf freue. Ich schaue Videos und bereite das Training vor. Der Job ist meine Leidenschaft.

Der Kader für die kommende Spielzeit stand früh fest. Ist das ein Vorteil?

Wir haben gesagt, dass wir es eigentlich nicht eilig haben und den Markt geduldig sondieren wollen. Wenn wir dann einen Spieler finden, der uns helfen kann, müssen wir aber schnell reagieren. Und wir hatten ja auch nur sechs Plätze zu vergeben.

Kennen Sie die Neuzugänge?

Heutzutage gibt es Videos von allen Spielern. Wir haben mindestens fünf Spiele von den Kandidaten angeschaut und mit Trainern und Managern der Clubs gesprochen, bei denen sie gespielt haben. Der Charakter muss passen. Die Zusammenarbeit mit Sportdirektor Mark Mahon war da hervorragend.

Sind Sie zufrieden mit den Spielern, die geholt wurden?

Stand jetzt, geht es erst einmal darum, dass wir zusammenkommen und als Einheit unsere Identität entwickeln. Es kommt für alle etwas Neues, für die Zugänge und für die Spieler, die schon lange da sind.

Mit Ulf Wallisch gibt es noch einen anderen sehr interessanten Neuzugang.

Ich habe Ulf in meiner Zeit in Bremerhaven kennengelernt. Ich hatte dort nicht einmal einen Co-Trainer und musste alles machen. In Psychologie kenne ich mich nicht genug aus, deshalb haben wir Ulf geholt. Seine Arbeit ist in Bremerhaven gut angekommen und jetzt arbeiten wir schon seit sechs Jahren sehr gut zusammen.

Welche Aufgabe hat er?

Er macht, was ich nicht machen kann. Seine Arbeit ist nicht eishockeyspezifisch. Das Leben als Profi mit all dem Druck ist nicht leicht. Ulf arbeitet individuell so mit den Spielern, dass sie sich im Idealfall auf dem Eis aufs Spiel konzentrieren können.

Wie läuft der Austausch zwischen Ihnen?

Er gibt mir eine Übersicht, wie die Jungs drauf sind. Seine Arbeit bleibt aber privat, die Spieler müssen ja absolutes Vertrauen zu ihm haben.

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Der Trainerstab des KEC umfasst außer Ihnen fünf Personen und ist so umfangreich wie nie. Ist das Team nicht zu groß?

Jeder hat seine Aufgabe und wird seinen Teil beitragen. Ron Pasco, den ich seit 1996 kenne, kommt neu dazu. Im Austausch mit allen werde ich mein Fingerspitzengefühl besser entwickeln können. Ich bin ein großer Fan von Diskussionen, bevor ich Entscheidungen treffe.

Bremerhaven, Augsburg und nun Köln. War es schon immer Ihr Ziel, weiter nach oben zu kommen?

Ich habe mich als Trainer und Mensch weiterentwickelt. Trainer in Köln zu werden, war für mich ein Ziel und der logische nächste Schritt.

Apropos Ziel, welche Ziele verfolgen Sie mit den Haien in der kommenden Saison?

Die Ziele bleiben intern. Nur so viel: Wir sind ehrgeizig, wollen gewinnen und ganz wichtig, uns ständig weiter entwickeln.

Wie sieht Ihre Strategie aus?

Es geht darum, flexibel zu bleiben. Wir legen ein Fundament, wie wir spielen wollen, und ich weiß es im Großen und Ganzen natürlich schon. Wir wollen im September bereit sein, aggressiv, schnell und mit Leidenschaft Eishockey spielen.

Mit einem festen System?

Viele Trainer kennen nur ein System und wollen es durchziehen. Ich möchte ein neues System etablieren und schauen, wie es funktioniert und es dann gegebenenfalls anpassen.

Spielen die Haie wie Augsburg vergangene Saison?

Die Spieler in Köln sind andere. Wir werden wie die Haie spielen und wollen uns die Unterstützung der Fans mit ehrlicher Arbeit verdienen.

Was bedeutet es für Sie, Coach der Haie zu sein?

Köln ist eine große Adresse und es ist mir eine Ehre hier zu sein. Natürlich möchte ich meinen Fingerabdruck setzen. Die Verantwortlichen geben mir freie Hand mit dem Team, sagen aber, dass es funktionieren muss. So ist der Profisport.

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