TherapienErfolg mit Tee, Diät und Eigenblut

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Alle reden von der „Wundersalbe“, deren Wirkung noch niemand einschätzen kann. Doch es gibt auch andere Therapieerfolge zur Linderung der Krankheit.

Schon Ende der 60er Jahre entdeckten Wissenschaftler, dass Neurodermitis-Patienten deutlich verringerte Vitamin-B12-Werte haben. Das überwiegend in tierischen Nahrungsmitteln vorhandene Vitamin gilt als wichtiger „Haut-Funktionsstoff“, denn es wird für den Stoffwechsel von Folsäure gebraucht, die wiederum für die Regeneration des Hautgewebes benötigt wird. Es lag daher auf der Hand, Vitamin B12 bei Neurodermitis-Patienten auszutesten.

Ende der 80er entwickelten die Wuppertaler Wissenschaftler Karsten Klingelhöller und Thomas Hein eine Salbe aus Avocadoöl und Vitamin B12, und sie probierten den Mix an Klingelhöllers Freundin aus, die an Ekzemen litt. Ihre Haut wurde daraufhin geschmeidig, schuppte nicht mehr und hörte auf zu jucken. Eine klinische Studie der Universität Bochum fiel später ähnlich positiv aus.

Dennoch schafft es die Salbe nicht als Präparat in die Apotheken. Ein WDR-Film behauptete nun: Weil die Chemie-Konzerne kein preiswertes Medikament gegen eine Erkrankung haben wollten, an der man mit symptomlindernden Mitteln wie etwa Cortison große Summen verdienen kann, solange sie unheilbar bleibt.

Seit der Fernseh-Dokumentation berichten Apothekern und Selbsthilfeorganisationen über die Anfragen zorniger Patienten, die nicht nachvollziehen können, dass man ihnen jahrzehntelang ein hilfreiches Präparat vorenthalten habe. Die Pharma-Industrie reagierte ebenfalls: Die schweizerische Firma Mavena Health Care AG will die Salbe, die im August die Marktzulassung erhalten hat, nun schneller als geplant, nämlich schon Mitte November, unter dem Namen „Regividerm“ auf den Markt bringen.

Ob allerdings mit dem Präparat wirklich eine neue Dimension in der Behandlung von Ekzemen eintritt, bleibt fraglich. Denn die Ursachen der Erkrankung sind ungeklärt, so dass man davon ausgehen kann, dass auch mit der neuen Salbe keine ursächliche Therapie gefunden ist. Zudem sind in der wissenschaftlichen Literatur zahlreiche Allergien gegen Vitamin B12 dokumentiert, einige davon auch als atopisches Ekzem. Ganz zu schweigen davon, dass auch andere alternative Therapien wissenschaftlich gut dokumentiert sind. Ein Forscherteam unter Prof. Edzard Ernst von der englischen Universität Exeter behandelte 31 Neurodermitis-Patienten fünf Wochen lang entweder mit einer Eigenblut- oder aber einer Plazebo-Injektion. Am Ende zeigten die Eigenblut-Patienten deutlich weniger Rötung und Entzündungen. „Viele von ihnen litten auch weniger an dem berüchtigten Juckreiz der Dermatitis“, so Ernst.

Dermatologen der Berliner Charité erzielten beachtliche Therapieerfolge mit einer Diät, die weitgehend ohne Farb- und Konservierungsstoffe auskommt. An anderen Kliniken reduziert man im Speiseplan den Anteil an entzündungsfördernden Histaminen, indem man histaminreiche Nahrungsmittel wie Thunfisch, Rohwürste, Sekt, Wein, Bier und Emmentaler vom Speisezettel streicht - auch das mit beachtlichem Erfolg.

Heilkräuterzubereitungen aus Ballonpflanze oder Zaubernuss besitzen bei Ekzemen ebenfalls eine realistische Chance. Wissenschaftler der Universitätshautklinik im japanischen Otsu verabreichten 118 Dermatitis-Patienten einen Liter Oolong-Tee pro Tag, einen Monat später zeigten 63 Prozent der Probanden eine deutliche Besserung an ihrer Haut. Verantwortlich dafür sind vermutlich die Gerbsäuren des taiwanesischen Tees.

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