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Studie bringt KlarheitVideobeweis doch besser als sein Ruf

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Kölner Keller (1)

Die Video-Assistenten Mark Borsch (l) und Tobias Welz (r) sitzen an ihrem Platz.

Köln – 

Der umstrittene Videobeweis macht Fußballspiele gerechter und führt zu weniger Verzögerungen als angenommen. Das ist das zentrale Ergebnis einer breit angelegten Studie, die der belgische Professor Werner Helsen, international führender Wissenschaftler  zum Schiedsrichterwesen, für die Uefa erstellt hat. Helsen hat bis Februar eineinhalb Jahre lang 3477 Spiele in Deutschland, Italien, Portugal und England, aber auch in den USA, China und Australien untersucht.

Genaue Zahlen

50 Prozent der Befragten halten laut einer Umfrage den Videobeweis für ein sinnvolles Instrument, weil „dadurch grundsätzlich klare Fehlentscheidungen korrigiert werden können“. Über 153 000 Menschen hatten an der Befragung vom Fan-Verein „FC Play Fair!“ und dem Magazin „Kicker“  teilgenommen. 40 Prozent lehnten den Videobeweis ab.

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71 Prozent kritisieren die „schlechte Umsetzung“, vor allem die  strittigen Handspiel-Entscheidungen stoßen des Fans sauer auf. Über jeweils 70 Prozent sprachen sich dafür aus, strittige Szenen auf der Videowand im Stadion zu zeigen. Über 70 Prozent urteilten, dass der Weg zu einer Entscheidung zu lange ist. (mft)

Er kommt zu dem Schluss, dass beim Großteil der Fälle die Schiedsrichter-Entscheidungen notwendigerweise korrigiert oder aber korrekterweise bestätigt worden sind. In 1251 Fällen der genannten Spiele in insgesamt 20 Wettbewerben war der Beweis angewendet worden. „Der Videobeweis hat das Spiel gerechter gemacht“, sagt Professor Dr. Daniel Memmert von der Deutschen Sporthochschule in Köln. Memmert hatte die Einführung des Videobeweises in der Bundesliga teilweise begleitet.

1 Fehlentscheidung in 15 Spielen

Nach Studie von Helsen kommt es im Schnitt zu einer Fehlentscheidung per Videobeweis in 15 Spielen. In nur einem von 2,7 Spielen war der Beweis durchschnittlich zur Anwendung gekommen.  In der letzten Bundesligasaison hatte es deutlich höhere Eingriffszahlen gegeben: in 306 Spielen 419 Überprüfungen. Der Deutsche Fußballbund (DFB) hatte für die vergangene Saison ebenfalls eine positive Bilanz gezogen, 82 Mal sei eine Fehlentscheidung korrigiert worden.

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Leiser sind die Debatten um den Entscheid aus dem so genannten „Kölner Keller“ nicht geworden. Auch in der noch jungen Bundesligasaison sind viele Entscheidungen selbst, aber auch die Notwendigkeit eines Eingreifens diskutiert worden. Achim Beierlorzer, Trainer des 1.FC Köln, sagte der Rundschau, der Einsatz des Video-Assistenten müsse optimiert werden. „Es muss schneller gehen und er muss so eingesetzt werden wie angekündigt. Schade ist natürlich, dass man sich nicht mehr direkt über ein Tor freuen kann. Man weiß nicht, ob es einem vielleicht nicht wieder weggenommen wird. Diese spontane Emotion geht dabei schon verloren.“

Am vergangenen Wochenende hatte es in Berlin Irritationen gegeben, weil nach einem am Ende aberkannten Treffer für Hertha BSC  versehentlich „Tor“ auf der Anzeigetafel eingeblendet worden war. Memmert begründet die Vehemenz der Debatte  auch mit psychologischen Effekten. „Der Videobeweis macht noch kleinere Probleme, wir können nicht ganz damit zufrieden sein“, sagt der Wissenschaftler. „Aber er hat schon viel Fairness gebracht.“ 

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