StarCraft500 Mausklicks pro Minute

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Das populäre Weltraum-Strategiespiel StarCraft. (Bild: dpa)

Das populäre Weltraum-Strategiespiel StarCraft. (Bild: dpa)

StarCraft - ein Spiel mit drei Erfolgsgeheimnissen. Und die heißen Terraner, Protoss und Zerg. Dahinter verbergen sich jene Rassen, die sich in den Weiten des Universums wohl bis in alle Ewigkeit bekriegen werden. Ausgestattet mit vollkommen unterschiedlichen Eigenschaften, sind sie doch ebenbürtige Gegner. Fragt man danach, was die Faszination an dem in einer fernen Zukunft angesiedelten Echtzeit-Strategiespiels ausmacht, so verweisen Fans stets auf die perfekte Balance der Kontrahenten. Welche Seite man auch wählt: Wenn man ihre spezifischen Vor- und Nachteile verinnerlicht hat, kann man jede Partei gegen jede andere zum Sieg führen.

StarCraft ist eines der beliebtesten eSport-Games aller Zeiten. Kaum ein anderes Videospiel bietet eine derartige Fülle von taktischen Optionen und möglichen Spielverläufen. Auf der ganzen Welt treffen professionelle und semiprofessionelle StarCraft-Spieler aufeinander, organisieren sich in Ligen und ringen um Anerkennung und Preisgelder. In Südkorea, wo die StarCraft-Begeisterung am größten ist, werden die Matches sogar im Fernsehen übertragen. Aber auch in Köln auf der Gamescom, der weltweit größten Messe für Computer- und Videospiele, die am kommenden Donnerstag beginnt, wird StarCraft ein Thema sein.

„Wie gut du auch sein magst“, sagt Patrick Möller, in der Gamer-Szene unter dem Namen „iNfeRnaL“ bekannt, „ein Profispieler aus Südkorea wird immer dreimal so gut sein.“ Der 22-Jährige, der gerade eine Lehre zum Einzelhandelskaufmann absolviert, hat in diesem Jahr die „World Cyber Games“ gewonnen und ist damit Deutscher Meister in StarCraft. Sein Volk sind die zahlenmäßig oft unterlegenen, aber technisch fortschrittlichen Protoss. Zeitweilig habe er „sehr, sehr viel gespielt“, sagt er. Um wirklich gut zu werden, müsse man eben sechs bis zehn Stunden am Tag trainieren.

„Entscheidend ist das Tempo“, erklärt er die Faszination des Spiels. „StarCraft ist wie Schach in Lichtgeschwindigkeit. Man hat keine Zeit, sich seine Züge zu überlegen. Jeder zuvor eingeübte Handgriff muss sitzen, wenn man nur zehn Sekunden zögert, ist man tot.“ Bis zu 500 Klicks pro Minute - und dabei muss man immer den Gegner und die Gesamtsituation im Auge behalten. Entspannung hört sich anders an. Doch auch wenn man nur zum Spaß spielt, ist StarCraft ein äußerst herausforderndes Spiel.

Weltweit hat sich StarCraft bislang elf Millionen Mal verkauft. In der schnelllebigen Zeit der Videogames ist es nicht normal, dass Fans einem Spiel zwölf Jahre nach seinem Erscheinen noch die Treue halten. Entscheidend für diesen Erfolg ist Battle.net, eine Online-Plattform, über die auch Millionen von World-of-Warcraft-Spielern ins Netz gehen. Es gibt vier Server, Realms genannt, je einen für Europa und Asien sowie zwei für die USA. Jeder Spieler kann sich auf jeden dieser Server einloggen, um nach Gleichgesinnten rund um den Globus zu suchen - die StarCraft-Gemeinde ist international.

Dennoch gab es nur einen Ort, wo der jetzt erschienene zweite Teil des SciFi-Epos angekündigt werden konnte: in der Hochburg der StarCraft-Verrückten, im südkoreanischen Seoul. Hier wurde vor rund drei Jahren verkündet, dass der Krieg zwischen Terranern, Protoss und Zerg in die nächste Runde geht. Wie viel Geld seither in die Herstellung geflossen ist, ist ein gut gehütetes Geheimnis. Die immer wieder genannte Summe von 100 Millionen Dollar sei jedenfalls „reine Erfindung“, wie man bei Entwickler Blizzard auf Nachfrage betont.

Im gerade erschienenen „StarCraft II: Wings of Liberty“ wird die Geschichte weitererzählt. Die rund 30 Missionen des Einzelspieler-Parts werden von spielfilmartigen Sequenzen umrahmt, an zentralen Orten wie dem Saloon, dem Waffenlager und der Kommandobrücke kann man sich auf die Einsätze vorbereiten. Für echte StarCraft-Cracks dient das alles höchstens zur Einstimmung. Kern des Spiels sind nach wie vor die Multiplayerpartien. Die Steuerung wurde optimiert, die Grafik aktuellen Standards angepasst. Umgebungen, Einheiten und Effekte erscheinen in neuem Glanz und sind detailliert wir nie zuvor. Doch das sind für Könner wie „iNfeRnaL“ nur Äußerlichkeiten. Wichtig ist, wie sich das neue StarCraft spielt. „Es gibt viele Verbesserungen“, urteilt der Deutsche Meister. Das Spiel sei zeitgemäßer geworden, aber gleichzeitig auch leichter. Ein Zugeständnis an den Massenmarkt. „Die Neuerungen erleichtern Einsteigern den Zugang, nehmen dem eSport aber auch etwas von seinem Reiz.“

Auch das runderneuerte Battle.net 2.0 geht mit der Zeit. Der einstige Treffpunkt für eine Handvoll hartgesottener Gamer soll nun zugleich auch als soziales Netzwerk, Instant Messenger und Online-Marktplatz genutzt werden. Und die Gemeinde wächst ständig. „Es gibt schon jetzt sehr viele Leute, die auf einem verdammt hohen Niveau spielen“, sagt Patrick Möller. Vielleicht komme ihm der leichtere Schwierigkeitsgrad da sogar entgegen. Schließlich sei er mit seinen 22 Jahren schon viel zu alt für einen professionellen StarCraft-Spieler.

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