Olympia-RückblickVor 30 Jahren sprang „Eddie The Eagle“ in die Herzen seiner Fans

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Eddie the eagle früher

Sein Markenzeichen war die pinke Skibrille.

Pyeongchang – Er hatte in einem Kuhstall geschlafen, zahlreiche Knochenbrüche überstanden und vergeblich Sponsoren gesucht. Doch als Michael Edwards seine pinkfarbene Skibrille richtete und hinab ins Tal blickte, war all das vergessen. "Da unten standen 80 000 Fans, die meinen Namen riefen. Da wusste ich: Mein Traum ist wahr geworden", sagt Edwards, den bis heute alle nur als "Eddie The Eagle" kennen.

Genau 30 Jahre ist es her, dass Edwards als schlechtester Skispringer der Welt zum Star der Olympischen Spiele in Calgary wurde. Dabei war der damals 24-Jährige ein klassischer Verlierer-Typ, auf und neben der Schanze. Den Zuschauern war das egal. Schon bei der Ankunft in Kanada hing ein Plakat mit der Aufschrift "Willkommen, Eddie the Eagle" am Flughafen. "Von da an wurde es immer verrückter", sagt Eddie, der schräge Adler.

Erst zwei Jahre zuvor hatte Edwards beschlossen, Skispringer zu werden - weil es in England noch keinen gab. Der blutige Amateur bezahlte seinen Mut teuer. Er habe sich bei Stürzen "zweimal den Schädel gebrochen, einmal den Kiefer, das Schlüsselbein, drei Rippen und das Knie", erzählte er im Januar der Daily Mail: "Einen Monat nach dem Schädelbruch stand ich wieder auf der Schanze. Das war nicht besonders clever - aber ich war auf einer Mission."

Diese Mission konnte Edwards kaum finanzieren, während seiner Skisprung-Reisen schlief er in Autos und Kuhställen. "Die Nachricht von meiner Olympia-Teilnahme erhielt ich in einer psychiatrischen Klinik in Finnland. Dort war ich nicht Patient - es war einfach der billigste Schlafplatz", erzählt er: "Ich hatte kein Geld, aber ich habe nie aufgegeben."

Eddie the eagle

Eddie Edwards bei der Präsentation seines Filmes in München

Kurz vor Calgary gab Edwards dann der BBC ein Interview. "An alle Sponsoren, die mich immer ignoriert haben: Ich habe es trotzdem geschafft", sagte er. Von da an wurde Eddie zum Liebling der Fans. Edwards "hüpfte" damals bei seinem ersten Sprung auf 55 Meter, wurde abgeschlagen Letzter, ebenso wie neun Tage später auf der großen Schanze - und wurde doch gefeiert. Als er nach Hause kam, warteten 10 000 Fans am Flughafen.

Vor zwei Jahren verfilmte Hollywood sein Leben. Edwards liebt den Streifen, doch eine Ungenauigkeit stört ihn. Im Film verpasst er nach einer durchzechten Nacht die Eröffnungsfeier. "Das stimmt nicht. Selbst wenn Angelina Jolie mir eine Nacht mit ihr angeboten hätte, hätte ich gesagt: 'Danke Angelina, ich fühle mich geehrt, aber heute nicht'. Ich habe mein Leben für Olympia gegeben. Ich hätte nichts davon verpassen wollen", sagt er.

Seit dem Film geht es Edwards auch finanziell wieder besser, inzwischen gibt er überall auf der Welt Motivations-Seminare. Immer wieder muss er dabei auch von den Geschehnissen vor 30 Jahren erzählen. Seine Geschichte wird Eddie eben nicht los. Die englische Fußball-Legende Jack Charlton formulierte es einmal so: "Jeder erinnert sich daran, dass Eddie in Calgary Letzter geworden ist. Wer Gold gewonnen hat, weiß keiner mehr."

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