Pauels zur Nachwuchsarbeit des KEC„Wir wollen möglichst lange im Verein ausbilden“

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Junghaie Rodion Pauels 2.v.l.

Geschäftsführer des Stammvereins Kölner EC, Rodion Pauels (2.v.l.)

  • Noch nie gab es bei den Kölner Haien so viele im eigenen Nachwuchs ausgebildete Spieler.
  • Die Einführung der U20-Eliteliga hilft laut Pauels dabei, die jungen Spieler in den DEL-Trainingskader einzugliedern.
  • Martin Sauerborn hat sich mit dem Geschäftsführer des Stammvereins Kölner EC Rodion Pauels über die Nachwuchsarbeit beim KEC und im deutschen Eishockey unterhalten.

Köln – Herr Pauels, beim DEL-Spiel gegen Schwenningen standen elf Ex-Junghaie im Profikader der Haie. Lucas Dumont hat den Durchbruch geschafft, der 17-jährige Simon Gnyp einen Profivertrag erhalten. Wie sehen Sie diese Entwicklung?

Das ist ein Quantensprung. Als Niklas Sundblad Trainer war, ging es schon mal in die Richtung. Unter Cory Clouston herrschte wieder Ebbe. Es ist aber das eine, ob die Coaches es wollen. Besser ist, wenn ein System dahinter steht. Profi-Manager Mark Mahon hat hier federführend ein System erarbeitet und eingeführt, das langsam erste Früchte trägt. Nachwuchsarbeit braucht einen konzeptionellen Aufbau.

Wie sieht das Konzept aus?

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Wir wollen möglichst lange im Verein ausbilden. Die Einführung der U20-Eliteliga hilft dabei. So können wir den besten, jungen Spielern davon abraten in die Oberliga zu wechseln und sie entweder direkt in den DEL-Trainingskader oder in die DEL2 schicken. U20-Stürmer Nico Cornett etwa hat diese Saison mehr als zehn Spiele bei unserem DEL2-Partner Frankfurt gemacht.

Welche Vorteile sehen Sie?

Wir im Nachwuchs wollen Spieler nach oben bringen. Spieler wie Dumont nehmen so Positionen ein, bei denen die Gesellschafter im Etat sparen können. So entsteht eine Win-Win-Situation. Ein weiterer Vorteil ist, dass die Struktur im Team funktionieren muss. Bei einem Spieler aus dem eigenen Nachwuchs, weiß ich genau, was mich erwartet. Charaktere ändern sich nicht grundlegend. Und die Talente hier in Köln sehen: Bei den Haien geht es weiter.

Wie viele schaffen es denn zu den Profis?

Von fünf oder sechs mit Vertrag sollten es ein oder zwei sein.

Um Spieler auszubilden, brauchen Sie Kinder, die zum Eishockey kommen. Wie ist der Zulauf beim KEC?

Extrem hoch, unsere Kapazitäten sind erschöpft. Wir haben allein in der Laufschule um die 80 Kinder und 30 auf der Warteliste. Wir haben zu wenig hauptamtliche Trainer und die ehrenamtlichen oder studentischen Helfer sind zeitlich nicht immer verfügbar. Wir haben nur eine Eisfläche und zu wenige Kabinen. Um das 5-Sterne-Programm des DEB zu erfüllen, müssen wir drei Stunden Eiszeit im Lentpark buchen, die unseren Etat belasten. Aber das ist ein Luxusproblem.

Welches Sie wie lösen wollen?

Der Neubau in Stammheim befindet sich noch im Planungsstadium. Wir müssen in unserem Trainingszentrum die Situation mit Container-Kabinen, einem Büro, mehr Trainern und Helfern verbessern. Das kostet Geld. Als EV sind unsere Mittel aber begrenzt, auch was den Bereich der dualen Karriereplanung betrifft.

Wie sieht es finanziell aus für die Nachwuchsarbeit des KEC?

Es ist immer knapp. Wir schaffen es nicht alleine.

Wer soll es bezahlen?

Wir müssen sagen, was wir haben und welche Summe wir brauchen. Die Fakten dafür liegen auf dem Tisch. Ich wünsche mir, dass das die Gesellschafter so überzeugt, dass sie sagen, ich stecke die Summe X in den Nachwuchs und spare dafür die Summe Y im Profispieler-Etat, weil ich gut ausgebildete Spieler bekomme.

Haben Sie darüber schon mit Hauptgesellschafter Frank Gotthardt gesprochen?

Nein, die Kommunikation läuft über Mark Mahon. Es geht um Überzeugung mit klaren Fakten und das können wir. Die Gehälter in der DEL sind gestiegen, deshalb sind gute junge Spieler wichtig, zumal der Standort Köln mit München und Mannheim nicht konkurrieren, was die Gehälter betrifft. Köln braucht ein Konzept mit eigener Identität. Mit jungen Spielern, die in einem System ausgebildet werden, das vom Verein vorgegeben wird - wie in Skandinavien.

Sie haben Lucas Dumont bei den Junghaien trainiert, hat Sie seine Entwicklung in dieser Saison überrascht?

Nein. Wenn Spieler die Chance und Vertrauen bekommen, Talent mitbringen und eine Fähigkeit wie bei Lucas der Torschuss, dann können sie es schaffen. Lucas war kein deutscher Topspieler in seinem Jahrgang, hat aber bei den Partnern Dresden und Frankfurt gelernt und ist mental stark. Vor drei, vier Jahren wäre er in der Oberliga gelandet, ohne ein DEL-Spiel gemacht zu haben. So sind in Deutschland in den vergangenen 15 Jahren 100 Dumonts unentdeckt geblieben.

Haie-Kapitän Moritz Müller hat dieses Thema kürzlich auch angesprochen.

Mo hat recht, wenn er sagt, wir müssen es einfach mal machen. Dann wird das deutsche Eishockey auch besser und die guten deutschen Spieler sind auch nicht mehr so teuer. Wir müssen im eigenen Land ausbilden und das Ausländer-Kontingent reduzieren.

RB München macht es vor und ist erfolgreich...

München hat mit Spielern wie Mayenschein, Daubner und den Eder-Brüdern die meisten und die besten jungen Deutschen. Sie sind mit diesen Talenten als erstes deutsches Team ins Champions League-Finale gekommen. Man muss es nur machen und bezahlen wollen.

Zur Person

Rodion Pauels wurde am 4. Januar 1963 in Köln geboren. Als Linksaußen durchlief er alle Jugendteams der Haie und spielte mit Uwe Krupp zusammen. Nach dem Studium an der Deutschen Sporthochschule und einem Engagement beim EV Füssen, steht er seit 1995 in Diensten des KEC, erst als Cheftrainer und Geschäftsführer des Nachwuchsbereiches, dann ab 2004 als Manager der Profis und ab 2010 wieder als Nachwuchs-Koordinator und Geschäftsführer des Kölner EC. Pauels ist verheiratet und hat zwei Töchter.

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