Tornado fegte durch die Eifel

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Das Scheunendach krachte über einen Wohnwagen ein.

Das Scheunendach krachte über einen Wohnwagen ein.

SISTIG. „Es gab einen starken Druck auf die Ohren, dann flogen die Schranktüren auf, dann krachte es gewaltig.“ Knapp beschreibt der Arzt Dr. Karl Vermöhlen die Begegnung mit einem Tornado, der am Sonntagabend über Sistig fegte, fast 30 Dächer abdeckte und etwa ein Dutzend Autos schwer beschädigte.

Es begann gegen 19.05 Uhr. Bis dahin wehte ein laues Lüftchen in der Eifel, das sich zu dem Unwetter zusammenbraute, das zwischen Udenbreth und Urft tobte. Der Tornado hinterließ zwischen Rescheid, Hahnenberg und Urft eine Spur der Verwüstung, Sistig war am schlimmsten betroffen. Dicke Bäume wurden wie Streichhölzer abgeknickt. Zwischen Hahnenberg und Oberreifferscheid musste die Verbindungsstraße gesperrt werden, Zingscheid war kurzfristig abgeschnitten, weil zahlreiche Bäume die Zufahrtsstraße blockierten.

Helfenden Hände waren dringend nötig - vor allem in der Sistiger Neustraße. Kein Haus, kein Garten blieb verschont. Feuerwehrmänner fuhren durch den Ort und fragten, wer Hilfe benötige. An den Häusern wurden Schäden Hand in Hand behoben. Anwohner, die in anderen Orten zur Kommunionfeier waren, wurden benachrichtigt.

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Lothar Gerhards arbeitete im strömenden Regen, um sein Hausdach abzusichern. Auch Vermöhlen erhielt tatkräftige Unterstützung durch den Kegelklub „Knöppelsbröder“. Er hatte seine Schwägerin angerufen und um Hilfe gebeten - der ganze Kegelklub kam spontan zu Hilfe.

Bürgermeister Hans Kaiser, der erst am Samstag aus dem Krankenhaus heimkehrte, sah sich mit Ortsvorsteher Alfred Wöstemeyer um. „Ich bin entsetzt“, sagte Kaiser. Ein Anwohner sagte: „Nun haben wir ein bisschen von dem mitbekommen, was in Amerika bei einem Tornado passiert.

Abschleppunternehmen nahmen sich der beschädigten Fahrzeuge an, Dachdeckerbetriebe aus der gesamten Umgebung rückten an.

Abgedeckt wurde auch das Dach vom Sägewerk Völler. Hier halfen die Jugendlichen aus dem Ort, bis Feuerwehrleute mit Planen das Dach abdeckten. Ein schwerer Müllcontainer wurde vom Sturm angehoben - und auf einer entfernten Anhöhe abgesetzt. Auch das Dach der Metzgerei Schneider wurde stark in Mitleidenschaft gezogen.

Die Einsatzleitung der Feuerwehr konnte auf die Hilfe der Drehleitern aus Schleiden und Mechernich zurückgreifen und erhielt Unterstützung von Hellenthaler Feuerwehrmännern und der Löschgruppe Pesch.

Kreisbrandmeister Udo Crespin bilanzierte gegen 21.20 Uhr: Es gab keine Verletzten, aber Menschenrettung auf der L 203 und L 204, wo Fahrzeuge zwischen umgestürzten Bäumen nicht mehr wegkamen.

Alleine in Sistig wurden an 25 Häusern Schäden an Dach und Bauwerk registriert. Zweieinhalb Stunden nach dem Tornado bestand keine Gefahr mehr. Insgesamt waren am Abend rund 120 Feuerwehrleute, Rettungssanitäter und Mitglieder des DRK im Einsatz.

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