Krise zum JahresendeBaskets sprechen Trainer Päch Vertrauen aus

Lesezeit 3 Minuten
Demonstration auf der Tribüne: Einige Fans wünschen sich eine Rückkehr von Josh Mayo, dem Spielmacher der vergangenen drei Spielzeiten.

Demonstration auf der Tribüne: Einige Fans wünschen sich eine Rückkehr von Josh Mayo, dem Spielmacher der vergangenen drei Spielzeiten.

Bonn – Die Telekom Baskets am Tag danach. Am Tag, nachdem sie sich durch eine unnötige 90:102-Heimschlappe im Kellerduell gegen den Aufsteiger Hamburg in die tiefste sportliche Krise der Vereinsgeschichte gestürzt hatten, bestimmten Krisengespräche das Geschehen. In einer Sitzung am Mittag unter der Leitung von Geschäftsführer Wolfgang Wiedlich berieten die Gesellschafter der Baskets mit der sportlichen Leitung über Auswege nach dem Absturz auf den vorletzten Tabellenplatz.

Das Ganze stand unter Zeitdruck, steht doch schon am Sonntagabend in Würzburg das nächste Bundesligaspiel auf dem Terminplan (18 Uhr, Livestream auf Magenta TV) und im Januar folgen acht Partien in Bundesliga und Champions League. Fazit der Beratungen: Trainer Thomas Päch genießt (zumindest vorläufig) weiter das Vertrauen der Vereinsbosse, auch die Position von Sportmanager Michael Wichterich wurde nicht in Frage gestellt.

Mit Alec Brown kommt ein 2,16-m-Mann aus Nowgorod

„Wir befinden uns in den Gesetzmäßigkeiten des Profigeschäfts. Und da erscheint uns das jetzt erst einmal als der sinnvolle Weg“, sagte Wiedlich auf Anfrage der Rundschau: „Wie das in vier, sechs oder acht Wochen aussieht, kann ich nicht sagen“, bedeutet das eine Art Bewährungsfrist für Päch.

Alles zum Thema Fußball-Bundesliga

Zügig soll er mit Wichterich über Spieler-Nachverpflichtungen entscheiden, was gestern schon zum ersten Ergebnis führte: Die Baskets verpflichteten mit dem 2,16-m-Mann Alec Brown einen 27-jährigen US-Amerikaner, der zuletzt in Nowgorod/Russland auch in der Champions League spielte und dort im Schnitt auf 8,6 Punkte und 4,6 Rebounds kam. Er kann auf der Position vier und fünf spielen. Von 2015 bis 2019 ging er für die spanischen Erstligisten Obradoiro, Estudiantes Madrid und Breogan auf Korbjagd. Er unterschrieb einen Vertrag bis zum Saisonende und wird am Montag in Bonn erwartet. Er soll den vierwöchigen Ausfall von Stephen Zimmerman (Handverletzung) kompensieren.

Aber es soll noch ein zweiter Neuzugang kommen: ein Führungsspieler, der „in der Lage ist, der Mannschaft mit Erfahrung und Zielstrebigkeit die nötige Ruhe und Sicherheit zu geben“, wie Wichterich das Anforderungsprofil umriss. Wiedlich schränkte jedoch ein: „Der Spielermarkt ist kein Supermarkt, in dem man sein fertiges Wunschprodukt bekommt. Wir müssen sehen, was der Markt hergibt.“

Auch deshalb sind die Baskets bei diesem Neuzugang auf keine Position festgelegt: „Ob das ein Spieler für die Position eins, zwei, drei oder vier ist, ist zweitrangig“, so Wichterich.

Denn dieser zweite Neuzugang soll offenbar den größten Mangel bei der Zusammenstellung des Teams beheben: Dass die Mannschaft keine eindeutige Hierarchie hat und ihr ein erkennbarer und intern anerkannter Kopf fehlt. Ein Defizit, das weder T.J. DiLeo noch Branden Frazier oder Joshiko Saibou bislang beheben konnten. Dass das auch manche Fans so sehen, verdeutlichte nach dem Spiel gegen Hamburg eine kleine Demonstration auf der Tribüne: Zuschauer reckten Schilder mit der Aufschrift „Wir wollen Nr. 14 Josh zurück“ in die Höhe. Gemeint war Josh Mayo, der Aufbauspieler der vergangenen drei Jahre, der im Sommer kein neues Vertragsangebot bekommen hatte.

Wiedersehen mit dem Ex-Bonner Florian Koch

Für die Partie in Würzburg wird sich die personelle Lage noch nicht entspannen (Ausfall von Zimmerman, Einsatz von Saibou gefährdet). Dort treffen die Bonner auf einen Gegner, der mit positivem Punktekonto aktuell auf einem Play-off-Platz liegt. Die Mannschaft des Trainergespanns Denis Wucherer und Steven Key hat mit Auswärtssiegen in Bayreuth (88:79), Ulm (82:73) und Bamberg (72:69) aufhorchen lassen.

Das könnte Sie auch interessieren:

Das Würzburger Spiel wird dominiert von den Guards Cameron Wells (17,1 Punkte im Schnitt), Jordan Hulls (11,3) und Skyler Bowlin (10,1). Der Ex-Bonner Florian Koch hat sich mit 22:53 Minuten Einsatzzeit einen festen Platz gesichert, seine Statistiken weisen eine Kuriosität auf: Er hat diese Saison eine bessere Trefferquote bei den Dreiern (49 Prozent) als bei den Freiwürfen (46,3 Prozent).

Rundschau abonnieren