Interview mit IHK-Präsident„Wir müssen Gräben überwinden“

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Interview IHK Präsident

IHK-Präsident Werner Görg im Gespräch mit der Rundschau.

  • Die IHK muss ihren Traditionssitz in der Innenstadt aufgeben.
  • Am Donnerstag hat die Vollversammlung der IHK Köln mit einer deutlichen Mehrheit für den Standort in Mülheim gestimmt.
  • IHK-Präsident Werner Görg im Rundschau-Gespräch über den neuen Standort und die Arbeit der IHK.

Köln – Am Donnerstag ist die Vollversammlung der IHK Köln zu ihrer letzten Sitzung zusammengekommen, bevor im Januar die neu gewählte Versammlung zusammenkommt. Sie hat etwa Kostensenkungen von 500.000 Euro für das kommende Jahr beschlossen und vor allem den Umzug der Kammer ins Rechtsrheinische festgezurrt. Darüber, über Arbeit der letzten fünf Jahre und kommende Aufgaben sprach Ralf Arenz mit der IHK-Präsidenten Werner Görg.

Am Donnerstag hat die Vollversammlung der IHK Köln mit 46 Stimmen bei zwölf Gegenstimmen für den Kauf des Lofthauses als neues Kammerdomizil gestimmt. Hat Sie diese deutliche Mehrheit überrascht?

Es hat mich nicht überrascht. Die Sachzwänge für das Investment waren so stark, dass ich eine deutliche Mehrheit erwartet habe. Sind Sie vielleicht etwas wehmütig, dass die IHK ihren Traditionssitz in der Innenstadt aufgibt?

Ich bin sehr wehmütig und bedauere das sehr. Aber angesichts des Denkmalschutzes, der Inflationierung der Baukosten und der Ungewissheit, was einem bei der Sanierung eines alten Gebäudes erwartet, war eine Alternative zum Gebäude geboten. Mülheim liegt weniger zentral. Was spricht für den Standort?

Mülheim ist ein aufstrebender Standort und deshalb attraktiv. Außerdem ist Mülheim die Geburtsstätte der Industrie in Köln, so dass die Kammer an diese Wurzeln anknüpft. In 222 Jahren ist die IHK Köln übrigens acht Mal umgezogen. Jetzt gibt es den neunten Umzug. Aber Begeisterung darüber sähe bei Präsidium und beim Präsidenten anders aus. Fürchten Sie nicht, dadurch weniger wahrgenommen zu werden?

Die Wahrnehmung einer Kammer hängt im Wesentlichen an den Menschen. Für diese Wahrnehmung sind also Präsidium, Hauptgeschäftsführung und die ehrenamtlich Tätigen verantwortlich und nicht ein Gebäude. Aber in Mülheim hat die IHK Köln weniger Platz für Veranstaltungen. 

Ein Großteil der IHKen in Deutschland macht die meisten ihrer Veranstaltungen nicht im eigenen Haus. Das verändert die Wahrnehmung dieser Kammern offenbar nicht. Außerdem haben wir in Mülheim einen Veranstaltungsraum für 200 Personen. Hier können beispielsweise Vollversammlungen stattfinden. Der Raum ist auch teilbar für kleinere Veranstaltungen. Auch Räume für Sitzungen des Präsidiums und der Ausschüsse gibt es. Diese sind in den Plänen enthalten und auch im Preis für das Gebäude. Spüren Sie bereits Interessen am Kauf des alten Gebäudes in der Innenstadt?

Ja, und das können Sie unterstreichen. Ich bekomme Anrufe, in denen ein ausgeprägtes Interesse formuliert wird. Besichtigungen hat es noch nicht gegeben. Wenn der Kaufvertrag für das neue Gebäude unterzeichnet ist, werden wir ein geordnetes Ausschreibungsverfahren für den Verkauf aufsetzen. Wir sind aber zuversichtlich, dass wir beim Verkauf einen guten Preis erzielen werden. Wie beurteilen Sie die geleistete Arbeit der letzten Legislaturperiode?

Die Arbeit der letzten fünf Jahre ist nicht von der Diskussion um die Immobilie geprägt. Wir haben Einfluss genommen auf die Verwaltungen in Köln, der Region und in NRW in Bezug auf Fragen, die wichtig für die Wirtschaft sind. Können Sie Beispiele nennen?

Die Wirksamkeit eines Kammerpräsidenten ist davon abhängig, dass er Vertraulichkeit wahrt über diese Gespräche. Wenn nicht, redet keiner mehr mit mir. Es ging aber etwa um die Wirtschaftsförderung der Stadt Köln, um fairen Steuerwettwettbewerb unter den Kommunen oder um Haushaltsplanung. Wir haben uns kritisch damit auseinandergesetzt, ob die Stadt Köln eine Haushaltsplanung erst Ende des laufenden Jahres verabschiedet. Das ist dann keine Planung mehr. Jetzt ist Köln aber auf einem richtigen Weg.

Ich hatte manchmal den Eindruck, dass sich in der Vollversammlung Lager gegenüberstehen und durchaus Gräben entstanden sind. 

Ich habe die Arbeit als sachlich und respektvoll im Umgang miteinander wahrgenommen. Dass es unterschiedliche Auffassungen in der Sache gibt, ist normal. Persönliche Angriffe darf es aber nicht geben. Wenn Sie aber grundlegend andere Auffassungen als Gräben bezeichnen, widerspreche ich nicht. Die dürfen wir dann aber nicht vertiefen, sondern müssen sie vielmehr überwinden. 

Gibt es etwas, was Sie im Nachhinein gerne anders gemacht hätten?

Mehr Engagement geht immer. Ich blicke aber – und hoffentlich alle anderen auch - zufrieden auf meine Arbeit zurück.

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Stehen Sie für eine weitere Amtszeit zur Verfügung? 

Wenn ich für das Amt des Präsidenten vorgeschlagen werde, stehe ich für eine weitere Amtszeit zur Verfügung. Was erwarten Sie von der nächsten Vollversammlung?

Ein vollständiges Bild von der nächsten Vollversammlung habe ich noch nicht. Ich habe etwa noch nicht mit allen neu Gewählten persönlich sprechen können. Ich kann auch nicht einschätzen, welche Rolle die Initiative New Kammer spielen wird. Falls da aber Gräben entstanden sein sollten, sollten die aufgefüllt werden.  

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