Thomas Päch im Interview„Alba wollte mir nie Steine in den Weg legen“

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Der neue Baskets-Cheftrainer Thomas Päch kommt von ALBA Berlin auf den Hardtberg.

Der neue Baskets-Cheftrainer Thomas Päch kommt von ALBA Berlin auf den Hardtberg.

  • Die Telekom Baskets haben einen neuen Trainer: Thomas Päch
  • Im Interview erklärt er, warum es ihn von Berlin zu den Baskets gezogen hat und was er von der Zeit in Bonn erwartet

Bonn – Herr Päch, wie läuft so ein Vereinswechsel eines Trainers ab? Haben Trainer wie die Spieler einen Agenten oder Berater, der das einfädelt?

Das läuft über mehrere Kanäle. Zum einen habe ich einen Berater, der mir hilft. Auf der anderen Seite muss man gewisse Leute wissen lassen, dass man auf der Suche ist. Bei mir war das Henrik Rödl, der jetzige Bundestrainer, mit dem ich lange zusammengearbeitet habe. Er kommt sehr viel herum und konnte meinen Namen ins Spiel bringen. In diesem Fall war es so, dass Bonn mich dann direkt angesprochen hat.

Wann hat es den ersten Kontakt gegeben?

Zur Person

Thomas Päch ist 36 Jahre alt und arbeitete in den vergangenen vier Jahren als Assistenzcoach bei ALBA Berlin. Dort begann er 2005 auch seine Trainerlaufbahn im Nachwuchsbereich (NBBL). Als Assistent des jetzigen Bundestrainers Henrik Rödl stieg er mit Berlins 2. Mannschaft 2010 in die Pro B auf. Im selben Jahr wechselte er mit Rödl zu TBB Trier in die BBL (2010 bis 2015), ehe er zu ALBA zurückkehrte und dort seitdem Co-Trainer war. Nach der Entlassung von Ahmet Caki war er von April 2017 bis zum Saisonende interimsmäßig Headcoach. (MK)

Das war schon relativ früh. Da gab es aber noch kein Angebot, da ging es ums Kennenlernen. Danach war es ein längerer Prozess, an dessen Ende im Juni vor den Play-off-Finals alles unterschriftsreif war.

Inwieweit hat es eine Rolle gespielt, dass Baskets-Präsident Wolfgang Wiedlich und Berlins Geschäftsführer Marco Baldi einen guten Draht zueinander haben?

Ich bin jemand, der sehr offen und ehrlich ist. Berlin war jederzeit durch mich informiert, und ich denke, dass dann Wiedlich und Baldi auch darüber gesprochen haben. Man darf nicht vergessen, dass ich ja noch einen Vertrag hatte – und das haben die beiden Chefs dann geklärt. Alba wollte mir nie Steine in den Weg legen.

Ist es Ihnen schwer gefallen, einen anerkannt hervorragenden Basketball-Standort wie Berlin zu verlassen, wo Sie kommende Saison sogar ein Euroleague-Team mitbetreut hätten?

Da spielt noch viel mehr mit hinein: Berlin ist mein Zuhause! Meine Freundin kommt aus Berlin, mein Sohn ist dort geboren, meine Familie und ihre Familie leben in Berlin. Das ist das Schwierigste, die Familie und alle Freunde zurückzulassen. Dann kommt hinzu, dass ich einen großartigen Verein verlasse. Natürlich ist da auch der Gedanke, dass ich diese Chance, eine Saison Euroleague zu erleben, nicht oft bekomme. Auf der anderen Seite hatte ich aber schon vor Jahren das Ziel, Headcoach zu werden, und habe eine gute Situation gesucht, um dies umzusetzen. Die war jetzt da, und ich bin überzeugt, dass mir das jetzt viel mehr gibt – obwohl die Verhältnisse in Berlin überragend waren.

Was sprach für Bonn – abgesehen von der Chance, Cheftrainer zu werden?

Ich komme zu einem Verein, der ein tolles Umfeld hat, der gerade Lust hat, etwas zu verändern. Ich bin sehr dankbar, dass sie mir diese Chance geben. Denn auch Bonn ist ein ganz toller Standort, alleine wegen der Halle und der Trainingssituation. Wenn man das erste Mal in Bonn ist, merkt man zudem, was für eine schöne und familiäre Atmosphäre hier herrscht, die Fankultur ist eine ganz besondere. Außerdem passen der sportliche Weg, den Bonn jetzt gehen will, und meine Vorstellungen sehr gut zusammen.

