„Unfair berechnet“IHK-Mitglieder kritisieren Berechnungen zur neuen Zentrale

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Gebäude der IHK

Das Gebäude der IHK in der Kölner Innenstadt.

  • Um das neue oder alte Domizil der IHK Köln wird auf der Vollversammlung gerungen.
  • Einige Mitglieder beklagen, die Wirtschaftlichkeitsberechnung sei „unfair berechnet“.
  • Wackelt nun die Entscheidung für das Lofthaus?

Köln – Der Umzug der Zentrale der IHK Köln ins rechtsrheinische Mülheim ist nach Auffassung eines Teils der Vollversammlungsmitglieder keineswegs ausgemacht. „Die Sanierungsvariante wurde unfair berechnet“, sagte Eva Hehemann, die Mitglied dieses höchsten Gremiums der IHK Köln ist. Bei einem korrekten Vorgehen bei der Wirtschaftlichkeitsberechnung hätte eine Sanierung der Zentrale aus den 50er Jahren in der Kölner Innenstadt besser abgeschnitten als der Kauf des „Lofthaus“ in Mülheim.

Zweifel an Berechnungen von Wirtschaftsprüfern

Einzelne Vollversammlungsmitglieder hatten die Berechnungen von Wirtschaftsprüfern bereits in der Sitzung der Versammlung am 1. Oktober angezweifelt. Damals hatten 35 Gremienmitglieder für den Ankauf des „Lofthaus“ votiert bei 14 Gegenstimmen und sieben Enthaltungen. Der Beschluss war aber unter Gremienvorbehalte gestellt worden. Bei geforderten Nachberechnungen dürfe sich keine Änderung der Reihenfolge ergeben. Eine Woche später erklärte die IHK, dieser Gremienvorbehalt sei entfallen: „Bei der erneuten Kalkulation hat die beauftragte Wirtschaftsprüfungsgesellschaft festgestellt, dass diese Berechnung nichts an der vorgestellten Reihenfolge der Standortalternativen ändert“, teilte die Kammer mit.

Das sieht Hehemann anders. Ihre Meinung bestätigt sieht sie nachdem die Kammer jetzt auf 22 Seiten einen Katalog von 30 Fragen zu den Bewertungen der Standortalternativen beantwortet hat, den sie und 15 weitere Unterzeichner IHK-Hauptgeschäftsführer Ulf Reichardt übermittelt hatten. Bei der Nachberechnung der Sanierungskosten hätten eigentlich 6,2 Millionen Euro für Umbauplanungen herausgerechnet werden müssen. Dennoch erhöhten sich die Kosten für die Sanierung von ursprünglich 57 auf 68 Millionen. Baukosten wurden jetzt indiziert, um Preissteigerungen während der Bauphase Rechnung zu tragen.

Wahlen zur Vollversammlung

Um das neue oder alte Domizil der IHK Köln wird gerungen während gleichzeitig die neue Vollversammlung der Kammer gewählt wird. 172 Kandidatinnen und Kandidaten bewerben sich auf 91 Sitze. Eva Hehemann tritt in einem Team an. Sie und über 50 weitere Kandidatinnen und Kandidaten haben sich vor einem einheitlichen Hintergrund ablichten lassen, in den der Schriftzug "New-Kammer.de" eingeblockt ist. Auf die Internetseite verweisen sie auch in ihrem Statement zur Wahl. Hier geben sie außerdem oft an, sie würden für günstige Kammerbeiträge und Transparenz eintreten.

Die Wahlen laufen noch bis zum 4. November. Sie finden per Brief statt. Jedes der 150 000 IHK-Mitglieder hat eine Stimme. Gewählt wird in Gruppen wie etwa Einzelhandel und in Regionen. Ausgezählt werden die Stimmen am 5. November. Die neue Volksversammlung kommt im Januar zusammen. (raz) 

Dafür gibt es laut Hehemann keinen Grund. Preissteigerungen seien schon durch einen Risikopuffer abgebildet. Der gewählte Prozentsatz sei zu hoch angesetzt und der Umbauzeitraum zu lang. Ohnehin hätte der Bauauftrag zu einem Festpreis vergeben werden können, so Hehemann. Mögliche Preissteigerungen würden die IHK dann nicht belasten. Allein der Verzicht auf die fehlerhafte Indizierung würde dazu führen, dass die Sanierungsvariante im Ranking vor dem „Lofthaus“ lande, so Hehemann. Die Konsequenz: „Damit kommt der Vorbehalt zum Zuge und der Umzug nach Mülheim ist nicht beschlossen worden“, sagte Hehemann.

Die ursprünglichen Berechnungen der Wirtschaftsprüfer waren korrekt, betont dagegen die IHK. Die Berücksichtigung der Planungskosten für die Sanierung würde nicht zu einer neuen Rangfolge führen.

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„Die zusätzlich von einem Vollversammlungsmitglied aufgebrachten Fragen zur Methodik der Wirtschaftsprüfer lassen wir von diesen prüfen und werden die Fragen dann entsprechend beantworten“, teilte die IHK gestern weiter mit.

Hehemann kritisiert auch eine fehlende Nutzwertanalyse, die Faktoren wie günstige Lage oder auch Image berücksichtigen müsste. „Das Haus in Mülheim ist keine gleichwertige Alternative“, sagte Hehemann. Dass sie „Fan“ des alten Gebäudes ist, räumt Hehemann freimütig ein. Die Vollversammlung solle im Dezember noch einmal über die Zentrale der Kammer diskutieren. Vielleicht ergebe sich noch eine Möglichkeit, das alte Gebäude billiger zu sanieren oder die nötigen Arbeiten über einen längeren Zeitraum auszuführen. Vielleicht finde sich auch noch eine bessere Alternative zum „Lofthaus“, so Hehemann. Geprüft worden waren insgesamt sieben Varianten. Neben der Sanierung des alten Kammergebäudes ging es um den Kauf von drei Gebäuden beziehungsweise um unterschiedliche Mietvarianten. Beim Ranking belegte die Sanierung des Kammergebäudes Platz 5, der Kauf des „Lofthaus“ Platz 4. Es war mit Gesamtkosten von 39,2 Millionen inklusive Umzugskosten und Ausstattung die günstigste Variante in der Berechnung der Wirtschaftsprüfer. 

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