EntscheidungDrei Neubauten stehen für die IHK Köln zur Wahl

Lesezeit 4 Minuten
wi_gueterhaus

I/D Cologne – Güterhaus

  • Die IHK-Mitglieder sollen eine jahrelang geplante Sanierung der Zentrale in der Innenstadt verwerfen.
  • Es soll ein neues Domizil geben.
  • Es stehen drei Entwürfe zur Auswahl.

Köln – Am 1. Oktober will die Vollversammlung der Industrie- und Handelskammer (IHK) Köln Nägeln mit Köpfen machen. Die Mitglieder sollen eine jahrelang geplante Sanierung der Zentrale in der Innenstadt verwerfen und sich für ein neues Domizil entscheiden.

Vorgestellt werden drei neue Objekte, in die die Kammer bis Ende 2023 einziehen könnte. Auch geht es um die Frage „Kaufen oder Mieten?“ Sieben Alternativen hat die IHK, die sich am Donnerstag nicht äußern wollte, von Wirtschaftsprüfern bewerten lassen.

Die Lage

Zwei der neuen Objekte liegen in Köln-Mülheim, ein Objekt in Braunsfeld. Nach Mülheim in ein Neubaugebiet an der Schanzenstraße dauert die Fahrt mit der Stadtbahn vom Hauptbahnhof 19 Minuten. Mit dem PKW dauert es nach einer Standortbewertung 15 Minuten, wobei Bewohner von Mülheim auch über zäh bis gar nicht fließenden Verkehr auf der Mülheimer Brücke berichten können, der die Fahrtzeit deutlich verlängert. Nach Braunsfeld braucht die Stadtbahn 22 Minuten.

Nötig ist hier dann noch ein Fußweg von neun Minuten. Für die Autofahrt kalkuliert die Studie 17 Minuten. Die IHK ziehe in die Peripherie, betonen Vollversammlungsmitglieder. Jetzt sitzt sie im Herzen von Köln, wenige Gehminuten vom Dom entfernt.

Die Kostenberechnung

Über 25 Jahre wurde gerechnet. Berücksichtigt wurden Kosten für den Kauf oder die Miete, Finanzierungs- und Erwerbsnebenkosten, Kosten für Ausstattung und Umzug, Restwerte von Gebäuden, Mietaufwand für externe Veranstaltungsflächen und eine Reserve.

Entstanden ist eine Rangfolge, die manch ein Vollversammlungsmitglied freilich anzweifelt. Nicht nachvollziehbar seien die Berechnungen, heißt es etwa.

Kaufen oder mieten?

Das I/D Lofthaus in Mülheim und Haus 4 des Q111 in Braunsfeld können gemietet werden. Sie kosten 1,42 beziehungsweise 2,1 Millionen Euro pro Jahr. Zu teuer, urteilt der Wirtschaftsprüfer. Der Kauf dieser Immobilien sei günstiger.

Das alte Gebäude

Das Kammergebäude aus den 1950er Jahren ist sanierungsbedürftig. Auch Brandschutzauflagen müssen erfüllt werden oder neue Regelungen zu Starkregen. Für 57 Millionen hat ein Generalunternehmer eine Sanierung angeboten. Dabei habe sich die IHK keinen Luxus gegönnt, betont sie. Dennoch würde der gesetzte Kostendeckel von 40 Millionen für die Sanierung deutlich verfehlt.

Diese teure Sanierung lohne sich für das Gebäude nicht, hieß es. Das sieht auch der Wirtschaftsprüfer so und setzt diese Variante auf Platz 5. Der Altbau soll für mindestens 13,3 Millionen verkauft werden. Ein Gutachten hat ermittelt, dass das Grundstück gut zehn, das Gebäude drei Millionen Euro Wert ist. In den Büchern steht es mit 9,5 Millionen Euro.

Da winkt also ein Buchgewinn. Kritiker wenden ein, dass das Gebäude auch weniger aufwendig saniert werden könne. Das könne zu einer besseren Platzierung führen.

I/D Cologne „Lofthaus“

Die günstigste Variante. 6700 Quadratmeter Bruttogrundfläche oberirdisch und knapp 1600 unter der Erde kosten die IHK insgesamt 39,2 Millionen. Die Wirtschaftsprüfer setzen das Objekt auf Platz 4. Wird sie gewählt, gibt es Spielraum für eine Beitragssenkung

Q111 Haus 4

Das Objekt der Hamburger TAS-Gruppe in Braunsfeld bietet 9700 Quadratmeter ober- und gut 1600 Quadratmeter unterirdisch. Platz, um auch das IHK-Bildungszentrum und die Wirtschaftsbibliothek unterzubringen, die jetzt in angemieteten Räumen sind. 57,2 Millionen würde das Objekt die IHK kosten, das auf Platz 3 landet. 

I/D Cologne „Güterhaus“

Das mit Gesamtkosten von 64,5 Millionen für die IHK teuerste Objekt. Dennoch landet es auf den ersten beiden Plätzen. Auch hier können Bildungszentrum und Wirtschaftsbibliothek unterkommen. Es kann aber auch ein Fläche von 1300 Quadratmeter fremdvermietet werden, was als wirtschaftlichste Variante bewertet wird.

Das Objekt verfügt über knapp 12 000 Quadratmeter Fläche oberirdisch und 2400 Quadratmeter unterirdisch. „Überraschung: die teuerste Variante ist die billigste“, wundert sich der Bundesverband freie Kammern.

Die möglichen Beschlüsse

Die Vollversammlung soll nach einem Vorschlag der IHK-Spitze jede Sanierung endgültig verwerfen. Vorbehaltlich nötiger späterer Beschlüsse wird die Spitze letztlich ermächtigt, eine Immobilie zu kaufen und das alte Gebäude zu verkaufen.

Ob es dafür eine Mehrheit gibt, bleibt abzuwarten. Es gibt Kritik an der Vorlage, an den Kosten, die meist höher sind als der Kostendeckel für die Sanierung, und es gibt Kritik am Zeitpunkt der Abstimmung. Am 1. Oktober läuft schon die Wahl zur neuen Vollversammlung, die im Januar zusammenkommt. Die scheidende Versammlung würde also über das Domizil der neuen befinden.  

Rundschau abonnieren