Von den „Gecken“ gelernt

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Ambsmeister, Bannerhär, Gaffelschriever - die Funktionsbezeichnungen des Vorstands der Kölner Narren-Zunft (KNZ) wirken altertümlich. Doch das hat seinen Sinn. Denn die KNZ feiert zwar in diesem Jahr „erst“ ihr 125. Gründungsjubiläum, sie sieht sich jedoch in der Tradition der 1381 vom Kölner Erzbischof Graf Adolph von Kleve gegründeten „Geselschap van den Gecken“. „Und damit spiegelt sich in der Geschichte der KNZ auch ein Stück Stadtgeschichte“, sagte gestern OB Fritz Schramma bei der Übergabe der KNZ-Chronik im Rathaus.

Der 6. Dezember 1880 wird zwar als das eigentliche Gründungsdatum angesehen. Damals wird die KG von dem Kölner Fotografen Maria Heinrich Hoster, der als Mundartdichter „Antun Meis“ ein bekannter Büttenredner ist, in der Sternengasse gegründet. Hoster nimmt dabei durch mittelalterliche Gewänder, Bezeichnungen, Wappen Bezug auf den geistigen Urahn Graf Adolf von Kleve. „Die für das Mittelalter herausragende Idee des Grafen, Ritter und Adelige in einer Gesellschaft zu vereinigen, damit sie feiern und sich nicht schlagen, sollte auch im Karneval gelten: Man toleriert und hilft sich“, erklärt Otto Küpper, Autor der reich ausgestatten KNZ-Chronik.

Es folgen wechselvolle Jahre. Weltkriege, wirtschaftliche Depression und der Zeitgeist gehen auch an der KNZ natürlich nicht spurlos vorbei. Doch beinahe immer gibt es volle Sitzungen und aufwändig dekorierte Festwagen. Obwohl die KNZ (bis heute) nur männliche Mitglieder hat, wird sie die erste KG, die Frauen und Mädchen Eintritt zu ihren Veranstaltungen gewährt.

Mit Beginn des Ersten Weltkriegs ziehen auch viele Mitglieder der KG in die Schlachten - und kehren nicht zurück. Erst 1926 darf auch die KNZ wieder Sitzungen feiern. In der Chronik schweigt Küpper nicht über die Rolle der KNZ in der NS-Zeit. Zwar weigert sich der Vorstand 1938, auf dem rassistisch dekorierten Wagen mitzufahren und geht zu Fuß. Ansonsten „haben wir mit Sicherheit mitgemacht“, so Küpper.

In der Nachkriegszeit sammelt sich die KG schnell wieder. Älteren ist noch heute der „Blumenprinz“ Willy Herold als Bannerhär, also Präsident der KNZ, lebhaft in Erinnerung. 1980 wird der „elitäre“ Verein zur Mitgliedergesellschaft, bei der seitdem, so Autor Küpper, „nicht aufs Portemonaie gesehen wird“. Bert Zorn, Prinz von 1980, scheidet bei den Nachfolgequerelen im Zorn von der KNZ. 40 der 111 Senatoren der KG gehen mit ihm. 1997 stellt die KNZ mit Thomas und Werner Brauckmann sowie Georg Holl das Dreigestirn.

Und heute? „Die Sitzungen sind immer ausverkauft. Und es kommen auch viele junge Leute“, blickt Küpper hoffnungsvoll in die Zukunft. „Wir stecken alles Geld in die Programme. Manchmal legen wir auch noch was drauf. Wir sind schließlich eine KG und keine AG“, betont der Autor.

Das Buch „1880-2005. Chronik der Kölner Narren-Zunft“ ist in Kürze unter der ISBN-Nummer 3-00-015052-8 für 20 Euro in ausgewählten Buchhandlungen erhältlich.

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