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Aufwand und KostenLohnt es sich, ein Fertighaus zu bauen?

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Schon steht die Wand: Mit dem Fertighaus sind die eigenen vier Wände schnell errichtet – der Innenausbau braucht dann aber etwas mehr Zeit.

Schon steht die Wand: Mit dem Fertighaus sind die eigenen vier Wände schnell errichtet – der Innenausbau braucht dann aber etwas mehr Zeit.

In zwei Tagen zum Rohbau des Traumhauses – das ist durchaus möglich. Mit einem Fertighaus. Aber nur, wenn vorher alles gut geplant wurde und hinterher Zeit zum Innenausbau bleibt. Dieser läuft wie bei jedem anderen Bauprojekt auch. Es sollten zwei Monate dafür eingeplant werden.

Doch die eigentliche Bauphase ist nur die Spitze des Eisberges: Ein blitzschnell hochgezogenes Haus braucht besondere Sorgfalt bei der Vorbereitung der Arbeiten. Schließlich soll es ja mindestens ein Leben lang halten. Experten rechnen, dass von der Ideenfindung bis zum Einzug in ein Fertighaus daher mindestens ein Jahr vergeht.

Bei einem Fertighaus werden industriell vorgefertigte Bauteile auf der Baustelle nur noch eingesetzt und zusammengefügt, erklärt Christoph Windscheif vom Bundesverband Deutscher Fertigbau in Bad Honnef bei Bonn. In ein, zwei Tagen steht der Rohbau. „Viele Bauherren sind von diesem Prozess fasziniert. Sie können im Zeitraffer verfolgen, wie ihr Haus entsteht.“

Zuvor muss geplant werden: „Die meisten Fertighäuser kommen heute nicht mehr von der Stange“, stellt Windscheif klar. Statt sich einfach ein Haus aus der Musterhausausstellung oder dem Prospekt auszusuchen und entsprechend dem eigenen Bedarf abzuwandeln, werden Fertighäuser individuell geplant.

Mit Bauunternehmen Festpreis aushandeln

Möglich ist alles, vom Ausbauhaus bis zur Luxusvilla oder einem Smarthome, das mehr Energie produziert, als es verbraucht. „Es sind Hunderte Entscheidungen zu treffen, von der Größe der Wohnfläche über die verwendeten Materialien bis zur Haustechnik und dem Energiekonzept“, sagt der Experte. Je sorgfältiger das Haus im Vorfeld geplant wird, umso reibungsloser laufen nachher die Fertigung der Bauteile in der Fabrik und der spätere Innenausbau.

Bauherren sollten einen Fest- oder Pauschalpreis mit dem Fertighausunternehmen vereinbaren, empfiehlt Werner Klein von der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg. „Das gibt ihnen Sicherheit, denn sie zahlen nur das, was in der Baubeschreibung steht und an zusätzlichen oder wegfallenden Leistungen vertraglich festgehalten wurde.“

Was das genau ist, müssen sie allerdings im Vorfeld gründlich recherchieren, denn oft sind wichtige Dinge wie der Keller oder die Bodenplatte nicht im Vertrag enthalten. „Dann sind die Bauherren selbst in der Pflicht, dies zu verhandeln und in vertraglich trockene Tücher zu bringen“, betont Klein.

Auch in diesen Fällen empfiehlt er, Keller oder Bodenplatte von der Fertighausfirma errichten zu lassen. Die Kosten hierfür fallen sowieso an. „Die planerische Verantwortung dafür, dass alles passt und auch die rechtliche Gewährleistung für das komplette Haus liegen dann in einer Hand.“

Kosten, Nebenarbeiten: Welche Entscheidungen Bauherren bei Fertighäusern noch treffen müssen, lesen Sie auf der nächsten Seite.

An Nebenarbeiten und Zahlungsplan denken

Aber dem Bauherren fallen womöglich noch weitere Aufgaben zu. „Oftmals sind Nebenarbeiten nötig, zum Beispiel das Einholen der Baugenehmigung oder ein Bodengutachten“, erklärt Eva Reinhold-Postina vom Verband Privater Bauherren in Berlin. „Also muss sich der Bauherr selbst darum kümmern oder dafür sorgen, dass sie in den Vertrag aufgenommen werden.“ Ein unabhängiger Fachmann – ein Bausachverständiger oder ein Architekt – kann den Vertrag vor dem Unterzeichnen auf solche Punkte klären.

„Wichtig ist auch, den Zahlungsplan zu überprüfen“, empfiehlt Reinhold-Postina. Fertighausanbieter dürfen von ihren Kunden vor Baubeginn eine Bankbürgschaft oder eine andere Sicherheit über den endgültigen Kaufpreis verlangen – und zwar bis zu 100 Prozent. Das geht aus einem Urteil des Bundesgerichtshofs hervor.

Dieser begründet das damit, dass Fertighausfirmen mit hohen Summen in Vorleistung gehen, weil sie die Bauteile industriell vorproduzieren. „Auftraggeber, deren Vertrag solche Forderungen enthält, sollten während der Vertragsverhandlungen versuchen, diese Sicherheitsleistungen deutlich zu reduzieren“, rät Reinhold-Postina.

Wichtig ist die Bemusterung – die Auswahl der Materialien. Diese findet meist in den Ausstattungszentren der Fertighaushersteller statt. Italienische Fliesen, Marmorplatten in der Küche, die Wasserhähne vom Designer – solche Spezialwünsche sind drin, aber nicht im Vertragsrahmen enthalten.

Vor der Bemusterung sollte man sich daher mit der ganzen Familie einigen, was gebraucht wird und was nicht – und in diesem Rahmen bleiben. Von allzu modischen Anschaffungen rät Reinhold-Postina ab. „In zwei Jahren ist etwas anderes aktuell, dann ist die neue Ausstattung schon veraltet. Besser sind zeitlose Klassiker, die gehen auch nicht so ins Geld.“

Für den Einzug empfiehlt es sich, mit dem Fertighaushersteller einen verbindlichen Fertigstellungstermin zu vereinbaren. Das spart wertvolle Zeit. Ohne eine solche Vereinbarung muss sich der Bauherr auf die Versprechungen des Bauunternehmers verlassen und riskiert Verzögerungen. (dpa)

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