Ersatz für Marcus NagelCarsten Schildknecht ist neuer Chef für Zurich

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Zurich hat einen neuen Chef.

Köln/Bonn – Vor vier Wochen erst hatte Zurich-Deutschland-Chef Marcus Nagel die Wachstumspläne des Versicherers vorgestellt. Von einem Wechsel an der Unternehmensspitze war da noch keine Rede. Jetzt hat sich der 52-Jährige entschieden, das Unternehmen zu verlassen, wie Zurich gestern mitteilte. Das überrascht. "Solche personellen Entscheidungen erfolgen nicht spontan", sagte allerdings Bernd O. Engelien, der Sprecher von Zurich Deutschland, ohne weitere Angaben zu machen. Nagel wolle sich künftig neuen beruflichen Herausforderungen stellen, heißt es in einer Mitteilung des Unternehmens. Gleichzeitig präsentierte Zurich einen Nachfolger.

Carsten Schildknecht (49) wird zum 1. Februar neuer CEO der Zurich Deutschland mit Sitz in Bonn. Der Diplom-Wirtschaftsingenieur hat an der Technischen Universität Darmstadt studiert und im Fachbereich Technologiemanagement promoviert. Als Unternehmensberater der Automobilbranche hat er seine Karriere begonnen und war dann in der Vermögensverwaltung der Deutschen Bank tätig.

Unter anderem verantwortete er die Integration der Sal. Oppenheim-Gruppe. Von 2013 bis 2016 konzipierte er als Chief Operating Officer (COO) des italienischen Versicherers Generali Group globale Programme zur Effizienzsteigerung, Digitalisierung und Kundenorientierung. Der damalige Vorstandschef der Generali-Gruppe Mario Greco ist heute Chef der Zurich-Gruppe. Zuletzt war Schildknecht Berater und Investor von Start-ups im Banken- und Versicherungssektor, den sogenannten FinTechs.

Seine Expertise im FinTech-Bereich und beim Einsatz von Technologien sowie Erfahrungen im Aufbau von Partnerschaften sollen der Zurich jetzt vor allem helfen. Und Effizienzsteigerung und agilere Organisation sowie bessere Kundenorientierung hat sie sich schon länger auf die Fahnen geschrieben. Beim Umbau sei die Zurich auch vorangekommen, und die Organisation sei mobiler geworden, hatte Nagel vor vier Wochen berichtet. Mitarbeiter sammeln etwa Erfahrungen in neuen bereichsübergreifenden Teams. Neue Arbeitsformen mit offener Architektur und ohne feste Schreibtische gibt es ab März am Standort Frankfurt für 900 bis 1000 Mitarbeiter. Das Konzept wird ab Ende 2019 in einem Neubau in Köln für etwa 2000 Beschäftigte verfolgt.

Auch auf neue Produkte, die vor allem auf jüngere Kunden zielen, setzt Zurich. Mit Picsurance erhalten sie Informationen zu 48 Versicherungsgruppen. Auch ein Onlineabschluss ist möglich. Dabei genügt ein Bild von dem zu versichernden Objekt. Zurich investiert kräftig in die IT. Im zweiten Quartal sollen außerhalb des Kfz-Bereiches 90 bis 95 Prozent der Geschäftsprozesse automatisiert ablaufen. Das spart Personal. Bis Ende 2018 will Zurich nach 2016 bekannt gegebenen Plänen 859 Stellen in Deutschland streichen. Derzeit hat der Versicherer noch 4600 Mitarbeiter.

Schrumpfen wird auch der Vorstand. Statt bislang zehn sollen nur noch sieben Vorstände das Unternehmen steuern. Neu an Bord ist bereits Torsten Utecht (49), er arbeitet sich ein und wird neuer Finanzvorstand. Bis März 2017 war er Generali-Finanzvorstand.

"Ich möchte Marcus Nagel für die positive Veränderung danken, zu der er in Deutschland geführt hat, und wünsche ihm alles Gute für seine kommende berufliche Herausforderung", so Gary Shaughnessy, Zurich CEO für Europa, den Mittleren Osten und Afrika. Nagel war erst 2016 zum Vorstandschef der Zurich Gruppe in Deutschland aufgestiegen. 2008 zum Unternehmen gekommen, war er seit 2011 Vorstand für das Ressort Lebensversicherung.

Nagel verabschiedet sich mit verbesserten Ergebnissen. Im ersten Halbjahr - neuere Zahlen liegen noch nicht vor - des abgelaufenen Jahres hatte Zurich Deutschland einen operativer Gewinn von 210 Millionen Euro erzielt. Im laufenden Jahr will Zurich in Deutschland in der Sachversicherung mit dem Markt wachsen, der Bereich Lebensversicherung soll um drei bis vier Prozent zulegen.

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