HeimniederlageTelekom Baskets gehen im Dreierhagel unter

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Deprimiert und demoralisiert: Die Körpersprache von Kapitän TJ DiLeo sagt alles.

Deprimiert und demoralisiert: Die Körpersprache von Kapitän TJ DiLeo sagt alles.

Bonn – Das war eine der schwärzesten Stunden in der Geschichte der Telekom Baskets: Nach einer über weite Strecken desolaten Leistung erlitten sie am Samstagabend gegen die Crailsheim Merlins die erste Heimniederlage dieser BBL-Saison und bezogen dabei gegen den Vorjahresaufsteiger vor 4810 Zuschauern im Telekom Dome eine schlimme 82:114 (19:34, 21:33, 17:26, 25:21)-Pleite.

Die Bonner machten exakt da weiter, wo sie im letzten Spiel in Ludwigsburg aufgehört hatten: Sie kassierten mächtig Dreier. Hatten sie im Schlussviertel in Ludwigsburg sechs Fernschüsse eingeschenkt bekommen, wurde es gegen die Merlins noch deutlich schlimmer: Die ersten 24 Punkte erzielten die Gäste in gut sieben Minuten ausschließlich durch acht Dreier (14:24).

Rekordverdächtig: Zehn Dreier schon im ersten Viertel

Pokal in München

Baskets-Coach Thomas Päch rang dem kurzen Abstand von nur 48 Stunden sogar etwas Gutes ab: „Zum Glück haben wir schon Montag die Chance zu zeigen, dass wir besser spielen können“, sagte er nach der Schlappe gegen Crailsheim mit Blick auf das Achtelfinale im BBL-Pokal bei Meister Bayern München (20.30 Uhr, kostenpflichtiger Livestream auf Magenta TV).

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Haushoher Favorit sind die Bayern, weil sich die beste deutsche Mannschaft nach Meinung aller Experten über den Sommer weiter verstärkt hat. Zwar gab es mit Stefan Jovic, Derrick Williams und Devin Booker namhafte Abgänge, die wurden aber mit dem 2,11-m-NBA-Center Greg Monroe, Nationalspieler Paul Zipser, dem Franzosen Mathias Lesort und US-Guard DeMarcus Nelson, mehr als kompensiert. Päch: „Was für ein Kader, was für eine Physis, was für eine Länge, was für eine Qualität – das ist schon beeindruckend.“

Die Bonner lauern aber natürlich auf ihre Chance, falls der hohe Favorit einen schwachen Tag erwischen sollte. Zuletzt hatte sich auch Frankfurt ja bei der 77:81-Niederlage bis zum Schluss gewehrt. Aber Päch weiß: „Wenn München an sein Limit geht, dann ist es fast unmöglich.“ (MK)

Bis zum Viertelende schraubte Crailsheim die Ausbeute auf rekordverdächtige zehn Distanztreffer zum 19:34. Wer dachte, die Baskets würden im zweiten Abschnitt ein Gegenmittel finden, sah sich schnell getäuscht: Die Gäste ließen drei weitere Dreier zum 23:47 durch den Bonner Korb rauschen – und die Hausherren drohten die Nerven zu verlieren: Unsportliches Foul gegen Trey McKinney-Jones, technisches Foul gegen Branden Frazier – das untergrub die kleinen Ansätze einer beginnenden Aufholjagd direkt wieder.

Als beide Teams zur Pause in die Kabinen strebten, war der Rückstand auf 27 Zähler angewachsen (40:67), die Gäste hatten nach einem beispiellosen Spektakel schon sage und schreibe 15 Dreier auf dem Konto – und ein Pfeifkonzert drückte die Fassungslosigkeit der Zuschauer unüberhörbar aus.

Höchststrafe: Szenenapplaus der Zuschauer für den Gegner

Sicher waren da auch gut herausgespielte Schüsse dabei, aber die Defense der Baskets war eben auch immer wieder zu spät, zu unentschlossen und lief den Gegenspielern hinterher.

Die Höchststrafe ereilte die Baskets nach 27 Minuten. Nach einem erneut schönen Spielzug vollendete Crailsheim per Dunking frei am Korb zur 35-Punkte-Führung (53:88) – und es gab deutlichen Szenenapplaus auch von den Bonner Fans. Noch im dritten Durchgang war nach einem 10:0-Lauf der Gäste die 40-Punkte-Grenze erreicht (53:93, 29.) – es ging nur noch um das Ausmaß des Debakels. Ihren 20.

Dreier trafen die Gäste zum 61:98, den 100. Punkt rammte Aaron Jones per Dunk durch den Korb (65:100, 33.). In den verbleibenden Minuten konnten die Bonner nur noch etwas Ergebniskosmetik betreiben.

Crailsheimer verpassen knapp den BBL-Rekord

Crailsheim hatte es bei 21 Dreiern belassen und damit den BBL-Rekord der Münchner Bayern (23) um zwei Treffer verpasst.

Baskets-Coach Thomas Päch wirkte nach der Partie sichtbar konsterniert: „Dieses Spiel ist schwer zu erklären. Crailsheim war sehr fokussiert, hat die Würfe sehr gut herausgespielt, immer den freien Mann gefunden. In der Folge gab es bei uns eine Art Panikreaktion. Wir waren mental einfach nicht auf der Höhe und wir haben nicht einmal ansatzweise das gemacht, was wir machen möchten.“

Unglaubliches Spiel mit guten Würfen

Sein Gegenüber Tuomas Ilsalo meinte: „Es war ein unglaubliches Spiel. Wir hatten zu Beginn etwas Glück mit den Würfen, haben aber auch gut verteidigt.“

Bevor die Baskets am Mittwoch den spanischen Erstligisten Saragossa zum ersten Gruppenspiel der Champions League empfangen (20 Uhr, Telekom Dome), müssen sie am Montagabend noch zum Achtelfinale im BBL-Pokal in München antreten.

Baskets (Pkte/3er): Saibou (7), McKinney-Jones (7/1), Subotic (14), Lischka (9/1), Frazier (7/1), DiLeo (4), Breunig (8), Bartolo (11/1), De Oliveira (2), Simons (7/2), Zimmerman (6); Rebounds: 34 (Breunig 7); Assists: 16 (DiLeo 4); Trefferquote Feld: 48 % (29/61); Dreierquote: 33 % (6/18); Freiwurfquote: 86 % (18/21).

Crailsheim Pkte/3er): Russell (10/1), Carpenter, Span (19/5), Herrera (26/6), Bleck (10/2), Ford (6/1), Morgan (11/3), Kovacevic (4), Hawkins (19/2), Jones (9/1); Rebounds: 31 (Jones 7); Assists: 26 (Bleck 5); Trefferquote Feld: 54 % (37/68); Dreierquote: 51 % (21/41); Freiwurfquote: 90 % (19/21).

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