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Üble Späße mit dem „Decke Tönnes“

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BAD MÜNSTEREIFEL. „Schweine-Anton“ wird der Heilige Antonius - Schutzpatron der Haustiere und Helfer in der Not - auch im Volksmund genannt. In der tiefsten Eifel heißt er einfach nur „de Decke Tönnes“.

In einer kleinen Waldkapelle an der Schleidtalstraße zwischen Bad Münstereifel und Effelsberg wacht die wuchtige Holzstatue des Schutzheiligen über das Wohl von Mensch und Tier, zieht jährlich tausende Pilger in die Eifel. Vor allem Autofahrer suchen den Schutzheiligen auf, um für sich und ihren Wagen eine Kerze anzuzünden.

Seine Bekanntheit hat „de Decke Tönnes“ aber nicht zuletzt Schlagersänger Heino und Frau Hannelore zu verdanken. Seit Hannelore vor 30 Jahren einen schweren Autounfall nur knapp überlebte, pilgert sie häufig zu der Heiligenfigur, um dort als Dank eine Kerze zu entzünden. Doch der Ruhm hat auch seine Schattenseiten: Bereits zwei Mal wurde der Wallfahrtsort in diesem Jahr von Unbekannten verwüstet, einmal im April und dann an Pfingsten.

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Der Heilige Antonius wurde dabei mit weißer Farbe übergossen, seine Hände einfach abgeschlagen. Die Polizei tappt auf der Suche nach den Tätern noch im Dunkeln, vermutet bei den „Anschlägen“ aber einen Zusammenhang zu Zerstörungen von Kapellen in Mechernich und Rheinbach.

Ob Verwüstung oder üble Scherze - Unsinn ist mit dem „Decke Tönnes“ in der Vergangenheit häufig getrieben worden. So schafften einige Spaßvögel in den 50er Jahren des vergangenen Jahrhunderts das schwere Ungetüm mühsam auf einer Karre bis zum Münstereifeler Bahnhof, postierten es auf dem Bahnsteig und drückten ihm eine Fahrkarte in die Hand. Darüber hinaus gab es mehrere Versuche, „de Decke Tönnes“ in Brand zu setzen.

Um die Herkunft der aus dem 15. Jahrhundert stammenden Heiligenfigur - in der Waldkapelle steht lediglich eine Replik, das Original wird seit einigen Jahren in einer Münstereifeler Kirche verwahrt - streiten sich die Geister. Einer Überlieferung zufolge wurde sie von einem Kaufmann gestiftet, als Dank für eine erfolgreiche Orientreise. Andere Stimmen behaupten, die Figur stamme von einem Eifeler Bauernhof der näheren Umgebung.

Zu seinem ungewöhnlichen Namen - „Decke Tönnes“ - soll der Heilige Antonius einst durch einen Fuhrmann gekommen sein. Der soll auf der Reise in Richtung Ahrtal an der Statue Rast gemacht, den Heiligen mit der Speckschwarte seines Schinkenbrotes eingerieben und dabei gesagt haben: „Na, du decke Tönnes, wellst du och ens beiße?“

Daraufhin soll die Figur vom Sockel gefallen und den Fuhrmann fast erschlagen haben, woraufhin dieser noch am gleichen Tag gelobte, nie wieder so mit einer Heiligenfigur umzugehen.

Nach den Zerstörungen in diesem Jahr stand es um die Zukunft des „Decke Tönnes“ und seiner Kapelle zunächst nicht gut - es fehlte das Geld für die dringend nötige Restaurierung. Abhilfe brachte schließlich eine große Spendenaktion, an der sich unter anderem auch Heino und Hannelore durch den Verkauf von CDs und Haselnusstorte beteiligten. Jetzt soll der „Decke Tönnes“ bald wieder im alten Glanz erstrahlen - und Mensch und Tier weiter vor dem Unbill des Lebens beschützen. (mag)

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