Wenn der Blick zunehmend ins Leere geht

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Ein liebevolles Streicheln über die Wange, dann ein Lächeln: „Hallo, Lydia!“ Rolf Lauterbach begrüßt seine Frau herzlich - doch ihr Blick geht ins Leere. Lydia Lauterbach leidet an Demenz. Eine Krankheit, in der die „Alltagskompetenz“ verloren geht, wie die Experten sagen. Mit anderen Worten: Allein geht nichts mehr. Ganz elementare Dinge werden einfach vergessen.

Lydia Lauterbach sitzt im Caritas-Altenzentrum St. Josef in Wahn. In einem Rollstuhl, denn sie hat vergessen, wie man geht. Der Caritas-Einrichtung ist es zu verdanken, dass sie bei ihrem Mann zu Hause leben kann. Hier gibt es bereits seit 1994 eine Tages- und Kurzzeitpflege für Menschen mit Demenz. Hierhin kann Rolf Lauterbach seine 68-jährige Frau tagsüber bringen. „Eine große Entlastung“, wie er sagt. Es sind bittere, ja grausame Momente, die der Verlauf der Krankheit für die Angehörigen bereithält. Einer der schlimmsten für Rolf Lauterbach war, als ihn seine Frau zum ersten Mal nicht mehr erkannte: „Darüber werde ich nie richtig hinwegkommen.“

Demenz ist eine Volkskrankheit. Eine Million Menschen in Deutschland leiden derzeit daran. Erste Anzeichen sind unter anderem Gedächtnislücken und Orientierungsprobleme, Schwierigkeiten bei der Wortfindung sowie verstärkt ängstliches oder aggressives Verhalten.

Bisher ist die Krankheit, die meist in der Form von Alzheimer auftritt, nicht heilbar. In Bonn baut das Bundesforschungsministerium ein Forschungszentrum, um Therapien zu entwickeln. Auch das St. Josef-Altenzentrum will sich mit seiner langjährigen Erfahrung einbringen.

Lydia Lauterbach, die mit Rolf Lauterbach in Porz-Ensen lebt, ist einer von 14 Menschen, die die Tagespflege der Caritas nutzen. Das Angebot wird gut angenommen, die Zuzahlungskosten bewegen sich je nach Pflegestufe zwischen 43 und 48 Euro pro Tag. In der Kurzzeitpflege, die Patienten beispielsweise bei Urlaubsreisen oder Krankheit von Angehörigen aufnimmt, sind dagegen oft Plätze frei. Hier liegen die Zuzahlungskosten zwischen 83 und 91 Euro pro Tag. Es gibt jedoch Erstattungsmöglichkeiten. „Die Angebote sind für die pflegenden Angehörigen nützlich“, sagt Pflegeleiterin Christine Heckener: „Viele von ihnen brechen zusammen, bevor sie Hilfe holen.“ Rolf Lauterbach hat dies verhindert. Durch die Tagespflege erhält er ein Stück Normalität. Für sich und für Lydia.

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