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Spielstätte der Telekom BasketsTelekom Dome feiert zehnten Geburtstag

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Zu der für 18 Uhr geplanten Partie waren mehr als 5000 Zuschauer erwartet worden. (Archivbild)

Zu der für 18 Uhr geplanten Partie waren mehr als 5000 Zuschauer erwartet worden. (Archivbild)

BONN – Erst dauert es Jahre, bis aus der Idee konkrete Pläne werden, am Ende muss alles ganz schnell gehen: Der Bau des Telekom Domes, der Heimat der Telekom Baskets, erlebt bei der Eröffnung vor zehn Jahren eine Art „Sturzgeburt“, als innerhalb von Tagen ein Umzug von der Hardtberghalle organisiert werden muss.

Blenden wir zurück in den Mai und Juni 2008: Die Baskets schließen die Bundesliga unter Trainer Mike Koch auf Rang sieben ab, als sie in den Play-offs plötzlich unwiderstehlich Fahrt aufnehmen: Der Tabellenzweite Quakenbrück wird mit 3:1 eliminiert, im Halbfinale gelingt nach 1:2-Rückstand im fünften Spiel in Frankfurt mit 75:74 der Einzug ins Finale gegen Alba Berlin.

Umzug über Nacht aus der Hardtberghalle

Buchstäblich über Nacht müssen die Vereinsoberen eine Frage klären: Sollen wir für die Endspiele in den noch unfertigen Telekom Dome umziehen, dessen Einweihung für September geplant war? Die Wagemutigen setzen sich durch – und behalten Recht: Zwar verliert die Koch-Truppe die Finals mit 1:3, die beiden Heimspiele vor jeweils 6000 Zuschauern sind aber ein Meilenstein in der Vereinshistorie.

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In Spiel zwei der Serie, am 11. Juni 2008, nur sechs Tage nach dem Halbfinale in Frankfurt, feiern die Baskets bei der Premiere im Dome einen rauschenden 78:69-Erfolg, in Spiel vier wehren sie sich verzweifelt, müssen aber nach Verlängerung (79:88) Berlin als Meister gratulieren. Aber: Der Telekom Dome als neues „Wohnzimmer“ hat dank des „Ameisenstaates“ Baskets auch als Provisorium seine überstürzte Feuertaufe bestanden.

Damit findet die quälend lange Vorgeschichte des Hallenneubaus ein Happy End. Schon die erste Vizemeisterschaft 1997 zeigte, dass die Kapazität der Hardtberghalle (3400 Plätze) auf Dauer nicht reichen würde. Erste Vorstöße von Präsident Wolfgang Wiedlich finden zwei Jahre später Resonanz in der Politik: Bei der Feier der zweiten Vizemeisterschaft mit 7000 Fans auf dem Münsterplatz verspricht OB Bärbel Dieckmann am 14. Mai 1999, „alle Möglichkeiten für eine neue Halle ernsthaft zu prüfen“. Es sollten aber noch mehr als neun Jahre bis zum ersten Spiel vergehen.

Denn höchst komplexe Fragen sind zu klären, die in gegenseitiger Abhängigkeit standen. So hängt die Finanzierung untrennbar mit dem Standort und der Grundsatzfrage „Multifunktionshalle oder reine Basketballhalle“ zusammen.

Ideen gibt es viele: Mal soll ein Neubau zusammen mit den SSF Bonn auf dem Areal des Sportparks Nord gestemmt werden, dann sollen die Baskets im Internationalen Kongresszentrum (später WCCB) unterkommen, ein Gelände an Josefshöhe wird ins Spiel gebracht, schließlich überrascht eine Sportagentur mit der Vision eines spektakulären „Bonn-Kegels“ mit 8000er-Sporthalle. Bei allen gibt es unüberwindliche Hindernisse – mit der Folge, dass es jahrelang nur im Schneckentempo vorangeht.

Für Wiedlich und seine Mitstreiter führt alles zu zwei Erkenntnissen: Multifunktionalität ist teuer und unwirtschaftlich, und: Die Baskets müssen nicht als Mieter, sondern als Bauherr auftreten. Als der Hardtberger Bezirksvorsteher Gerhard Lorth 2002 das Bundesgrenzschutz-Grundstück neben der Autobahnabfahrt Hardtberg ins Gespräch bringt, ist auch die Standortfrage endlich gelöst.

2004 beschließt der Stadtrat, den Baskets das Grundstück kostenfrei zu überlassen (und setzt dafür einen fiktiven Wert von 1,4 Millionen Euro an) und bewilligt einen Zuschuss von 1,6 Millionen Euro für die Dreifachhalle des angegliederten Ausbildungszentrums, das Heimat der Amateur- und Jugendmannschaften wird. Einen Teil der Baukosten von 16,8 Millionen können die Baskets über Verkauf der Namensrechte, Sponsoren und Gönner stemmen, für einen Rest von fast sieben Millionen Euro nehmen sie Kredite auf.

Unvorhersehbare Mehrkosten von 600 000 Euro müssen aufgefangen werden, als Bodenuntersuchungen mangelnde Standfestigkeit ergeben: 334 Pfähle aus Stahlbeton werden zur Stabilisierung 15 Meter tief in das Gelände gerammt als Stützpfeiler für die Bodenplatte der Halle.

Jetzt, zehn Jahre später, gelingt es den Baskets aber zunehmend, Erträge aus der Nutzung des Telekom Domes abseits des Basketballs zu erwirtschaften. Das betrifft große Veranstaltungen in anderen Sportarten wie Tennis, Darts oder Boxen, aber auch Musik- und Show-Events oder Karneval. Am wichtigsten bleibt für die Baskets aber, dass sie der einzige Bundesligist sind, der über eine eigene Halle verfügt. Denn: Ohne den Telekom Dome wären die Bonner womöglich längst von der Landkarte der Bundesliga verschwunden.

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