Welcher ihrer bisherigen Chefs hat Sie am meisten geprägt? Sie hatten mit Henrik Rödl (inzwischen Bundestrainer), Sasa Obradovic, Ahmet Caki und zuletzt Aito Reneses ganz unterschiedliche Typen?

Am meisten hat mich Rödl geprägt, weil ich mit ihm am längsten und intensivsten zusammengearbeitet habe. Von ihm habe ich vor allem mitbekommen, wie ich generell mit Menschen umgehen möchte und welchen Führungsstil ich vertrete. Mit Obradovic war es nur ein Jahr, in dem ich aber sehr viel und intensiv gelernt habe. Aito am Ende war natürlich die Krönung. Ich hatte Headcoaches, die völlig verschieden waren, so dass ich ganz unterschiedliche Stile kennengelernt habe.

Wie wird die Basketball-Philosophie von Thomas Päch aussehen? Welchen Stil können die Zuschauer erwarten?

Ich stehe sehr auf Teambasketball. Ich glaube daran, dass man als Team für die beste Option hart arbeiten muss. Es geht um Ballbewegung, um Extrapässe, um selbstloses Spiel. Im Zusammenspiel ist Einsatz gefordert, die Spieler müssen immer mit hoher Intensität und hohem Fokus spielen. Und: Alle Jungs, die dazukommen, müssen den Gedanken haben, besser werden zu wollen. Da heißt, sie müssen Spaß am Training haben, sie müssen arbeiten wollen. Durch Obradovic, Rödl und Aito bin ich sehr defensiv geprägt. Ich mag es, wenn die Spieler aktiv in der Verteidigung sind und versuchen, durch intensive Laufarbeit einfache Punkte zu erzielen. Das habe ich in den vergangenen zwei Jahren bei Aito in unglaublicher Weise erleben dürfen.

War es ein Problem, dass mit Chris O’Shea der Co-Trainer schon gesetzt war, Sie also keinen „eigenen“ Mann mitbringen konnten?

Ganz im Gegenteil. Ich bin sehr froh, dass Chris bleibt, ich habe einen sehr guten Draht zu ihm aufgebaut. Er ist ein ganz toller Typ, der enorm viel Basketballwissen hat. Zudem kennt er den Standort hervorragend, er kennt die Champions League hervorragend. Insofern ist Chris meine erste Wahl als Co-Trainer.

Was kann man von einem Team wie Vechta lernen, das 2018/19 in die Phalanx der gewohnten Halbfinalisten einbrechen konnte – und das als Aufsteiger?

Für mich hat Vechta ausgezeichnet, dass sie füreinander gekämpft haben. Man hat einen Zusammenhalt und eine Geschlossenheit gesehen, die beeindruckend war. Jeder Spieler hat dort in der vergangenen Saison besser gespielt als er eigentlich ist, weil sie sich als Gemeinschaft gegenseitig stark gemacht haben. Trainer Pedro Calles hat einen unglaublichen Job gemacht und die Spieler haben es unglaublich angenommen. Auch Bonn kann finanziell mit den großen Teams nicht mithalten, muss über eine Entwicklung und Geschlossenheit dagegenhalten. Das ist das, was Vechta gelungen ist.

Zum künftigen Baskets-Team: Wie sind Sie mit dem bisherigen Kader zufrieden?

Sehr zufrieden. Eine der wichtigsten Personalien war, dass wir T.J. DiLeo halten konnten, der das Herz der Mannschaft ist. Dass ich Joshiko Saibou aus Berlin mitbringen durfte, war eine riesige Hilfe, denn wir haben seit der NBBL zusammengearbeitet. Mit Branden Frazier haben wir einen sehr guten Guard gefunden, den wir unter normalen Umständen wohl überhaupt nicht hätten bekommen können.

Die ersten beiden Pflichtspiele sind Ende September sofort die Qualifikation zur Champions League. Wird die Vorbereitung deshalb besonders konzentriert ablaufen müssen?

Es ist generell schwierig, als erstes zwei Spiele zu haben, die so richtungsweisend für die gesamte Saison sind. Aber unabhängig davon, gegen wen wir spielen, ist mein Anspruch, dass die Vorbereitung auf jedes Spiel und jedes Training auf einem maximal hohen Fokus abläuft. Das ist der einzige Weg, auf dem man besser werden kann. Das Ziel für diese zwei Partien ist, das Maximum zu spielen, zu dem wir an diesem Zeitpunkt in der Lage sind. Wo wir da sein werden – das müssen wir jetzt in der Vorbereitung schauen. Für die weitere Saison gilt: Wir wollen besser werden, wir wollen uns entwickeln!

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