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Vor Play-off-ViertelfinaleBonner Baskets fühlen sich als Außenseiter sehr wohl

Lesezeit 4 Minuten
Zwei Schlüsselspieler: Rasid Mahalbasic bei Oldenburg (l.) und Yorman Polas Bartolo bei Bonn.

Zwei Schlüsselspieler: Rasid Mahalbasic bei Oldenburg (l.) und Yorman Polas Bartolo bei Bonn.

Bonn – So groß die Erleichterung war, dass die Telekom Baskets dem Topfavoriten Bayern München im Play-off-Viertelfinale als Siebter aus dem Weg gehen, so wissen doch alle im Bonner Lager, dass die Aufgabe gegen den Tabellenzweiten EWE Baskets Oldenburg kaum leichter ist. Die Niedersachsen haben mit 28:6-Siegen die beste Hauptrunde der Vereinsgeschichte gespielt, haben mit einem Punkteschnitt von 92,8 die beste Offensive der BBL – und nur ein einziges Heimspiel verloren.

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Da die Bonner, die am Sonntag (15 Uhr) zum Auftakt auswärts antreten müssen, aber mindestens einmal in Oldenburg gewinnen müssen, um ins Halbfinale einzuziehen, wird klar, welch schwierige Aufgabe da wartet. Cheftrainer Chris O’Shea fühlt sich in der Außenseiterrolle aber ausgesprochen wohl: „Eigentlich haben wir unsere besten Spiele gemacht, wenn wir kein Favorit waren“, sagt der 38-Jährige sicher auch noch unter dem Eindruck des 102:98-Coups im letzten Hauptrundenspiel am Sonntag gegen die Münchner Bayern.

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Spiel-Termine

Das Viertelfinale gegen Oldenburg geht über maximal fünf Spiele. Wer drei Partien gewinnt, steht im Halbfinale.

So. 19.5. 15.00 Uhr :

Oldenburg – Bonn

Di. 21.5. 20.30 Uhr:

Bonn – Oldenburg

Sa. 25.5. 18.00 Uhr:

Oldenburg – Bonn

Di. 28.5. 20.30 Uhr:

Bonn – Oldenburg

Do. 30.5. 15.00 Uhr:

Oldenburg – Bonn

Seit Tagen tüftelt er vor allem an defensiven Konzepten, wie seine Truppe das brandgefährliche Trio in seiner Wirkung begrenzen kann, das dem Oldenburger Spiel seinen Stempel aufdrückt: Da ist Point Guard Will Cummings als bester Werfer der Liga (20,5 Punkte im Schnitt), der gerade auch als MVP (wertvollster Spieler) der BBL ausgezeichnet wurde. Da ist der österreichische Nationalcenter Rasid Mahalbasic (2,10 Meter), der neue Maßstäbe für die Liga setzte: Schon dreimal gelang ihm in dieser Saison ein höchst seltenes „Triple Double“ (zweistellige Werte in drei Statistikrubriken), zuletzt am 30. April mit zehn Punkten, zehn Rebounds und elf Assists gegen Gießen.

Wie können die Bonner das gefährliche Trio stoppen?

Und da ist der unverwüstliche Rickey Paulding (36), der schon 2009 im dramatischen fünften Finale gegen Bonn (siehe Infokasten) einer der Matchwinner war und auch im Hinspiel dieser Saison als Topscorer 32 Punkte zu Bonns 78:98-Heimschlappe beisteuerte.

Historie

Die Telekom Baskets sind in den vergangenen zehn Jahren immer wieder in entscheidenden Spielen an Oldenburg gescheitert. Besonders bitter war es im Play-off-Finale 2009, als sie im fünften Spiel in Oldenburg mit 70:71 unterlagen – nachdem sie bis elf Sekunden vor Schluss mit 70:67 geführt hatten.

Zwei weitere Play-off-Serien gehen mit 3:2 an die Niedersachsen: das Viertelfinale 2013 und das Viertelfinale 2014. Ein Jahr später endet ein weiterer Bonner Titeltraum in Oldenburg: Im Pokal-Halbfinale verliert Bonn mit 70:77, Oldenburg holt sich im Finale den Cup. (MK)

„Die Vorbereitung ist sehr vielschichtig und anspruchsvoll“, betont O’Shea mit Blick darauf, dass Oldenburg mit Frantz Massenat auch noch den Spieler in seinen Reihen hat, der am 31. März gegen Göttingen mit 40 Punkten den aktuellen Saisonrekord der BBL markierte. Bonns Chefcoach lässt sich natürlich nicht im Detail in die Karten schauen, wie er diese geballte Feuerkraft des Gegners einzudämmen gedenkt. Aber er deutet an, dass es darauf ankommen wird, die gegnerischen Stars vor immer wieder wechselnde Aufgaben zu stellen: „Wir überlegen uns einige defensive Varianten, zwischen denen wir wechseln können.“

So spielt O’Shea wohl auch mit dem Gedanken, Yorman Polas Bartolo, der Paulding zuletzt im Rückspiel gegen Bonn bei acht Punkten hielt, auch mal gegen Cummings zu stellen: „Der beste Verteidiger der Liga gegen den besten Werfer, das wäre doch was“, lächelt O’Shea – und lässt offen, ob er das konkret plant oder nicht. Gegen Mahalbasic müssen wohl in erster Linie die Center Charles Jackson und Martin Breunig ran, aber auch Bojan Subotic und Stefan Bircevic, der gegen München defensiv überzeugte, sind Alternativen.

Natürlich spekulieren die Bonner darauf, den Oldenburgern gleich das erste Spiel zu „klauen“. O’Shea: „Dann stünden sie im zweiten Spiel nur zwei Tage später in Bonn schon sehr unter Druck.“ Es bleibt abzuwarten, ob die Telekom Baskets, die über sechs Monate die Doppelbelastung mit dem Europapokal gewohnt waren, mit der hohen Schlagzahl in den Play-offs vielleicht besser zurechtkommen. Die Bonner haben schon 53 Pflichtspiele absolviert, Oldenburg, das nicht auf internationaler Bühne spielte, nur 35.

O’Shea freut sich jedenfalls, dass es endlich losgeht: „Alle bei uns sind motiviert, alle sind optimistisch.“

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