Nach Niederlage gegen MannheimDen Haien fehlt es an Tempo, Spielwitz und Kreativität

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Haie-Coach Peter Draisaitl

Köln – Peter Draisaitl hat das Problem früh kommen sehen. Als in der Saisonvorbereitung immer wieder neue Spieler verletzt ausfielen, sah sich der Trainer der Kölner Haie ständig zu Umstellungen gezwungen und seinen Zeitplan in Gefahr. Schnell zeichnete sich ab, dass der Findungsprozess des neu formierten KEC-Teams mehr Zeit als üblich in Anspruch nehmen würde. Nach zehn absolvierten Spieltagen in der Deutschen Eishockey Liga (DEL) dürfte sich Draisaitl in seiner Vorahnung bestätigt fühlen. In der Offensive greifen noch längst nicht alle Automatismen. Viele Aktionen bleiben Stückwerk. Mit 24 erzielten Treffern stellen die Haie statistisch den drittschlechtesten Angriff der Liga. Weniger Tore haben nur die abgeschlagenen Kellerkinder Wolfsburg und Schwenningen geschossen.

Den Kölner fehlen Tempo, Spielwitz, Kreativität und Ideen

Warum das so ist, trat bei der jüngsten 2:4-Heimniederlage gegen den Tabellenführer Adler Mannheim erneut in Erscheinung. Den Kölnern fehlte es an Tempo, Spielwitz, Kreativität und Ideen. Nachdem die Haie ihren 2:0-Vorsprung im Mittelabschnitt komplett aus der Hand gegeben hatten, hatten sie nichts mehr entgegenzusetzen und blieben offensiv harmlos. Gravierend sind die Offensivschwächen insbesondere im Powerplay, in dem kaum etwas gelingt. „Das ist eine Sache, die wir auf den Weg bringen müssen“, meint Draisaitl.

Die Zahlen sind miserabel. In bislang 47 Überzahlsituationen gelangen den Kölnern magere sieben Treffer. Das entspricht einer Effizienz von 14,89 Prozent und lediglich Platz zehn in der Powerplay-Tabelle. Die Gründe dafür hat Mark Mahon analysiert. „Wir lassen die Scheibe zu langsam laufen und zeigen keine Schuss-Mentalität“, kritisiert der Sportdirektor und fordert eine grundsätzliche Änderung der Spielweise in Überzahl: „Wir brauchen mal zwei, drei schnelle Pässe und dann jemanden, der die Scheibe einfach draufhaut, denn vor dem Tor sind wir gut genutzt besetzt. Ich erwarte, dass das besser wird.“ Der Trainingsschwerpunkt vor dem rheinischen Derby am kommenden Freitag (19.30 Uhr) bei der Düsseldorfer EG ist damit geklärt.

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Spieler nutzen gewisse Chancen nicht

Nach bisherigen Eindrücken scheint es allerdings so, dass der KEC an Qualität aus der Distanz verloren und die Abgänge der Offensiv-Verteidiger Christian Ehrhoff, Fredrik Eriksson und Shawn Lalonde nicht eins zu eins hat ersetzen können. Deren Nachfolger Morgan Ellis und Tobias Viklund arbeiten in der Defensive zwar zuverlässig, trauen sich offensiv aber noch zu wenig zu und geben kaum Torschüsse ab. Mahon nimmt das noch torlose Duo in Schutz und glaubt an ein Kopfproblem: „Morgan und Tobias fehlt ein Erfolgserlebnis. Sie sind gute Blueliner und haben bei ihren vorherigen Stationen bereits bewiesen, dass sie Tore erzielen können.“

Die Kritik des Kölner Sportchefs richtet sich vielmehr an diejenigen Akteure, die sich nach den Verletzungen der Angreifer Marcel Müller und Fabio Pfohl sowie des nachverpflichteten Frederik Tiffels aufdrängen könnten, es aber nicht nachdrücklich tun: „Wenn Spieler ausfallen, ist das immer auch eine Chance für andere Akteure, sich zu zeigen. Diese Chance nutzen aber zu wenige Spieler.“ Von Mahons Tadel ausgenommen sein dürften bei den Stürmern lediglich Felix Schütz, Youngster Lucas Dumont und Allrounder Austin Madaisky.

Dass der KEC trotz fehlender Torgefahr immerhin die Hälfte seiner Partien gewonnen hat und auf dem achten Tabellenplatz rangiert, ist ein Verdienst der Defensive um den bestechend haltenden Gustaf Wesslau (Fangquote: 92,88 Prozent), die derzeit so wenige Gegentore zulässt wie kein anderes DEL-Team. „Die Leistung nach hinten ist sehr stabil“, sagt Mahon. Darauf verlassen sollten sich die Haie allerdings nicht. 

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