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Rheinenergie stellt sich neu aufBraunkohle steht in Köln vor dem Aus

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Vom Koh­le­aus­stieg be­trof­fen: Das Heiz­kraft­werk von Rhei­ni­ener­gie in Mer­ke­nich.

Köln – Die Tage des Braunkohleblocks im Heizkraftwerk Merkenich der Rheinenergie scheinen gezählt. Er könnte einer der ersten Blöcke sein, die nach dem Kohlekompromiss, der einen Ausstieg aus der Stromerzeugung aus Kohle bis 2038 vorsieht, vom Netz gehen. Die Rheinenergie nimmt dazu derzeit zwar nicht konkret Stellung, sagt aber, das Unternehmen werde sich sehr genau ansehen, wie der Kohle-Kompromiss in Gesetzesform gegossen werde, so Pressesprecher Christoph Preuß. Unternehmen sollen für die Stilllegung von Braunkohleblöcken Entschädigungen erhalten, über die verhandelt werden muss. Unabhängig davon untersuche die Rheinenergie derzeit die Situation des Wärmemarktes im Kölner Norden für Menschen und Industrie, so Preuß.

Das Kraftwerk im Kölner Norden gilt als „Zentralheizung“. Es wurde Ende der 1950er Jahre direkt am Ölhafen Niehl errichtet, verfeuerte zunächst Schweröl, um Industriebetriebe im Kölner Norden mit Dampf zu versorgen. Später kamen auch Haushalte der „Neuen Stadt“ an das Wärmenetz von insgesamt 75 Kilometern, das jetzt die Stadtteile im Norden sowie Bocklemünd versorgt. Die bei der Kraft-Wärme-Kopplung erzeugte elektrische Energie wird ins Stromnetz eingespeist.

Die Erneuerbaren

In 19 Windparks betreibt die Rheinenergie 86 Anlagen mit einer installierter Leistung von 140 Megawatt. 18 Photovoltaikanlagenmit einer Leistung von 25 Megawatt hat der Regionalversorger.

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An dem Solarthermiekraftwerk Andasol 3 in Spanien hält die Rheinenergie eine Beteiligung von 12,3 Prozent. Das Kraftwerk hat eine Gesamtleistung von 50 Megawatt. (raz)

Das Kraftwerk wurde über die Jahre modernisiert. Ende der 1980er Jahre wurden Blöcke auf Erdgas umgestellt, die Schwerölkessel 1990 durch einen Braunkohleblock ersetzt, in dem Granulat aus dem Rheinischen Revier im Wirbelschichtverfahren verbrannt wird. Dieser Block versorgt jetzt die Industriebetriebe im Norden Kölns mit Dampf, auf das Ford-Werksgelände führt eine eigene Trasse. Und Ende der 1990er Jahre ersetzte schließlich eine Gas- und Dampfturbine noch einen alten Erdgas-Block, wobei auch der charakteristische Schornstein von 250 Metern – das zweithöchste Gebäude Kölns nach dem Colonius und fast 100 Meter höher als der Dom – außer Betrieb genommen wurde.

Steinkohlekraftwerk in Rostock geht nach 2030 vom Netz

Dagegen werde das Steinkohlekraftwerk in Rostock, an dem die Rheinenergie seit 2011 einen Anteil von 49,6 Prozent hält und die EnBW die Mehrheit, wohl eines der letzten Steinkohlekraftwerke sein, die vom Netz gehen, so Preuß. Das werde nach 2030 sein. Das Kraftwerk im Rostocker Überseehafen, über den der Brennstoff angeliefert wird, ging 1994 in Betrieb und ist eines der neuesten Steinkohlekraftwerke der Republik. Es arbeitet in Kraft-Wärme-Koppelung. Neben einer Nettoleistung von gut 500 Megawatt Strom erzeugt es Fernwärme für Rostock. Außerdem sei es als systemrelevant für die Region eingestuft, so Preuß. Es stabilisiere die schwankende Stromlieferung durch die Windräder an der Küste.

Hambacher Forst

SPD-Landesfraktionschef Kutschaty warnt davor, sich vorschnell darauf festzulegen, den Hambacher Forst nicht anzutasten: „Sollte der Hambacher Forst stehen bleiben, muss aber auch allen klar sein, dass dann wahrscheinlich Garzweiler ausgebaut wird und möglicherweise mehr Menschen umgesiedelt werden müssen“, sagte Kutschaty. Die modernsten Kraftwerke stünden rund um den Hambacher Forst. (kib)

Rheinenergie-Chef Dieter Steinkamp hält den Kohle-Kompromiss insgesamt für eine gute Lösung. Der entscheidende Maßstab für einen Stilllegungsfahrplan von Kohleanlagen sollte aber unter Berücksichtigung der Versorgungssicherheit vor allem der Kohlendioxidausstoß sein. Reine Stromkraftwerke sollten vor Anlagen vom Netz gehen, die gleichzeitig Wärme produzieren.

Er begrüßte, „dass neben einem weiteren konsequenten Ausbau der Erneuerbaren Energien die gasbasierte Kraft-Wärme-Kopplung und mit ihr die Fernwärme eine wichtige Rolle auch in Zukunft spielen“.

Die Hauptlast für die Strom- und Wärmeerzeugung der Rheinenergie in Köln tragen die beiden Gas- und Dampfturbinen-Kraftwerke in Niehl. Insgesamt erzeugt die Rheinenergie am Standort Köln die rund 1040 Megawatt elektrische Leistung und rund 1030 Megawatt Fernwärme zu mehr als 95 Prozent auf Basis von Erdgas in Kraft-Wärme-Kopplung.

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